Die letzte Sitzung des Waldshuter Kreistags vor der Sommerpause hatte es in sich. Neben dem medizinischen Konzept für den geplanten Gesundheitscampus in Bad Säckingen ging es – einmal wieder – auch um die stationäre Gesundheitsversorgung im Landkreis.

Keine Entlastung für Ex-Geschäftsführer

Dabei wurde der Jahresabschluss 2016 der Spitäler Hochrhein GmbH mehrheitlich gutgeheißen. Den früheren Geschäftsführern verweigerte das Gremium bei seiner Sitzung in der Schwarzwaldhalle in Grafenhausen indes ausdrücklich die Entlastung.

Mit Ausnahme einer kritischen Wortmeldung wurden auch die Erweiterungspläne für das Spital Waldshut wortlos zur Kenntnis genommen.

11,4 Millionen Euro Verlust in 2016

Auch wenn der Fehlbetrag für 2016 11,4 Millionen Euro beträgt, sprach Klinik-Geschäftsführer Hans-Peter Schlaudt von einem besseren Ergebnis als erwartet. Zugleich machte er den Kreisräten Hoffnung, dass eine Genesung der Spitalfinanzen nahe.

So solle der Verlust für das laufende Geschäftsjahr die im vergangenen Jahr vorgestellten Planwerte erreichen und voraussichtlich bei 2,5 Millionen Euro liegen.

Neuer Chefarzt für die Notfallaufnahme

Nach dem Rückblick auf die "turbulenten Jahre", richete Schlaudt den Blick nach vorne und präsentierte dem Gremium jene Maßnahmen, mit denen das Spital in Waldshut ertüchtigt und zu einem modernen Haus für den gesamten Landkreis gemacht werden soll.

Dies soll unter anderem mit moderner Technik, wie einem neuen CT (Computertomographen), Prozessverbesserungen, einem neuen Chefarzt für die Notaufnahme (er tritt seinen Dienst am 1. August an), einer Digitalisierung des gesamten Krankenhauses (unter anderem W-Lan für die Patienten) und allen voran mit einem dreigeschossigen Anbau erreicht werden.

Rückbau nach acht bis zehn Jahren

Der "Interimsanbau" soll laut Schlaudt auf Stelzen über dem Haupteingang errichtet werden. Nach Inbetriebnahme des geplanten Zentralkrankenhauses soll das in Modulbauweise geplante Gebäude wieder zurückgebaut werden.

Nicht am geplanten Anbau selbst, wohl aber am Vorgehen von Kreisverwaltung und Klinikleitung entzündete sich eine Kritik von Kreisrat Josef Klein (Freie Wähler).

Die Kreisräte, so Klein, müssten aus den Worten und Vorlagen Vertrauen schöpfen können. Dies sei bei der Waldshuter Spitalerweiterung nicht der Fall. Bislang sei nicht von einem Anbau die Rede gewesen.

Landrat verteidigt Anbau-Lösung

Landrat Martin Kistler erwiderte Kreisrat Klein, dass "wir eine bestmögliche Versorgung für die Patienten wollen". Es brauche ein ertüchtigtes Spital, um den medizinischen Standard zu halten, um so mit einem neuen Zentralkrankenhaus nahtlos "in eine gute medizinische Zukunft zu starten".

Hans-Peter Schlaudt begründete die bauliche Erweiterung (die nicht mit einer Erhöhung der Bettenzahl einhergehen soll) mit einer besseren Förderfähigkeit durch das Stuttgarter Sozialministerium. Schlaudt: "Unterlassene Instandhaltung ist nicht förderungsfähig."

Denzinger fordert mehr Gespräche

Klaus Denzinger (FDP) forderte Hans-Peter Schlaudt nachdrücklich auf, auch die Ärzte im westlichen Teil des Landkreises, namentlich jene aus Wehr, in die Diskussion um die künftige stationäre Gesundheitsversorgung miteinzubinden. Denzinger: "Wenn sich hier nicht gravierend etwas ändert, werden Sie (Schlaudt, Anm. der Red.) die prognostizierten Ziele nicht erreichen."

Außerdem forderte Denzinger Zeitpläne für die Neustrukturierungen und die Investitionen ein. Laut Landrat Kistler liefen die Gespräche mit den niedergelassenen Ärzten bereits.