Neue Krimi-Reihe
Da seine bewährten Hamilton-Krimis nach acht Bänden etwas auserzählt sind, hat Ralf Göhrig eine neue Reihe mit einer jungen Ermittlerin gestartet.
Mit „Dead End Justice“ kam der erste Fall für Harriet Fox heraus. Seinem Schauplatz England ist der Krimiautor und Förster aus Jestetten treu geblieben. Der Kriminalroman spielt auf zwei Zeitebenen: In den 1980er-Jahren, als die Schlagzeugerin der Popgruppe Queens of Noise beim Glastonbury Festival spurlos verschwindet, und in der Gegenwart, wo die Leiterin eines Polizeireviers im südenglischen Dorset den ungeklärten Vermisstenfall wieder aufrollt.
Ihr zur Seite gestellt wird ein pensionierter Commander von Scotland Yard. Die beiden kriegen es mit Korruption und Geldwäsche zu tun und tauchen ein in die Welt von Rock und Pop. Der Buchtitel ist einem Text der Runaways, der ersten Frauenrockband, entlehnt – eine gut lesbare und spannende Lektüre für Rock- und Krimifans. (Selfpublishing-Verlag Tredition)
Das Leben des Pfarres
Autor und Journalist Gerald Edinger hat die Lebensgeschichte des 81-jährigen Pfarrers Bernd Zimmermann aufgeschrieben. Und die ist nicht uninteressant. Der Priester, der in Stühlingen aufwuchs, hat harte Jahre in einer Missionsschule hinter sich.
In der Biografie „Der Schildkrötenpfarrer“ – so nennt man ihn, weil er fünf Schildkröten hat – geht es um seine Ein- und Ansichten über die Kirche. Zimmermann, der „ein Leben für Jesus, Mensch und Natur“ führt, ist durchaus kirchenkritisch: Ein eifriger Gegner des Zölibats. Auch äußert er sich zum Thema Missbrauch in der Kirche und hat eine klare Meinung zur Frauenordination. Edinger, der Erfahrungen mit Biografien hat, blättert chronologisch die Familiengeschichte des Theologen auf bis hin zu dessen Verliebtheit in eine Mitstudentin. (Verlag Tredition).
Honoré de Balzac im Fokus
Eine Monografie über einen großen Gesellschaftsromancier wie Honoré de Balzac zu verfassen, ist eine literarische Herausforderung. Diese Herkulesaufgabe hat Jürgen Glocker auf sich genommen, nicht ohne vorher alle Romane des französischen Großmeisters des realistischen Erzählens gelesen zu haben.
Und das sind nicht weniger als 90. Also war es ein enormer Energieaufwand und ein mutiges Unterfangen, die Abhandlung „Honoré de Balzacs Universum oder: Wie man einen Menschen liest“ in flüssigem Schreibstil und lesefreundlich auf „nur“ 240 Seiten unterzubringen.
Im Vorfeld von Balzacs 225. Geburtstag geht der Waldshuter Autor und promovierte Literaturwissenschaftler auf die Vita des Genies ein und packt Balzacs Gesamtwerk unter ein Dach, indem er viel zusammenfasst, den Roman „Verlorene Illusionen“ breit behandelt und einiges Neues herausfindet. Im Kern ist es also kein wissenschaftliches Sachbuch, sondern macht informativ, unterhaltsam und mit Anekdoten gespickt Lust auf Balzacs Erzählkunst (Verlag Morio).
Das Buch des Jahres
Es ist ein schmaler Band und doch ist es das Buch des Jahres: Für seine Novelle „Sich lichtende Nebel“ wurde Christian Haller mit dem Schweizer Buchpreis 2023 ausgezeichnet. „Ein Meisterwerk“ meint einhellig die Literaturkritik. Der Laufenburger Schriftsteller bringt zwei Lebensgeschichten zusammen, die eine mit realem Hintergrund, die andere fiktiv.
Der Physiker Werner Heisenberg macht 1925 spätabends eine Beobachtung, die ihn zu den revolutionären Erkenntnissen der Quantenphysik führt. Dem unbekannten Mann, den er im Lichtkegel einer Straßenlaterne beobachtet, gibt Haller ein Gesicht und einen Namen.
Wie er die Lebenswege des jungen Wissenschaftlers und des alten emeritierten Geschichtsprofessors nachzeichnet, die sich schicksalhaft überschneiden, wie er in einem literarischen Vexierspiel komplexe und geheimnisvolle Dinge der Wahrnehmung und traumartige Visionen beschreibt, das macht diese Erzählung zu einem feinfühligen und kostbaren Stück Prosa, das durch „gedanklichen Tiefgang“ und „sprachliche Eleganz und Klarheit“ überzeugt (Luchterhand).
