Zur Inbetriebnahme des Backbonenetzes des Landkreises hatte Landrat Martin Kistler in die Scheune des „Bürschtehanse-Hofs“ in Ibach geladen. Der stellvertretende Ministerpräsident und zuständige Landesinnenminister Thomas Strobl ist gerne gekommen.

Unter Leitung von Michael Schlegel spielten drei Blaskapellen auf, die Trachtenkapellen Ibach und Dachsberg, sowie der Musikverein Urberg.
Unter Leitung von Michael Schlegel spielten drei Blaskapellen auf, die Trachtenkapellen Ibach und Dachsberg, sowie der Musikverein Urberg. | Bild: Gudrun Deinzer

„Alle hier haben mit dem Ergebnis etwas zu tun“, lobte der Minister Landrat, Bürgermeister, Verwaltungsmitarbeiter, Landtagsabgeordnete, den Bundestagsabgeordneten Felix Schreiner und Bürger. Schon zur Begrüßung durch den örtlichen Bürgermeister, Helmut Kaiser, war jeder einzelne Nutzer gelobt worden. Eigenleistungen bei der Zuleitung zu den Häusern seien ohne Federlesen erbracht worden. Vorausgegangen seien zunächst ernüchternde Kontakte in die Landeshauptstadt. Vor 15 bis 20 Jahren sei ihm bereits klar gewesen, damals Bürgermeister zweier Gemeinden, dass man sich in dieser ländlichsten Region mit einem eigenen Netz helfen müsse, so Kaiser.

Internet ist Daseinsvorsorge

Die digitale Versorgung gehöre heute zur Daseinsvorsorge wie Wasser und Strom, erklärte Minister Thomas Strobl. Als er allerdings vor sieben Jahren im Landtag das Ziel verkündet habe, dass jeder Schwarzwaldhof mit schnellem Internet versorgt werden müsse, habe er Gelächter geerntet. „Viele haben einfach nicht gewusst, dass man fast nirgendwo so sehr auf schnelles Internet angewiesen ist, wie in der modernen Landwirtschaft“, so Strobl.

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Verweisend auf die Schülerinnen, mit denen der Minister vorher ins Gespräch gekommen war, sagte er: „Internet ist extrem wichtig und wird es in Zukunft noch mehr.“ Für die neue Arbeitswelt mit Homeoffice oder Homeschooling sei es schlicht die Basis. Man solle nur einmal Hoteliers fragen, was wichtiger sei, schnelles Internet oder Wellnesseinrichtungen.

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Mit dem Mut der Verzweiflung waren Macher aus dem Kreis nach Stuttgart gereist. Lange Jahre der Verwaltungsarbeit waren voran gegangen. Ergebnisse waren Auftragsangebote von Telekommunikationsunternehmen, die zum Scheitern verurteilt waren. So war schließlich das Marktversagen nachgewiesen worden. Nur damit konnte laut Telekommunikationsgesetzt überhaupt ein öffentliches Netz in Angriff genommen werden. Und wieder ging es um Förderanträge, Finanzierung und Umsetzbarkeit.

Aufmarsch im Landtag

Inzwischen legendär ist diese Begegnung im Jahr 2016, in der Landtagskantine zwischen Landrat, den damaligen Bürgermeistern aus dem Zweckverband Bonndorf-Stühlingen gemeinsam mit Hohentengens Bürgermeister Martin Benz, dem Chef des gemeindlichen Eigenbetriebs „Moderne Kommunikation“ Andreas Nauroth und den Ministern Thomas Strobl und Peter Hauk (Ministerium ländlicher Raum), der seinerzeit noch zuständig war.

Sein Konzept und seine Planung fanden Eingang in den Landkreis-Back-Bone: Hohentengens Spezialist Andreas Nauroth.
Sein Konzept und seine Planung fanden Eingang in den Landkreis-Back-Bone: Hohentengens Spezialist Andreas Nauroth. | Bild: Gudrun Deinzer

„Ich falle vom Glauben ab“, wird Stühlingens damalige Bürgermeisterin Isolde Schäfer zitiert. Und Nauroth, vom Kreis für die gesamte Netzplanung eingespannt, gibt in dieser Feierstunde zu, dass er mit einem Bauch voller Kaffee nach Hause gefahren sei. Denn bevor er vorauspreschend Stuttgarter Politiker vor den Kopf stößt, hätten ihm die Mitreisenden jeweils eine Tasse Kaffee verordnet.

Der 96-jährige Senior des Bürschtehande-Hofs, Werner Schmid, hat eigens für Minister Strobl eine Computer-Tastatur-Bürste gefertigt.
Der 96-jährige Senior des Bürschtehande-Hofs, Werner Schmid, hat eigens für Minister Strobl eine Computer-Tastatur-Bürste gefertigt. | Bild: Gudrun Deinzer

Für jenes Treffen hätte der heutige Bundestagsabgeordnete und damalige Landtagsabgeordnete Felix Schreiner „Tür und Tor geöffnet“, erzählte Martin Kistler. Einige Wochen später hätte es aus Stuttgart „54 Bescheide und 26,5 Millionen auf einen Schlag“ gegeben. Kistler dankte dem Minister „für die Unterstützung und die persönliche Überzeugung.“ Strobls Haltung sei immer richtig gewesen, im Kontrast zur Bundesmeinung die zu der Zeit noch mit „Kupferkäbele schaffen wollten“. Dankbar war der Landrat aber auch für den Schulterschluss im Kreis.

Das kostet der Glasfaserausbau

Insgesamt fünf Milliarden Euro Fördergelder sind inzwischen im Land für Glasfaserausbau ausgegeben, berichtete Innenminister Thomas Strobl, wobei der Bundesförderanteil höher ist, als der des Landes. Die Trassenlänge des Landkreisnetzes beträgt mit Verbindung nach Schluchsee (Breisgau-Hochschwarzwald) 382 Kilometer.

In insgesamt 190 Projekten wurden im Landkreis Waldshut 156,78 Millionen Fördergelder verbaut. Eine zentrale Rolle bei der Planung des Landkreis-Backbone-Netztes spielte Hohentengen. Die Gemeinde hatte unter Bürgermeister Martin Benz bereits ein eigenes Netz gebaut und betrieben. Deren Fachmann und Chef des gemeindlichen Eigenbetriebs, Andreas Nauroth, wurde auch für den Kreis tätig.

Auf den Punkt gebracht

Auf den Punkt brachte es der sich selbst als „Nicht-Redner“ bezeichnende Andreas Nauroth: „‘S war net immr eifach aber mir hens eifach gmacht.“ So ist nun auch der Bürschtehanse-Hof mit Glasfaser, „der besten Internetverbindung der Welt“ versorgt, wie Strobl mehrfach betonte. Der 96-Jährige Seniorchef, Werner Schmid, hat dem Minister dafür auf den Heimweg eine von ihm selbst handgefertigte Computertastaturbürste mitgegeben.

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