Die Autobahn am Hochrhein ist eine unendliche Geschichte. Eigentlich eine nicht nur für die Wirtschaft in der Region enorm wichtige „Lebensader“ von Ost nach West. Die Umsetzung scheitert aber immer wieder an unterschiedlich hohen Hürden. So ist die Autobahn 98 bis heute ein Flickenteppich und an vielen Stellen mehr Ortsumfahrung als echte Autobahn. Viele Bürger verzweifeln an bürokratischen, planerischen und politischen Winkelzügen.
Ein Punkt war bisher auch die Uneinigkeit der Kommunen über die Trassenführung. Es scheinen sich bei der Berg- und Talfahrt von Planung und Realisierung aber nun Lösungen abzuzeichnen. „Bei der Autobahn 98 wurde mit der Einbindung der Deges ein großer Schritt nach vorne getan. Planung und Realisierung der Abschnitte 6, 8 und 9 (Schwörstadt – Murg und Hauenstein – Tiengen/West sowie die Abfahrt Hauenstein) sind somit in einer Hand. Das sollte nun zügig vorangehen“, sagt Landrat Martin Kistler.
Was macht die Deges?
Im April 2018 erfolgte die Übergabe der Planungsabschnitte A 98.6 und A 98.8/9 einschließlich der Abfahrt bei Hauenstein in einem Gesamtpaket an die Deges (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH). Das bedeute, dass nun die Planungen zu allen Abschnitten parallel angegangen werden, heißt es auf Anfrage dieser Zeitung bei der Deges.
Derzeit werden die Unterlagen gesichtet und ausgewertet. „Es ist geplant, die weiteren Planungsleistungen auszuschreiben und 2019 zu vergeben. Zum weiteren zeitlichen Ablauf kann zum derzeitigen Zeitpunkt noch keine Aussage gemacht werden“, heißt es in der Stellungnahme weiter. Zu gegebenen Zeitpunkten werde die Deges die Öffentlichkeit zum Projektfortschritt und den weiteren Schritten informieren.
Welche Pläne gibt es, die A 98 zukunftsfähig zu machen?
Am Ende der A 98 östlich von Waldshut-Tiengen teilen sich die Verkehrsströme und -mengen in Richtung Osten (Schaffhausen/Schweiz) auf die B 34 und in Richtung Norden auf die B 314. Hier ist keine Autobahn mehr erforderlich“, heißt es aus dem Landes-Verkehrsministerium in Stuttgart.
Die Fortsetzung der A 98 von der Ausfahrt Lauchringen über Geißlingen bis nach Jestetten an die Grenze als „A 98, Abschnitt 10.3“ und „A 98, Abschnitt 11“ ist deshalb seit 2004 nicht mehr im Bedarfsplan des Bundes enthalten. „Über die Fortführung der A 98 über Schweizer Gebiet laufen bereits seit längerer Zeit keine konkreten Verhandlungen“, heißt es in der Stellungnahme. Die Ortsumfahrung Oberlauchringen werde somit als Abschluss der A 98 angesehen. Eine Verkehrsfreigabe sei voraussichtlich Ende 2021 vorgesehen.
Welche Maßnahmen werden für die Verkehrssicherheit umgesetzt?
Zur Verbesserung der Verkehrssicherheit und Leistungsfähigkeit auf der B 314 ist zwischen dem Ende der A 98 und Grimmelshofen auf verschiedenen Abschnitten mittelfristig ein dreistufiger Ausbau vorgesehen, erläutert das Verkehrsministerium. Im weiteren Verlauf der Verkehrsachse sehe der Bedarfsplan 2016 weitere Maßnahmen wie Ortsumfahrungen um Grimmelshofen, Randen und Zollhaus vor.
Wie ist der aktuelle Stand bei den Bauabschnitten?
Beim Abschnitt 5 Karsau-Schwörstadt (erste Fahrban) läuft die Offenlage des Planfeststellungsverfahrens. Beim Abschnitt 6 (Schwörstadt- Bad Säckingen – Murg (erste Fahrbahn) sollen bis Ende 2018 die Ergebnisse der Heilquellen-Bohrungen vorliegen. Verschiedene Trassenvarianten wurden im Bürgerforum diskutiert. Alle Varianten wurden dem Bund vorgelegt.
