Carla Stampfli

Beim Widerstand von Gemeinden im Schweizer Kanton Aargau gegen das neue Konzept des Flughafens Zürich steht die neu geplante Startroute 28 im Zentrum. Verschiedene Gemeinden fordern eine Verschiebung. Am Donnerstag lief die Anhörungsfrist der Gemeinden zum künftigen Betrieb des Flughafens Zürich ab. Die Anpassungen, die im Objektblatt des Sachplans Infrastruktur der Luftfahrt (SIL) angebracht werden sollen, haben Auswirkungen. So werden Gemeinden im Aargauer Limmattal und am Rohrdorferberg, etwa Wettingen, Neuenhof, Niederrohrdorf, Oberrohrdorf und Remetschwil deutlich mehr Fluglärm ertragen müssen. Das Surbtal und die Gemeinden unter der Mutschellenroute wie Spreitenbach, Bergdietikon und Bellikon werden hingegen entlastet. Bekanntlich wehren sich auch deutsche Anrainer gegen die neuen Anflugpläne.

Gegen das neue Betriebskonzept formierte sich in den vergangenen Wochen Widerstand: Der Verein für erträglichen Fluglärm Baden-Wettingen (VefeF) forderte bereits Mitte November in einem Aufruf, dass es unter anderem keine Verlegung der Startroute ab Piste 28 nach Westen brauche, weil dies keinen Sicherheitsgewinn mit sich bringe. Auch an diversen Gemeinden zeigten sich Bürger besorgt über die drohende Mehrbelastung. Zudem lancierten Bewohner von Remetschwil und Wettingen über eine Plattform im Internet zwei Petitionen gegen Fluglärm – letztere hat die Zahl nötiger Unterstützer sogar schon übertroffen.

Gemeinden kritisieren die geänderten Anflugrouten scharf

Der Große Rat des Kantons Aargau erklärte vergangene Woche eine Bewegung für dringlich. Doch was ist mit den Gemeinden – um die es bislang eher ruhig geblieben ist? Eine Umfrage zeigt: Sie waren nicht inaktiv. Die Exekutive von Oberrohrdorf beispielsweise hat eine "umfassende Stellungnahme" verfasst, die in Absprache mit dem Schutzverband der Bevölkerung um den Flughafen Zürich (SBFZ), der IG West sowie dem Kanton Aargau erfolgt ist.

Im Schreiben an das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) fordert sie, dass die neu geplante Flugroute, die unmittelbar über das Wohngebiet von Oberrohrdorf führt, so nicht umgesetzt werden dürfe. Es sei die Alternativroute von Skyguide oder des Kantons festzulegen. Aus Sicht des Gemeinderats dränge sich aber ohnehin "keine Routenänderung gegenüber der heutigen Situation auf". Auch wird verlangt, die Starts und Landungen so zu planen, dass Flugbewegungen zum Verspätungsabbau zwischen 23 und 23.30 Uhr nur ausnahmsweise stattfinden.

Die Gemeinde Wettingen, die mit bis zu 100 Flugbewegungen pro Tag belastet werden soll, schreibt in ihrer Stellungnahme zu den Flughafenplänen: Es sei nicht akzeptabel, dass die Lärmbelastung infolge der geänderten Abflugrouten weiter in den Aargau verschoben wird und das dicht besiedelte Gemeindegebiet markant belastet werden soll. Es werde zwar anerkannt, dass der Flughafen Zürich eine wichtige Bedeutung für den Standort Schweiz und die Kantone Aargau und Zürich habe. "Nur soll sich dessen Entwicklung, unter sorgfältiger Abwägung der gesundheitlichen Nachteile, nach der lärmbetroffenen Bevölkerung richten."

"Die Fluglärmthematik wurde unter den Gemeinden intensiv diskutiert"

Auch die Gemeinden Würenlos und Neuenhof haben eine eigene Stellungnahme verfasst: Darin verlangen sie unter anderem, dass die heutige Abflugroute ab Piste 28 nicht weiter in Richtung Westen verschoben wird.

Die Kritik, die Gemeinden würden sich im Kampf gegen Fluglärm zu wenig einsetzen, weist Neuenhofs Gemeindeammann Susanne Voser ab: "Die Fluglärmthematik wurde unter den Gemeinden intensiv diskutiert." Sowohl innerhalb des Planungsverbands Baden Regio, dem 26 Gemeinden angehören, als auch unter den Gemeinden, die durch das neue Betriebskonzept stärker belastet würden. Der Niederrohrdorfer Gemeinderat Reto Grunder lässt die Kritik ebenfalls nicht gelten: "Die Gemeinden beschäftigen sich seit Jahren auf verschiedenen politischen Ebenen mit dem Thema Fluglärm und versuchen, so durch einen aktiv geführten Dialog eine verträgliche Lösung für alle Beteiligten zu finden."

Niederrohrdorf setzt wie Remetschwil nicht auf eine individuelle, sondern auf eine regionale Stellungnahme. Dies, weil mit gebündelten Kräften eine größere Wirkung erzielt werden könne, begründen sie. So unterstützt Niederrohrdorf die gemeinsame Stellungnahme der Allianz N-O-W, der Fluglärmorganisationen im Norden, Osten und Westen des Flughafens Zürich. Jedoch mit der Zusatzbemerkung, dass auf die neu geplante Flugroute zugunsten der Alternativrouten von Skyguide oder des Kantons verzichtet werden soll. Die Stellungnahme von Remetschwil wie auch diejenige von Killwangen ist im Rahmen von Baden Regio geschehen.