Spurensuche in der Vergangenheit
Sie war eine mysteriöse Frau, die Anfang des 20. Jahrhunderts die Gerüchteküche hoch kochen ließ: Olga von Leonowa, eine geheimnisumwitterte russische Adelige, die in einer Villa hoch über dem Rhein in Laufenburg residierte. Petra Gabriel macht sich in ihrem Roman „Madame Codman und die traurige Gräfin“ auf die Spuren dieser rätselhaften Moskauerin, die sich als Neurowissenschaftlerin in der Männerwelt einen Namen machte.
Im Ersten Weltkrieg wird sie als Spionin verdächtigt und inhaftiert und verschwindet dann spurlos. Die Laufenburger Autorin vermischt die wenigen überlieferten Fakten mit Fiktivem aus Leonowas im Dunkeln liegender Vergangenheit.
Spannend erzählt wird die Beziehung der zurückgezogen lebenden Russin zu ihrer Nachbarin, der amerikanischen „Schlössle-Madame“ Mary Codman, und ihre Verbindung zum zaristischen Geheimdienst, zu Exilrussen, Bolschewiken und Lenin. (Gmeiner Verlag).
Die letzte Äbtissin
Vor 300 Jahren wurde Mari-Anna von Hornstein-Göffingen geboren, eine der prägendsten Persönlichkeiten in der Geschichte der Stadt Säckingen. Sandhya Hasswani aus Herrischried schildert in ihrem opulenten, fesselnden Roman „Die letzte Äbtissin“ das bewegte Leben dieser tatkräftigen Frau, die als Fürstäbtissin ihr Leben und Wirken mutig und mit unerschütterlicher Stärke ganz dem Wohl des Damenstifts, dem Münster und dem Heiligen Fridolin widmet.
Sie gibt den silbernen Fridolinsschrein in Auftrag und setzt sich bei Kaiser Joseph II. für den Erhalt des Stifts ein. Einen weiteren Erzählstrang bildet das Schicksal einer ins Banat verbannten Hotzenwälder Bauernfamilie. Vor dem politisch unruhigen Zeithintergrund zwischen Salpetereraufstand und Kriegen bringt Hasswani in ihrem persönlichen Frauenporträt die adelige Dame dem Leser menschlich nahe (Friedrich Reinhardt Verlag).
Wenn die Tiere im Hotzenwald das Wort ergreifen
Nach der erfolgreichen dreiteiligen Familiensaga um seine Urgroßmutter Anna hat Hans Mehlin das Genre gewechselt. In „Das Hotzenwälder Komplott“ greift der Herrischrieder Autor zum Stilmittel der Satire.
Genüsslich, voller Ironie, Humor und Fantasie erzählt er eine tierische Posse, in der Wildtiere sich in der Art von Orwells „Animal Farm“ zu einer Versammlung im Wald zusammenrotten.
Sie fürchten um den Naturschutz, den Wald und ihre Reviere. Aus Sicht von Wolf, Keiler und Uhu und unter wildem Spuk von urigen Hotzenwälder Sagengestalten zäumt der ehemalige Forstdirektor und Naturschutzbeauftragte das Tauziehen um das damals geplante Pumpspeicherkraftwerk Atdorf auf, mit eingeschobenen Mundartpassagen und viel Jägerlatein – ein originelles Lesevergnügen (Books on Demand).
Termine für Lesungen
Jürgen Glocker: 29. Dezember, 17 Uhr, Hans-Thoma-Museum Bernau, Erzählung „Berichte aus dem Headquarter“. Gerald Edinger: 4. Januar, 19.30 Uhr, Gasthaus „Kranz“, Bonndorf, Biografie „Der Schildkrötenpfarrer“; 17. Februar, evangelische Kirche Stühlingen, „Der Mann mit dem Tattoo am Hinterkopf“. Christian Haller: 16. Januar, 20 Uhr, Kellertheater im Haus der Vereine Riehen; 22. Januar, 20 Uhr, Kino Rex Pfäffikon; 27. Januar, 19.30 Uhr, Salon Sequoia Baden, „Sich lichtende Nebel“. Sandhya Hasswani: 3. März, 14 Uhr, Kellerhofmuseum Bräunlingen, „Die letzte Äbtissin“.