Weil der Lehrermangel seit Jahren anhält, versucht das Schulamt Lörrach die Lücken mit Quereinsteigern zu schließen, denen das zweite Staatsexamen eines Lehramtsstudiums fehlt.

Sophie Deitmer: Die Muttersprachlerin

Oftmals mangelt es gar nicht an der Qualifikation, sondern lediglich an der Anerkennung derselben durch die Bürokratie: Sophie Deitmer ist gebürtige Französin, studierte Germanistik und „Französisch als Fremdsprache“ in Chamberry.

Sophie Deitmer
Sophie Deitmer | Bild: Obermeyer, Justus

Der Liebe wegen siedelte sie nach Deutschland über – genauer gesagt nach Bremen. Ihr französisches Examen wurde dort problemlos als Staatsexamen anerkannt. Sie fand auch recht schnell eine Anstellung an einer Grundschule in Bremen und große Freude am Beruf als Lehrerin und am täglichen Schulleben.

„Als mein Mann beruflich nach Süddeutschland wechselte, dachte ich eigentlich, ein Wechsel an eine dortige Grundschule sei kein Problem“, so Deitmer. Doch weit gefehlt: Eine Anerkennung wie in Bremen kam für das Schulamt damals nicht in Frage, selbst eine befristete Anstellung lehnte die Behörde trotz Deitmers Erfahrung zunächst ab.

Sophie Deitmer überbrückte die Zeit als Dozentin der Volkshochschule und an der Dualen Hochschule in Lörrach.

„Weil mir das tägliche Schulleben fehlte, fragte ich nach einigen Jahren erneut beim Schulamt nach Möglichkeiten einer Anstellung nach.“
Sophie Deitmer

Zwischenzeitlich hatte sich der Lehrermangel in der Region so sehr verschärft, dass händeringend nach Quereinsteigern gesucht wurde.

Sie bekam im November 2018 eine Stelle an der Gemeinschaftsschule in Wehr – allerdings nur befristet auf acht Monate. Ihr Abschluss wurde jedoch weiterhin nicht als Qualifikation für eine unbefristete Stelle anerkannt. Aktuell hat die Französischlehrerin ihren zweiten befristeten Vertrag.

Das könnte Sie auch interessieren

Brita Riina: Die staatlich geprüfte Sportlehrerin

Viele der Quereinsteiger an den Schulen kommen durch Zufälle zum Lehrerberuf: Brita Riina beispielsweise absolvierte in Karlsruhe die Ausbildung zur staatlich geprüften Sport- und Gymnastiklehrerin.

Brita Riina
Brita Riina | Bild: Obermeyer, Justus

Als sie hörte, dass ihr Kind an der Wehrer Talschule wegen Lehrermangels keinen Schwimmunterricht erhalten sollte, wurde sie beim damaligen Rektor Josef Klein vorstellig, der sie sofort verpflichtete: Zwar nicht als Lehrerin, sondern als „Mitarbeiterin für den Schwimmunterricht“.

Kontakt zur Wehrer Realschule bekam Riina als Schulbegleiterin eines Kindes mit Handicap. Als an der Schule ein Sportlehrer ausfiel, bekam sie als Quereinsteigerin eine Stelle – aber natürlich nur befristet. Mittlerweile hat sie auf freiwilliger Basis mehrere Lehrerfortbildungen absolviert. „Ohne Eigeninitiative ist man im falschen Beruf“, so Riina. Ihr Ziel: Noch ein weiteres Fach unterrichten.

„Ich will mich so interessant machen, dass es für eine Entfristung reicht.“
Brita Riina

Ob sich dadurch tatsächlich die Chancen auf eine unbefristete Stelle erhöhen, bleibt aber fraglich. Denn das Kultusministerium pocht bislang auf das zweite Staatsexamen, das erst nach einem anderthalbjährigen Referendariat möglich ist.

Dass Riina in ihrer Ausbildung durchaus einen pädagogischen Hintergrund hat und in ihrem Lebenslauf bereits entsprechende Erfahrungen gesammelt hat, zählt nicht. Eine dem Staatsexamen gleichwertige Qualifizierung ist nicht vorgesehen. Für die engagierte Lehrerin frustrierend: „Ich habe so viele Ideen im Kopf. Aber die Befristung bremst einen, weil man nicht über das Schuljahresende hinaus planen kann.“