
Eine Prämie, die Mieter erhalten, wenn sie in kleinere Wohnungen umziehen? Diese Idee wird in Baden-Württemberg in mehreren Kommunen umgesetzt, um der Wohnungsnot entgegenzuwirken. Denn die trifft in größeren Städten Familien in besonderem Maße. Mannheim beispielsweise will bis zu 5000 Euro auszahlen, wenn Mieter sich räumlich verkleinern.
Doch auch wenn der Wohnungsmangel zunimmt, die Idee einer Prämie ist nicht neu. Am Hochrhein gibt es sie bereits seit mehr als 30 Jahren – allerdings nur in einer Stadt. Die Wohnbau Lörrach, an der die Stadt Lörrach 82 Prozent des Stammkapitals hält, gewährt bereits seit 1990 Umzugsprämien, wie Geschäftsführer Thomas Nostadt auf Nachfrage des SÜDKURIER erklärt.

„Diese betragen 1000 bis 2.500 Euro, gestaffelt nach Größe der freiwerdenden Wohnung“, präzisiert er. Einen Teil dieser Kosten übernimmt die Stadt Lörrach, etwa 1000 Euro je Umzug, so Nostadt.
Beantragen kann laut Aussage des Geschäftsführers die Prämie jeder Mieter, der einen Mietvertrag für eine Wohnung im Miethausbesitzs der Gesellschaft hat und in eine kleinere Wohnung des Wohnbau-Bestands umzieht. „In den 1990er-Jahren haben wir rund 15 bis 30 Prämien im Jahr gewährt. In den vergangenen Jahren waren es durchschnittlich etwa fünf Prämien jährlich“, konkretisiert Nostadt. Im laufenden Jahr seien bisher zwei Prämien ausbezahlt worden.
Gibt es auch im Kreis Waldshut eine Prämie?
Während das Konzept der Umzugsprämie in Lörrach erprobt ist, ist im östlichen Nachbarkreis eine solche Prämie nicht bekannt. Der Kreismieterverein Waldshut hat seine Schwerpunkte in der Großen Kreisstadt Waldshut-Tiengen und Bad Säckingen – dort, wo der Wohnungsmarkt am angespanntesten ist. Auf Nachfrage des SÜDKURIER informiert Kathrin Mehlin, dass zu dem Thema Umzugsprämie bislang noch nichts beim Verein angekommen sei.

Auch bei der Baugenossenschaft Familienheim Bad Säckingen sind keine Beispiele von Prämienzahlungen bei Umzügen im Kreis Waldshut bekannt. Wie der Geschäftsführende Vorstand Fridolin Singler auf Nachfrage erklärt, sei derzeit keine Prämienzahlung geplant. Allerdings sieht er auch Vorteile: „Eine Umzugsprämie könnte unserer Einschätzung nach zu einer besseren Verteilung beziehungsweise Belegung der Wohnungen führen.“ Doch der Wohnungsmarkt am Hochrhein stehe vor einer größeren Herausforderung. „Unser Hauptproblem sind die am Markt fehlenden Neubauwohnungen“, so Singler.
Ein Blick auf die Mieten
Doch mit welchen Preisen je Quadratmeter müssen Mieterinnen und Mieter in Lörrach, Bad Säckingen oder Waldshut-Tiengen generell rechnen? Hier ein Blick auf die Bestandsmieten laut Zensus und die Angebotsmieten:
Das kosten Mietwohnungen in Lörrach
Im Landkreis Waldshut ist Bad Säckingen aktuell das teuerste Pflaster:
Das kosten Mietwohnungen in Bad Säckingen
Das kosten Mietwohnungen in Waldshut-Tiengen
Eine Übersicht über die Mieten in jedem Ort im Landkreis Waldshut haben wir hier für Sie zusammengestellt.
Wie erfolgreich ist die Umzugsprämie?
Doch wie erfolgreich ist das Werkzeug der Prämienzahlung eigentlich? Dazu hat Lörrachs Wohnbau-Geschaftsführer Thomas Nostadt eine klare Einschätzung: „Alleine die Umzugsprämie bringt meines Erachtens keine relevante Marktentlastung, sie wirkt eher als ‚Türöffner‘.“ Entscheidend seien passende Mietangebote – barrierefreie, attraktive und preiswerte Wohnungen im gleichen Wohnquartier – und die kundenspezifische Ansprache.
Ebenfalls entscheidend aus seiner Sicht: „Wichtig ist auch eine ausgewogene Mietenpolitik, die keine ‚vergessenen‘ Altmietverhältnisse mit extrem tiefen Mieten von vier bis fünf Euro je Quadratmeter zulässt.“ Ansonsten würde sogar der Umzug in relativ günstige, kleinere Wohnungen zu höheren Mietbelastungen der betroffenen Personen führen.