Wie kommt die „Waldshuter Plattform“ voran?
Der Waldshuter Kreistag hat am 16. Mai 2018 der Plattform zugestimmt. Zuvor gab es Gespräche mit den betroffenen Gemeinden und der Bürgerinitiativen, erklärt der Landkreis Waldshut. Ein erster Kontakt mit der Deges-Geschäftsführung habe bereits stattgefunden. Es gab auch eine Veranstaltung in Bad Säckingen mit dem Regierungspräsidium, bei dem der Geschäftsführer der Deges dabei war. Sobald die Deges in die Materie eingearbeitet sei, werde es im Herbst eine Auftakt-Veranstaltung geben.
Wie ist der Stand bei den Probebohrungen zum Schutz der Heilquellen?
Die Untersuchungen und Auswertungen sind noch nicht fertiggestellt, im Herbst 2018 werden wohl belastbare Ergebnisse vorliegen, erklärt das Landratsamt Waldshut. Es gehe nun darum, über einen längeren Zeitraum das Grundwasseraufkommen, die Strömungen und die Speisung der Quellen zu untersuchen und zu analysieren, um eine verlässliche Prognose abzugeben.
Was ist sonst noch im Gespräch?
Das Regierungspräsidium Freiburg erarbeitet derzeit eine Verkehrsstudie von Lörrach bis Konstanz. Dazu gehören auch Gespräche über weitere Rheinbrücken. Der Landkreis Waldshut bringt sich hier durch seine guten Kontakte zum Kanton Aargau fachlich und vermittelnd ein, heißt es aus dem Landratsamt. In Schwörstadt sind die „Bürger in Not“. Seit Jahren kämpft die Bürgerinitiative um eine Entlastung und ging dafür schon viele Male auf die Straße.
Täglich quälen sind Autoschlangen und Lastwagen-Kolonnen durch den kleinen Ort im Landkreis Lörrach. „Im Bezug auf Schwörstadt unterstützen wir die Haltung des Landkreises Lörrach“, schreibt das Landratsamt Waldshut. Und da funktioniere die kurze Trasse eben nicht. Bezüglich Wehr/Bad Säckingen hat sich der Landkreis Waldshut mit dem Regionalverband und den Städten Wehr und Bad Säckingen auf die sogenannte Konsenstrasse festgelegt.
Welche Tunnelvariante ist in Rheinfelden realistisch?
Der Landkreis Waldshut unterstützt die Überlegungen der Stadt Rheinfelden für eine längere Überdeckelung des Tunnels. Damit möchte man positive Lösungen zugunsten der Bevölkerung und Umwelt erreichen.
Die Deges
Als Projektmanagementgesellschaft nimmt die Deges (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH) die Funktion als Bauherr ohne hoheitliche Aufgaben wahr. Der private Dienstleister koordiniert, optimiert und kontrolliert die Leistungen externer Planer, Grunderwerber, Bauüberwacher, Bauunternehmen und sonstiger ausgewählter Dienstleister. Die Deges übernimmt unter anderem Planung und Baudurchführung. Deren Aufgabe ist somit, Verkehrswege wirtschaftlich zu planen, kostengerecht zu steuern, die Baumaßnahmen abzunehmen, die Abrechnung sicherzustellen und die fertigen Bauwerke termingerecht und in hoher Qualität an die Kunden zu übergeben. (Quelle: Deges)
Die Serie
In einer Serie beleuchten wir die Verkehrssituation am Hochrhein. Wir blicken auf die Dauerbaustellen A 98, die langersehnten Ortsumfahrungen in Jestetten, Grimmelshofen und Oberlauchringen, die Elektrifizierung der Hochrheinbahn und den Flugläm.
Auftakt: Überblick
Teil 1:Hochrheinstrecke
Teil 2: Hochrheinstrecke
Teil 3: Ortsumfahrung
Teil 4: Autobahn 98