Flexibles und ortsunabhängiges Arbeiten gewinnt im digitalen Zeitalter immer mehr an Bedeutung. Was ist, wenn zuhause das Arbeiten im Home-Office kaum möglich ist zwischen spielenden Kindern oder in beengten Verhältnissen? Oder, wenn man sich zuhause doch etwas zu sehr isoliert fühlt und einen Austausch braucht? Hier können so genannte Coworking-Spaces Abhilfe schaffen.

Einen Überblick wo am Hochrhein solche Coworking-Spaces – also vereinfacht ausgedrückt: gemeinsam genutzte Büroräume – entstehen sollen, gibt die Wirtschaftsregion Südwest (WSW).

Was ist in der Region geplant?

Die Wirtschaftsregion Südwest hat gemeinsam mit den Landkreisen Ortenau, Emmendingen, Breisgau-Hochschwarzwald, Freiburg, Lörrach sowie Waldshut ein Projekt ins Leben gerufen, mit dem Innovationsleistungen im ländlichen Raum gesteigert werden sollen.

Konkret sollen dabei an kleinen dezentralen Standorten Coworking- und Innovationsplattformen, so genannte Hubs, entstehen, die wiederum miteinander vernetzt werden sollen.

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Doch was sind Coworking-Spaces eigentlich?

Neben dem klassischen Arbeitsplatz im Betrieb und dem eigenen Zuhause bieten Coworking-Spaces als dritte Orte eine alternative Möglichkeit des Arbeitens, die sich vor allem durch Flexibilität, Unabhängigkeit und Zugänglichkeit auszeichnet. So können Nutzer aus verschiedenen Tarifen wählen, wann, wie häufig und wie lange sie den Raum nutzen wollen und welche technischen und digitalen Dienste sie benötigen.

Damit den Coworkern kein zeitlicher Mehraufwand entsteht, bieten die meisten Spaces Arbeitsplätze mit der kompletten Infrastruktur an, inklusive Service, Reinigung, Nebenkosten, Highspeed-Internetzugang, Kaffee-Flatrate und vielen weiteren Angebote.

Netzwerken und Synergien entwickeln kann man beim Coworking – wie hier im Startblock in Lörrach. Das Bild entstand vor der Pandemie.
Netzwerken und Synergien entwickeln kann man beim Coworking – wie hier im Startblock in Lörrach. Das Bild entstand vor der Pandemie. | Bild: Knut Burmeister / Startblock Lörrach

Dabei geht es vor allem darum, sich mit anderen auszutauschen und voneinander zu profitieren. „Wir wollen Coworking in den ländlichen Raum bringen“, sagt Daniel Tastel von der WSW. Das Ziel, das dahinter steckt: „Wir bieten ein Umfeld, das somit Innovationen auslöst.“

Wo sollen Coworking-Spaces am Hochrhein entstehen?

Daniel Tastel ist als Wirtschaftsbotschafter im Landkreis Lörrach tätig und wirkt in diesem Bereich bei der Wirtschaftsregion Südwest (WSW) mit. Er erläutert die konkreten Schritte des Innovations-Projekts, das eine Laufzeit von sechs Jahren hat.

Denn auch am Hochrhein sollen Co-Working-Spaces entstehen: So ist beispielsweise in Lauchringen die Umwandlung des Lauffenmühle-Areals geplant mit der Einrichtung eines Co-Working-Spaces. In Bad Säckingen soll ein solcher Arbeitsbereich laut Tastel auf dem neuen Gesundheitscampus entstehen, hier als Anlaufstelle rund um das Thema Gesundheit und Pflege.

Auch im Gesundheitscampus Bad Säckingen soll ein Coworking-Space entstehen, speziell für den Bereich Gesundheit und Pflege.
Auch im Gesundheitscampus Bad Säckingen soll ein Coworking-Space entstehen, speziell für den Bereich Gesundheit und Pflege. | Bild: Erich Meyer

Das Projekt, das eigentlich erst im Juli startet, soll bereits im Frühjahr getestet werden – am Pilot-Standort Grenzach-Wyhlen. Aber auch bereits betriebene Räume wie etwa das Reforum in Binzen, der Startblock in Lörrach und das Innovationscenter der Firma „Innocel“ in Lörrach, sollen in das Netzwerk mit aufgenommen werden. Für das Projekt sollen vor allem Leerstände „wiederbelebt“ werden – ganz im Sinne der Entwicklung des ländlichen Raums.

Die sogenannten Hubs, also Plattformen, sollen vor Ort entstehen und wachsen. „Wir als WSW werden den Gemeinden und Institutionen dabei helfen, dass das professionell aufgebaut werden kann, wir werden es aber nicht selbst betreiben“, erläutert Daniel Tastel.

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Warum braucht es so etwas gerade am Hochrhein?

