Es scheint nur noch eine Frage der Zeit, bis auch im Landkreis Waldshut die „Corona-Notbremse“ gezogen werden muss. Das Landratsamt gibt am Montag eine 7-Tage-Inzidenz von 117 an – eine deutliche Steigerung im Vergleich zum Vortag. Seit dem 5. Februar hat das Gesundheitsamt Waldshut nicht mehr so viele Corona-Fälle innerhalb einer Woche gezählt.

Die steigenden Kurven zeigen: Das Infektionsgeschehen gewinnt wieder an Dynamik.
Die steigenden Kurven zeigen: Das Infektionsgeschehen gewinnt wieder an Dynamik. | Bild: Obermeyer, Justus

Der entscheidende Grenzwert liegt weiterhin bei 100. Wird dieser Wert an drei Tagen in Folge überschritten, ist eine Notbremse unausweichlich und die vor Wochen vollzogenen Öffnungsschritte müssen zurückgenommen werden. Maßgeblich ist aber nicht die vom Landkreis bekannt gegebenen Zahlen, sondern die des Landesgesundheitsamts in Stuttgart. Dort wurde am Montag, 22. März, für den Landkreis Waldshut eine 7-Tage-Inzidenz von 91,8 errechnet. Vorerst sind somit noch keine weiteren Einschränkungen zu befürchten. Doch dies kann sich bei der derzeitigen Dynamik schnell ändern.

„Die 7-Tage-Inzidenz des Landkreises beinhaltet im Gegensatz zu der des Landesgesundheitsamtes neben PCR-Tests auch Schnelltests“, begründet die Pressestelle des Landkreises, warum die in Waldshut errechneten Zahlen so deutlich von den Zahlen des Landesgesundheitsamt abweichen. „Ein weiterer Grund ist die Meldeverzögerung. Der Landkreis übermittelt seine Zahlen um 17 Uhr an das Landesgesundheitsamt, dieses aktualisiert jedoch die Zahlen erst am Folgetag.“ Schon häufiger gab es starke Differenzen zwischen den Inzidenzwerten der beiden Behörden.

Die Grafik zeigt die unterschiedlichen Waldshuter Inzidenzwerte von Landesgesundheitsamt und Landratsamt. Insbesondere wenn es um den ...
Die Grafik zeigt die unterschiedlichen Waldshuter Inzidenzwerte von Landesgesundheitsamt und Landratsamt. Insbesondere wenn es um den Grenzwert 100 geht, sorgt dies regelmäßig für Verwirrung. | Bild: Obermeyer, Justus

Aargau: Verdopplung innerhalb von zwei Wochen

Die Kurve der Fallzahlen in der vergangenen Woche zeigt am gesamten Hochrhein derzeit fast nur in eine Richtung: Nach oben. Und das Infektionsgeschehen nimmt aktuell auch noch an Tempo zu. Dies zeigt auch der Blick in die direkte Nachbarschaft: Mit fast 1000 Neuinfektionen pro Woche steigt im Kanton Aargau die 7-Tage-Inzidenz am Montag, 22. März, auf 143 – so hoch lag die Zahl zuletzt Ende Januar. Innerhalb von 15 Tagen hat sich die Zahl der Neuinfektionen hier verdoppelt. Eine bedrohliche Entwicklung, die auch dem kantonalen Gesundheitsdepartement große Sorge bereitet: „Damit wäre in sechs Wochen eine tägliche Fallzahl von über 900 infizierten Personen zu erwarten, womit die Kapazitäten des ContactTracing Center überschritten würden. Ebenso ist ein Anstieg der Fallzahlen in den Intensivpflegestationen zu erwarten. Im Rahmen der Impfkampagne konnten bisher aufgrund der tiefen Impfstoffmengen noch nicht genügend Personen geimpft werden, um die Spitäler vor einer Überlastung zu schützen“, heißt es im wöchentlichen Bulletin des Kantons.

Nahezu identisch ist die Entwicklung im Kanton Baselland, wo sich die Inzidenz seit 1. März auf 133 verdoppelt hat. In der Stadt Basel liegt der Wert – wie auch im Landkreis Lörrach – noch knapp unter 100. Eine leicht steigende Tendenz ist auch im Kanton Schaffhausen feststellbar, allerdings auf einem niedrigerem Niveau um 70.

Mutationen nehmen Überhand

Einen sprunghaften Anstieg an Corona-Mutanten meldete das Landratsamt Waldshut in dieser Woche: Allein am Montag waren es über 60 Fälle der besorgniserregenden Varianten, die von Laboren nachgewiesen wurden. Insgesamt sind es nun 350 Fälle – vermutlich gibt es aber eine deutlich höhere Dunkelziffer. Denn noch immer wird nur ein Bruchteil der positiven Proben sequenziert.

Die Gesamtzahl der besorgniserregenden Virusvarianten nimmt auch im Kreis Waldshut deutlich zu.
Die Gesamtzahl der besorgniserregenden Virusvarianten nimmt auch im Kreis Waldshut deutlich zu. | Bild: Obermeyer, Justus

Im Aargau sind zwischenzeitlich 1850 Virusvarianten-Fälle nachgewiesen. Das Gesundheitsdepartement geht davon aus, dass zwischen 70 und 80 Prozent aller Corona-Fälle im Kanton auf diese Mutanten zurückgehen. Die befürchteten Szenarien, die an Ostern von Inzidenzwerten von über 300 ausgehen, scheinen sich zu bewahrheiten: Der Anstieg der Gesamtfälle entspricht exakt den Prognosen, die Virologen Mitte Februar abgegeben hatten.

Durch die Zahl der besorgniserregenden Virus-Mutanten verdoppeln sich die Zahl der Neuinfektionen im Aargau derzeit innerhalb von zwei ...
Durch die Zahl der besorgniserregenden Virus-Mutanten verdoppeln sich die Zahl der Neuinfektionen im Aargau derzeit innerhalb von zwei Wochen. | Bild: Obermeyer, Justus

Kreis Lörrach: Neun Todesfälle innerhalb einer Woche

Mit den Fortschritten bei der Impfkampagne wird ein Großteil der besonders gefährdeten Risikogruppe vor schweren Krankheitsverläufen geschützt. Dies ist auch an den Zahlen der Behörden abzulesen. In den beiden Basler Kantonen liegen die letzten Todesfälle im Zusammenhang mit Sars-CoV2 mehr als zwei Wochen zurück. Eine schwarze Woche erlebte dagegen der Landkreis Lörrach mit neun Todesfällen (Vorwoche: 0). Im Landkreis Waldshut starben in der dritten Märzwoche drei Personen – dies ist die niedrigste Zahl seit Mitte November.