Bessere Preise für ihre Produkte, Abbau der Bürokratie, mehr gesellschaftliche Anerkennung für ihre Arbeit: Aufgerufen vom Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband (BLHV) gingen dafür am Mittwoch in Bad Säckingen rund 200 Landwirte auf die Straße. Der Wegfall der Beihilfe für Agrardiesel spielte nur am Rande eine Rolle. „Die Einsparmaßnahmen der Regierung haben das Fass zum Überlaufen gebracht“, sagte Clemens Speicher aus Ibach, Vorsitzender des BLHV-Kreisverbands Bad Säckingen, bei einer Kundgebung auf dem Münsterplatz. Sternfahrt und Demonstration waren Teil der bundesweiten Protestwoche gegen die Kürzung landwirtschaftlicher Subventionen.

Bei eisiger Kälte waren die Landwirte in einer Sternfahrt bis aus Todtmoos, Ibach und Dettighofen nach Bad Säckingen gekommen, etwa 70 davon auf Traktoren. Punkt 11 Uhr rollte hupend die 60 Zugmaschinen zählende Hauptkolonne über die Scheffel- auf die Austraße ein. Sie kam aus Rickenbach, das für die Wälder Bauern als Treffpunkt für die Protestfahrt hinab ins Tal gedient hatte.
Ein Teil der Bauern fuhr nach der Ankunft in Bad Säckingen sofort wieder zurück zur Arbeit. Die Mehrzahl stellte ihre Maschinen auf dem Festplatz ab und zog zu Fuß in Begleitung von zwei Traktoren auf den Münsterplatz, wo um 11.30 Uhr die Kundgebung beginnen sollte.

Meist waren es Männer, deren Arbeitskleidung augenfällig verriet, dass sie um diese Zeit normalerweise auf dem Feld oder im Wald zu tun hätten. Einige trugen Plakate in der Hand. Diese richteten sich gegen die Politik der Regierungskoalition („Zieht der Ampel den Stecker“), betonten die Rolle der Landwirtschaft für die Gesellschaft („Ohne Landwirtschaft wären wir hungrig, nackt und nüchtern“) oder verwahrten sich gegen eine politische Vereinnahmung des Protests („Landwirtschaft ist farbig, nicht braun“).

In den vergangenen zehn bis 20 Jahren habe sich die Situation der Bauern immer mehr verschlechtert, rief BLHV-Kreisvorsitzender Speicher auf dem Münsterplatz den ihm im Halbkreis umrundenden Kundgebungsteilnehmern zu: „Es langt uns jetzt!“ Arbeitsbelastung und Kosten seien stetig angestiegen, der Erlös halte damit längst nicht mehr Schritt. Der Flächenverbrauch für Verkehr, Siedlung und Gewerbe entziehe die Grundlage für ihre Produktion, die ökonomische Nutzung der verbliebenen Flächen werde durch immer striktere Naturschutzauflagen erschwert. Jetzt drohten neue Einschränkungen bei der Bewirtschaftung des Walds.


Speicher verwahrte sich dagegen, dass die Landwirte der Gesellschaft auf der Tasche liege: „Wir bekommen keine Subventionen, sondern Ausgleichszahlungen für unsere Arbeit, die wir für die Offenhaltung der Kulturlandschaft leisten.“ Dadurch leisteten die Bauern einen wichtigen Beitrag für Erholung und Tourismus. „Das gehört honoriert!“ Der BLHV-Kreisvorsitzende Speicher forderte auch Anerkennung und Respekt ein für die Leistungen, die die Landwirte für die Gesellschaft erbrächten.

Wer mehr Bioprodukte fordere, müsse bereit sein, beim Einkauf den angemessenen Preis dafür zu bezahlen, sagte Speicher. Weil sie mit Bauern in anderen Teilen Europas und der Welt konkurrierten, dürften die deutschen Bauern nicht einseitig durch Vorschriften belastet werden. „Wer hohe Standards etwa beim Tierwohl will, muss gewährleisten, dass wir nicht überschwemmt werden mit Lebensmitteln aus dem Ausland.“

Speicher rief die Landwirte auf, sich zu engagieren, damit ihr Berufsstand weiter eine Zukunft habe. Dies gelte für die Vertretung der eigenen beruflichen Interessen im Bauernverband ebenso wie in der Politik. Speicher ermunterte die Landwirte, sich bei den anstehenden Kommunalwahlen als Bewerber zur Verfügung zu stellen und sich an den Europawahlen zu beteiligen: „Wir haben hier eine Demokratie und können mitbestimmen. Woanders geht das nicht – geht also bitte wählen!“