„Die Vorfreude ist groß“, sagt Bernd Gschöpf, der seine beiden Kinos, das Albrecht in Waldshut sowie das Rheinflimmern in Rheinfelden, am morgigen Donnerstag nach langer Pause wieder öffnet. Damit gehören auch diese beiden kleineren Filmtheater zur bundesweiten Kampagne aller Kinos, die gemeinsam am 1. Juli wieder ihren Betrieb starten.

Das wäre zwar auch schon früher rechtlich möglich gewesen, aber man hätte lange nicht so viele neue Filme zeigen können. Denn bundesweit starten jetzt zahlreiche neue Filme, erklärt Gschöpf. Aber nicht bei allen Lichtspielhäusern in der Region ist die Zukunft so sicher. Das Schopfheimer Kino Scala beispielsweise bleibt bis auf Weiteres geschlossen. Sicher ist derweil auch, dass das SÜDKURIER-Mittwochskino im Bad Säckinger Gloria-Theater wieder startet. Noch fehlt es aber an einem konkreten Termin.

Kinobetreiber geht auf Nummer sicher

Auch wenn die Vorfreude groß ist, stören Bernd Gschöpf die Unklarheiten in der neuen Corona-Verordnung, die seit Montag, 28. Juni, gilt. Mit dieser entfällt die Pflicht beim Kinobesuch eines der drei G (getestet, genesen, geimpft) nachzuweisen aktuell in den beiden Landkreisen Waldshut und Lörrach. Doch die Regelungen zur Maskenpflicht und zu Besucherbeschränkungen seien für Gschöpf noch nicht ganz eindeutig, weswegen er weiterhin Beschränkungen umsetzt – um auf Nummer sicher zu gehen.

Aktuell klärt er die Möglichkeiten noch mit den örtlichen Gesundheitsämtern ab. Bis alles klar ist, belegt er nur 60 Prozent seiner Sitzplätze in den Kinosälen. Deshalb sei es auch sinnvoll, weiterhin die Tickets online zu buchen, zumal er kontaktlose Bezahlung vorzieht. Doch auch der spontane Besuch der beiden Kinos in Waldshut und Rheinfelden sei möglich. „Aber dann kann es passieren, dass man nicht reinkommt“, erklärt Gschöpf.

Auch das Kino Albrecht in Waldshut öffnet am 1. Juli wieder.
Auch das Kino Albrecht in Waldshut öffnet am 1. Juli wieder. | Bild: Schlichter, Juliane

„Das ist ein Verordnungswahnsinn, den keiner blickt“, ärgert sich Gschöpf mit Blick auf die sich ständig ändernden Regelungen. Nach seiner Einschätzung sei der Besuch im Kino ohnehin viel sicherer als etwa der Besuch einer Hochzeit mit 300 Gästen. Er habe das Gefühl, dass Kinobetreiber schlechter da stehen würden als die Gastronomie.

Personalsituation sehr schwierig

Nach der langen Pause stehen die Kinos aber vor einer weiteren Herausforderung: Es fehlt an Personal. „Das ist extrem schwierig, es finden sich kaum Leute“, so der Kinobetreiber. Ein Grund sei die Ungewissheit, ob Kinos möglicherweise wieder schließen müssten, wenn das Infektionsgeschehen wieder zunimmt. In seinen beiden Kinos habe er aktuell nicht genug Personal. „Da müssen Chef und Chefin eben in allen Schichten selbst arbeiten“, erklärt er die vorübergehende Lösung. Er suche derzeit auf allen Kanälen nach Mitarbeitern.

Zukunft des Scala-Kinos in Schopfheim ungewiss

Deutlich frustrierter fällt die Einschätzung von Klaus Wursthorn aus, Betreiber des „Scala“-Kinos in Schopfheim. Eigentlich ist das nostalgische Kino in der Bahnhofstraße eines, das längst seine Nische gefunden hat in der Kino-Landschaft im Dreiländereck – vielleicht, weil das nahezu im Originalzustand befindliche Interieur einen besonderen Charme der 60-er Jahre verströmt. Häufig seien alle 150 Plätze belegt gewesen – viele Besucher waren Stammgäste. Hier wurden zwar auch die großen Filme gezeigt, aber eben auch jene, die es andernorts nicht zu sehen gab.

