Welche Rolle spielten das Coronavirus und die Pandemie-bedingten Vorschriften im vergangenen Jahr bei der Polizei auf Schweizer Seite des Hochrheins? Auf den ersten Blick sieht der Jahresbericht der Regional­polizei Unteres Fricktal (Repol) aus wie immer. Zwölf Seiten voll­gepackt mit Zahlen, Fakten und Statistiken zum Jahr 2020. Aber: Wer die Zahlen genau anschaut, dem fällt auf, dass das corona­bedingt außergewöhnliche Jahr auch an der Regionalpolizei nicht spurlos vorübergegangen ist.

„Natürlich lässt sich der Zusammenhang nicht immer genau belegen. Die Interpretation, dass es einen Zusammenhang gibt, ist aber oft durchaus naheliegend“, sagte Walter Jucker, Vizeammann von Rheinfelden und politischer Vertreter der Repol-Konferenz, im Rahmen einer Medienkonferenz.

325 Corona-Bußgelder

Unbestritten ist der Zusammenhang im Bereich Bußen: Beim ersten Lockdown im Frühjahr 2020 konnten Übertretungen wegen Menschenansammlungen und Nichteinhalten des Mindestabstands mit einer Ordnungsbusse geahndet werden. Insgesamt 325 solcher Bussen hat die Repol ausgestellt. Insgesamt wurden durch Bussen – inklusive Verkehrs- und Geschwindigkeitsbußen – rund 1,3 Millionen Franken eingenommen. Der zu verteilende Nettoaufwand lag bei rund 1,08 Millionen Franken und damit gut 17 Prozent unter Budget.

Bei den Polizeiaufgeboten verzeichnete die Repol gar einen Rekord. 1823 Mal wurde sie 2020 aufgeboten. Das entspricht einer Zunahme von 249 Aufgeboten oder knapp 16 Prozent gegenüber 2019. Repol-Chef Hansueli Loosli: „Die Zunahme dürfte primär auf die Meldungen von Verstößen gegen die Pandemievorschriften zurückzuführen sein.“

Die Coronabußen seien im Großen und Ganzen „gut akzeptiert“ worden, sagt Loosli weiter. „Entscheidend ist auch, wie die Beamten auf die Menschen zugehen. Darauf legen wir ein besonderes Augenmerk.“

Mit Maske lässt sich das Alter schwer schätzen

In mehreren Bereichen liegt die Vermutung nahe, dass die Pandemie einen Einfluss hat. So etwa bei den Alkoholtestkäufen. Insgesamt wurden 32 Testkäufe durchgeführt. In fast der Hälfte der Fälle wurde Alkohol an Jugendliche abgegeben. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr lag die Übertretungsquote bei 71 Testkäufen bei 21 Prozent. Loosli sieht einen Grund bei der Maskenpflicht: „Das Schätzen des Alters ist mit Schutzmaske deutlich schwieriger.“

Ebenfalls einen Zusammenhang mit der Pandemie vermuten Loosli und Jucker bei den fürsorglichen Unterbringungen, die im Vergleich mit 2019 um fast 50 Prozent (von 50 auf 74 Fälle) gestiegen sind. Jucker: „Die Pandemie ist gerade für gesundheitlich und psychisch angeschlagene Menschen eine große Belastung. Das zeigt sich in anderen Bereichen – und wohl auch hier.“

Entsprechend rechnete die Regionalpolizei eigentlich auch bei den Berichten zu Häuslicher Gewalt mit einer Zunahme. Allerdings wurden hier mit 83 Berichten sogar weniger Fälle verzeichnet als im Vorjahr (92). Über die Gründe dafür könne nur spekuliert werden, so Loosli. Einfluss hatte wohl, dass „es mit Corona einen gemeinsamen Feind gab“, wie er es ausdrückt.

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