„Wir müssen im Verein wirtschaften“, nennt W+F-Vorsitzender Christian Straub auf Nachfrage dieser Zeitung den Hauptgrund, warum sich der Interessenverband von Waldshuter Handels-, Gastronomie- und Dienstleistungsbetrieben trotz derzeit niedriger Inzidenzzahlen erneut gegen die Ausrichtung der Veranstaltung entschieden hat.
Laut der aktuellen Corona-Verordnung (Stand 8. Juni) dürfen im Landkreis Waldshut zwar wieder Freiluftveranstaltungen mit bis zu 750 Besuchern stattfinden. Aufgrund der weiterhin geltenden Mindestabstandsregelung und der räumlichen Gegebenheiten in der von Häuserzeilen begrenzten Fußgängerzone schätzt Christian Straub, dass jedoch lediglich für rund 100 bis 200 Zuschauer bei den Filmnächten gestuhlt werden könnte. Normalerweise verzeichne der W+F im Schnitt 400 bis 500 Besucher an einem Vorführungsabend. „Wir hatten überlegt, die Filmnächte dieses Jahr kleiner aufzuziehen, aber die Gefahr ist: Je kleiner die Veranstaltung wird, desto unrentabler für uns“, erklärt der Vorsitzende.
„Schlechtes Wetter könnte auch noch dazukommen“, nennt der stellvertretende Vorsitzende Thomas Wartner im Gespräch mit dieser Zeitung einen weiteren Unsicherheitsfaktor bei der Veranstaltung unter freiem Himmel, die erstmals 1991 stattfand. „Und dann verhagelt es uns die komplette Kalkulation“, fügt Straub hinzu. Die Planungszeit für die Filmnächte beginnt laut den beiden W+F-Vorstandsmitgliedern normalerweise Anfang des Jahres.
„Zu diesem Zeitpunkt kommen wir normalerweise mit den Sponsoren ins Gespräch“, schildert Christian Straub das Vorgehen. In diesem Jahr hätten jedoch etliche Unternehmen eine finanzielle Unterstützung der Filmnächte nicht gegenüber ihren Mitarbeitern vertreten können, wenn diese sich gleichzeitig in Kurzarbeit befinden, merkt der Vorsitzende an.
„Wenn wir mit den Filmnächten einen Hotspot verursachen, schaden wir uns dramatisch selbst.“Christian Straub, Vorsitzender Werbe- und Förderungskreis Waldshut

Mit den Sponsorengeldern finanziert der Werbe- und Förderungskreis Waldshut für die Veranstaltung in der Kaiserstraße unter anderem die Miete eines Filmprojektors, die Straub zufolge mit 15.000 Euro zu Buche schlägt. „Bis zum letzten möglichen Tag haben wir die kostenfreie Stornierung des Projektors aufgeschoben“, berichtet Thomas Wartner. Ende April habe der Gewerbeverein den Auftrag schließlich widerrufen, um nicht auf den hohen Mietkosten sitzen zu bleiben. Christian Straub: „Zu diesem Zeitpunkt konnte keiner ahnen, dass die Zahl der Corona-Infizierten so sehr zurückgeht“ und dass Freiluftveranstaltungen mit mehreren hundert Besuchern ab Juni wieder möglich wären.
„Unter Abwägung aller Gegebenheiten haben wir uns unterm Strich einstimmig für die Absage der Filmnächte entschieden“, fasst Thomas Wartner die Diskussionen im 16-köpfigen Vorstandsbeirat zusammen. „Wenn wir mit den Filmnächten einen Hotspot verursachen, schaden wir uns dramatisch selbst“, nennt Christian Straub einen weiteren Grund für die Absage. Denn würde die Veranstaltung einen größeren Corona-Ausbruch nach sich ziehen, könnte ein weiterer Lockdown verhängt werden. Die Folge: Gastronomie und Handel müssten wieder schließen.
Die Waldshuter Filmnächte beispielsweise auf den Chilbiplatz zu verlegen, wo mehr Platz für Zuschauer wäre oder wo die Veranstaltung als Autokino stattfinden könnte, wie es der VfB Waldshut im vergangenen Sommer vorgemacht hatte, sei keine Option gewesen. „Unser Ziel ist es, Frequenz in die Innenstadt zu bringen“, betont Thomas Wartner.
Aus diesem Grund plant der W+F für den Rest des Jahres einige Veranstaltungen, die nach dem siebenmonatigen Lockdown wieder möglichst viele Besucher in die Fußgängerzone und die benachbarten Straßen und Gassen locken soll. „Der Handel und die Gastro hatten im Schnitt Umsatzeinbußen zwischen 30 und 50 Prozent“, sagt der stellvertretende W+F-Vorsitzende über die Zeit der Schließungen. „Bei den körpernahen Dienstleistungen ist es das gleiche Problem“, ergänzt Christian Straub.
„Es gibt viele Ideen. Es soll definitiv mehr passieren als letztes Jahr“, sagt Wartner über die für Mitte September geplante Veranstaltung „Gemeinsam essen und erleben“, die sich an den beiden Freiluft-Dinnern in der Waldshuter Kaiserstraße aus dem vergangenen Jahr orientiert. Zunächst steht am Samstag, 10. Juli, in der Kaiserstraße der 1. Waldshuter Gesundheitstag in Zusammenarbeit mit dem Klinikum Hochrhein auf dem Programm.
Eine Woche darauf, am 17. Juli, will der W+F mit der Aktionsgemeinschaft Tiengen jeweils einen Kinderfamilientag in den Innenstädten von Waldshut und Tiengen veranstalten. Neben weiteren Events plant der W+F fest mit der Ausrichtung des Töpfermarkts im Oktober und des Weihnachtsmarkts im Dezember. „Die Thüringer Marktleute sind wieder dabei“, kündigt Christian Straub die Wiederaufnahme der langjährigen Zusammenarbeit nach der letztjährigen Zwangspause an.