Das Scala in Schopfheim bleibt vorerst zu, wie lange ist noch unklar.
Das Scala in Schopfheim bleibt vorerst zu, wie lange ist noch unklar. | Bild: Oldenburg, Kai

Und wie geht es jetzt weiter? „Die nächsten zwei Monate lassen wir auf jeden Fall noch zu, was danach passiert, wissen wir noch nicht“, so Wursthorn. Schließlich sei das Risiko zu groß, gleich wieder schließen zu müssen. Schon nach der letzten Schließung habe man alles, was eingekauft wurde, wegschmeißen müssen, erzählt der 72-Jährige. Der Rentner und seine Ehefrau Carina betreiben das Kino seit 27 Jahren im Nebenerwerb. „Wir haben keinen Cent Unterstützung bekommen“, ärgert er sich. Dennoch seien die Kosten weitergelaufen. Sogar die GEMA musste weiterhin bezahlt werden, obwohl in den vergangenen acht Monaten kein einziger Film gezeigt wurde. Immerhin blieb ihnen die Pacht erspart. Diese müsse nur bei Umsatz bezahlt werden. Das Ehepaar lebe nicht vom Kino, sei nicht darauf angewiesen, betont der Rentner. Und so könnte es durchaus passieren, dass sie gar nicht mehr aufmachen. Ein Nachfolger müsse her. Aber: „Es wird schon weitergehen, irgendjemand wird es schon machen.“

Auch das Gloria-Theater bereitet sich auf die Rückkehr des Mittwochkinos vor. Wann es soweit ist, steht aber noch nicht fest.
Auch das Gloria-Theater bereitet sich auf die Rückkehr des Mittwochkinos vor. Wann es soweit ist, steht aber noch nicht fest. | Bild: Gloria-Theater

Starttermin für SÜDKURIER-Mittwochskino im Gloria-Theater noch unklar

Das Gloria-Theater Bad Säckingen präsentiert im SÜDKURIER-Mittwochskino jede Woche einen besonderen Film auf der größten Leinwand in ganz Südbaden. Doch hier ist im Moment noch Pause. Der Start sei aber in Planung. „Derzeit gibt es dafür noch keinen Termin, weil wir als sehr kleines Kino mit nur einem Saal nur sehr schwer an aktuelle Filme kommen“, erklärt Theater-Intendant Jochen Frank Schmidt auf Nachfrage. „Das läuft nur sehr schleppend an.“

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Disney kommt erstmal nicht auf die Leinwand

Ab 1. Juli werden bundesweit neue Filme gezeigt – auch in Rheinfelden und Waldshut. Allerdings gebe es Verleiher wie etwa Walt Disney, die ihre Filme nicht mehr exklusiv den Kinos, sondern zeitgleich auch den Streaming-Diensten, anbieten würden. Das sorge in der ohnehin schon schwierigen Startphase also noch für zusätzliche Konkurrenz. Daher gehen die meisten Kinobetreiber rigoros vor: „Von diesen zeigen wir aktuell nichts“, so Gschöpf. Denn für diese nicht exklusiven Filme müssten sie genauso viel bezahlen wie für die exklusiven.

Streaming mindert nicht das Interesse am Kino

Von einem ist Bernd Gschöpf aber überzeugt: Auch wenn die Angebote von Streamingdiensten im Internet immer vielfältiger werden, brauchen gerade kleinere Kinos keine Zukunftsangst zu haben. „Wir haben grundsätzlich nicht weniger Besucher und das Interesse am Kino ist nicht gesunken“, betont er. Gschöpf geht sogar von einem großen Andrang nach der Wiedereröffnung aus. „Die Leute werden wieder kommen“, sagt er optimistisch.

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