Auch die Kultur- und Unterhaltungsbranche hat es in den letzten Monaten heftig gebeutelt. Doch mittlerweile sieht auch sie wieder den Lichtstreif am Horizont. „Wir sind voller Freude“, platzt Jochen Frank Schmidt vor Optimismus. Der Intendant des Bad Säckinger Gloria Theaters und sein kaufmännischer Partner Alexander Dieterle stehen nach monatelangem Lockdown in den Startlöchern. Bald soll es wieder Kino geben und im Herbst wird auch die Bühne wieder öffnen. Dabei hatte die beiden in den vergangenen Monaten hartes Brot zu kauen.
Das Haus stand auf der Kippe
Besonders schwierig sei es Anfang Jahr gewesen, blickt Schmidt auf die wohl dunkelsten Tage zurück. Da stand das Gloria zeitweise auf der Kippe, macht der Intendant deutlich, auch die Gefahr der Insolvenz stand im Raum. Doch sowohl das sehr erfolgreiche Crowdfunding-Projekt und die – wenn auch verspätet eingetroffenen – Staatshilfen haben den Bestand des Kulturhauses gerettet.

Für die bevorstehende Zeit sind die beiden optimistisch. Schmidt geht fest davon aus, dass mit zunehmender Impftätigkeit die Inzidenzen soweit absinken, dass wieder an regulären Spielbetrieb zu denken ist. „Wir planen mit dem Mittwochskino zu beginnen“, stellt Schimdt in Aussicht. Es werde aber noch sechs Wochen dauern, mit einem Start ist demnach nicht vor Juli zu rechnen. „Die Bremse ist in diesem Fall nicht die Corona-Verordnung, sondern die Filmwirtschaft“, erklärt er. Denn die habe sich mit der Pandemie quasi in „Winterschlaf“ begeben, und es sei derzeit nur ein langsames Erwachen erkennbar, so Schmidt. Das Gloria sei mit Verleihern in Verhandlungen. Wobei Schmidt seine Position durchaus realistisch sieht: „Wir als kleines Kino kommen zuletzt dran“. Dennoch ist er für einen Kinostart zuversichtlich. Schmidt: „Wir wollen ein Zeichen setzen, dass wir wieder da sind.“
Das Programm mit Tourneekünstlern soll am 1. Oktober starten. Der schwäbische Kabarettist Christoph Sonntag wird an diesem Tag die Gloria-Bühne wieder eröffnen. Und natürlich ist ein Re-Start des aktuellen Schmidt-Musicals „Tommy Tailors Traumfabrik“ geplant. Am 16. Oktober soll es eine – auch wenn es paradox klingt – zweite Uraufführung geben. „Wir wollen nochmal eine Premiere machen“, so Schmidts Wunsch. Denn im letzten Jahr ging es kurz nach der Premiere stetig bergab bis zum kompletten Lockdown. Eine Zeit, die das Gloria offenbar härter traf, als bisher bekannt. Denn die Situation wurde brenzlig. Schmidt: „Unsere Steuerberater hat irgendwann gesagt, wir brauchen liquide Mittel, sonst bestehe die Gefahr der Insolvenz.“ Die Entscheidung im Sommer 2020, ab Herbst zu spielen, hatte verstärkte Ausgaben und Investitionen zur Folge – und das bei dann versiegenden Einnahmen wegen des Lockdowns.
Die Gegenwart allerdings zeigt, dass das Gloria die Kurve gekriegt hat. Schmidt sieht dafür vor allem zwei Gründe. „Das Crowdfunding-Projekt hat uns den Hals gerettet“, sagt er. Menschen, die das Gloria kennen und schätzen, haben insgesamt 65.000 Euro gespendet. „Das ist überwältigend“, sagt Schmidt, „ich hätte nie geglaubt, dass soviel zusammenkommt.“ Gleichzeitig zeige dies auch die Sympathie, die dem Gloria entgegengebracht wird. Insgesamt haben 700 Personen Geld gespendet, resümiert er. „Das reicht von der Schülerin, die fünf Euro gespendet hat, bis zu dem unbekannten Spender mit 1500 Euro.“ Der zweite Grund für das Überleben seien die staatlichen Hilfen. „Wir sind unendlich dankbar, das der Staat geholfen hat, ohne diese Hilfen gäbe es uns auch nicht mehr“, sagt Schmidt.
Wichtig sei nun die baldige Rückkehr zu einem wirtschaftlichen Betrieb. „Wir müssen im Herbst Umsätze generieren“, gibt Schmidt die Route vor. Zum Bühnenprogramm gehören neben Christoph Sonntag bekannte Namen wie Bernd Stelter, Beatles Tribute Help, Maybebop, Basta, Eure Mütter, Pink Floyd Tribute. Neu im Programm ist das Kabarett-Duo „Suchtpotenzial“, das laut Schmidt den deutschen Kleinkunstpreis gewonnen hat.
Es steht fest: Re-Start für Tommy Tailor am 16. Oktober
Die Hauptattraktion soll freilich das Musical „Tommy Tailors Traumfabrik“ sein. Nach dem für 16. Oktober geplanten Re-Start soll es 54 Vorstellungen geben. Sind finden jeweils samstags und sonntags sowie an einzelnen Freitagen statt.