Vor dem Hintergrund, dass der Hochrhein eine Pendlerregion sei, könne eine solche Arbeitsform Vorteile mit sich bringen, erklärt Tastel. Die WSW habe im Vorfeld die Pendlerströme betrachtet, dies habe gezeigt, dass viele Menschen weite Strecken auf sich nehmen, etwa von Todtnau nach Freiburg oder nach Basel. Eine weitere Besonderheit in der Region seien die vielen Grenzgänger, auch dort sehe die WSW ein „Riesen-Potential fürs Co-Working“.

Immer mehr Pendler könnten solche Büros im ländlichen Raum zumindest tageweise nutzen und sich die lange Fahrt zum weit entfernten Arbeitsplatz sparen. Man könne beispielsweise zwei Tage ins Co-Working gehen und den Rest der Woche zum Arbeitsplatz fahren. Damit wäre nicht nur der Umwelt geholfen, sondern auch Ressourcen wie Fahrtzeit gespart und damit auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verstärkt.

Wer könnte noch davon profitieren?

Auch Angestellte, könnten den Space ergänzend als Raum für das Homeoffice nutzen, etwa dann, wenn sie zuhause keine geeigneten Bedingungen vorfinden. Im Kerngedanken ging es beim Co-Working – und das stecke im Wort „Co“ – um den gemeinsamen Austausch und um das Vernetzten.

Es geht um die Vernetzung von Menschen aus den unterschiedlichsten Branchen, wie hier im Startblock in Lörrach. (Das Bild entstand vor ...
Es geht um die Vernetzung von Menschen aus den unterschiedlichsten Branchen, wie hier im Startblock in Lörrach. (Das Bild entstand vor der Pandemie) | Bild: Knut Burmeister / Startblock Lörrach

So könnten sich hier Gründer, Tüftler und Selbstständige aus den unterschiedlichsten Branchen treffen und sich gegenseitig mit ihren verschiedenen Fähigkeiten in ihren Projekten weiterhelfen und sich ergänzen. Sie befinden sich in einem professionellen Umfeld und teilen sich die komplett vorhandene Infrastruktur.

„Es ist nicht die Lösung für alle, aber eine gute Alternative für den ländlichen Raum.“
Daniel Tastel von der Wirtschaftsregion Südwest

Wie profitieren Firmen der Region davon?

Die WSW möchte zum einen die großen Arbeitgeber in der Region für das Co-Working begeistern, damit diese es ihren Arbeitnehmern anbieten. Gleichzeitig möchte die WSW aber auch ein Netzwerk für Innovationsprojekte aufbauen, erklärt Daniel Tastel. So könnten etwa Firmen, die für Projekte eine wissenschaftliche Begleitung suchen, bei der WSW nachfragen.

Tastel nennt als Beispiel einen Schreinerbetrieb, der seine Digitalisierung vorantreiben möchte. Ein Experte dafür könnte möglicherweise in einem der neuen Co-Working-Spaces zu finden sein. In jedem Landkreis werden laut Tastel Community-Manager eingestellt, die die Hubs (Plattformen) betreuen sollen, ein Bindeglied zwischen Unternehmen und Partnern darstellen sollen und diese Fragen: „Was brauchst du, wo drückt der Schuh?“ Sie sind also Ansprechpartner für die Problemstellungen der Firmen.

Wo gibt es Coworking bereits?

Ein Beispiel am Hochrhein ist der „Startblock“ in Lörrach. Fünf Minuten von der Innenstadt entfernt finden hier Selbstständige, Angestellte, aber auch Schüler und Azubis, Vereine, Teams aus Unternehmen einen Raum zu Arbeiten und Konferieren. 20 Arbeitsplätze sind im Startblock flexibel buchbar, dazu gibt es die komplette Infrastruktur mit zwei Meetingräumen und einem Pausenraum. In der Werkstatt können Gründer ihre Prototypen herstellen. Außerdem gibt es für Veranstaltungen eine große Event-Halle.

Die große Eventfläche im Startblock Lörrach.
Die große Eventfläche im Startblock Lörrach. | Bild: Knut Burmeister / Startblock Lörrach

„Die Angebote im Startblock sollen die Hürden für den Schritt in die Selbstständigkeit durch Fokus auf Geschwindigkeit und Flexibilität senken“, sagt Gründer Frederic Geiger. Weitere Infos zum Coworking-Space in Lörrach finden Sie hier.

Ist Co-Working ein neuer Trend?

Mit dem Projekt gehe man auf veränderte Arbeitsbedingungen ein und erfahre damit in der Region sehr viel Zuspruch, etwa durch die Bürgermeister der Städte und Gemeinden so Tastel. „Es herrscht immer mehr Interesse an dieser Idee, die Nachfrage ist definitiv da“, sagt er. Auch die Nachfrage durch Firmen nach einem niederschwelligen Innovations-Angebot sei groß.

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