Der Impfstoff gegen Sars-CoV-2 ist weltweit knapp. Doch nun kommen gute Nachrichten vom Hochrhein: Pharmaproduzent Novartis will künftig in seiner Produktionsstätte in Stein im Kanton Aargau den mRNA-Impfstoff gegen Covid-19 von Biontech/Pfizer abfüllen. Nach Unternehmensinformationen wurde eine erste Vereinbarung mit Biontech über die Nutzung der Produktionsstätte am Hochrhein unterzeichnet.

Was soll im Werk Stein passieren?

Die Vereinbarung sieht vor, dass Novartis ihre aseptischen Produktionsanlagen in Stein, gegenüber Bad Säckingen einsetzen wird. Informationen von Novartis zufolge plant das Pharmaunternehmen, den mRNA-Wirkstoff in Großbehältern von Biontech zu übernehmen und unter sterilen Bedingungen in Injektionsflaschen zu füllen. Die Flaschen sollen dann an Biontech zurückgehen und von dort weltweit an Kunden im Gesundheitswesen verteilt werden.

Direkte Nachbarn: Bad Säckingen auf deutscher Rheinseite mit den prägnanten Türmen des Fridolinsmünsters und Stein im Kanton Aargau, dem ...
Direkte Nachbarn: Bad Säckingen auf deutscher Rheinseite mit den prägnanten Türmen des Fridolinsmünsters und Stein im Kanton Aargau, dem Sitz von Novartis. Dazwischen die weithin bekannte, längste gedeckte Holzbrücke Europas. | Bild: Erich Meyer

Wie sieht der Zeitplan aus?

Novartis plant, die Produktion im zweiten Quartal 2021 in der Produktionsanlage für Sterilprodukte in Stein aufzunehmen – wenn es zum Abschluss einer endgültigen Vereinbarung mit Biontech kommt. Mit Vorarbeiten in Steinsoll direkt begonnen werden: „Wir beginnen am Montag, die Anlagen in der Schweiz vorzubereiten, und planen, ab April mit der Produktion zu starten“, sagte Konzernchef Vas Narasimhan der Aargauer Zeitung Ende der vergangenen Woche. Bis der erste abgefüllte Corona-Impfstoff dann aber das Novartis-Werk verlässt, wird es nach Angaben von Novartis allerdings noch etwas dauern: „Erste Lieferungen des Endprodukts werden für das dritte Quartal erwartet“, heißt es in einer Mitteilung.

Gibt es weitere Pläne?

Ja. Das Produktionsteam von Novartis befinde sich in fortgeschrittenen Gesprächen mit einer Reihe weiterer Unternehmen, um Fertigungsaktivitäten zu übernehmen – wie beispielsweise die mRNA-Produktion, die therapeutische Proteinproduktion, sowie die Rohstoffproduktion für Covid-Impfstoffe und -Therapeutika. Genauere Informationen gibt es aber noch nicht: „Die Einzelheiten werden bekannt gegeben, sobald diese Diskussion abgeschlossen ist“, heißt es in einer Mitteilung.

Wir wirkt sich die Zusammenarbeit mit Biontech auf die Arbeitsplätze in Stein aus?

„Das aktuelle Engagement ist auf zwei bis drei Jahre begrenzt. Es hat daher weniger Einfluss auf die mittel- bis langfristige Zukunft des Standorts“, erklärt Novartis-Sprecherin Anna Schäfers auf Anfrage des SÜDKURIER am Montag. Allerdings: „Dieses Projekt ist sicherlich eine große Chance für unsere Mitarbeitenden im Rheintal, die von der 2018 angekündigten Umstrukturierung aufgrund der laufenden Novartis Portfolio-Transformation betroffen sind.“ Da es um ein signifikantes zusätzliches Produktionsvolumen geht, werde der Aseptik-Standort in Stein zusätzliche Ressourcen benötigen. Schäfers ergänzt: „Es kann zeitlich begrenzte Einsätze für betroffene Mitarbeitende geben und wir werden alle diese Möglichkeiten prüfen. Die genauen Zahlen werden derzeit evaluiert und mit allen NTO-Organisationen im Rheintal abgestimmt.“ Es sei aber beabsichtigt, zusätzliche Stellen mit internen Mitarbeitenden zu besetzen, so die Sprecherin.

Stehen auch mögliche Corona-Medikamente im Fokus von Novartis?

Ja, das Unternehmen unterstützt eigenen Angaben zufolge unter anderem separate COVID-19-bezogene klinische Untersuchungen mehrerer Medikamente von Novartis. „In unseren Laboren haben wir mit gemeinschaftlichen langfristigen Anstrengungen begonnen, erste orale Medikamente gegen COVID-19 und andere Coronaviren zu entwickeln“, heißt es in einer Mitteilung. Weitere Details wurden allerdings nicht bekannt gegeben.

Wie begründet Novartis die Zusammenarbeit mit Biontech?

„Novartis hat sich an mehreren Fronten dafür eingesetzt, die weltweite Reaktion auf die Pandemie zu unterstützen“, wird Steffen Lang, Head of Novartis Technical Operations, zitiert. Und weiter: „Als Unternehmen, das die Medizin mit fortschrittlichen Therapieplattformen neu denkt, sehen wir uns in der Pflicht, unsere Fertigungskapazitäten zu nutzen, um dazu beizutragen, die Versorgung mit Covid-19-Impfstoffen und Therapeutika weltweit zu unterstützen. Wir erwarten, dass dies die erste einer Reihe solcher Vereinbarungen sein wird.“

Das könnte Sie auch interessieren