Mit einer Eigenkomposition spielt Straßenpianist Davide Martello (42) bei der neuen Sendung „The Piano“ mit. Seit dem 24. September wird jeden Dienstagabend, ab 20.15 Uhr, eine von sechs Folgen auf Vox ausgestrahlt. Am 8. Oktober ist der Künstler aus Weilheim in der dritten Folge zu sehen und erzählt von der Erfahrung und seiner Arbeit als Straßenmusiker.
Eine Bühne im öffentlichen Raum
Das neue Format soll unentdeckten Klavierkünstlern eine Bühne geben – im öffentlichen Raum. „Die Klaviere sind an Bahnhöfen installiert“, erzählt Davide Martello, wie das Format abläuft. Dort spielen die Künstler vor wechselndem Publikum. Dass Leute rein- und rausgehen, sei fester Bestandteil der Sendung, so der Straßenpianist. Mit ihrer Performance, von Klassik bis Pop, von vierhändig bis gesangsbegleitet, erzählen die Künstler am Klavier ihre ganz persönliche Geschichte.
Für den Musiker steht Spontanität im Mittelpunkt der Sendung: „Ich glaube, die Idee dahinter ist, dass man die Spontanität so wahrnimmt.“ Eben weil es oftmals öffentliche Klaviere an Bahnhöfen gebe, zu denen jeder Zugang hat. Statt in einem Studio zu drehen, hat der Bahnhof als Ort eben einen anderen ganz Charme, findet der Künstler: „Ich finde die Idee schön, dass das Klavier für sich im Fokus steht und dass man daraus eine Show macht, finde ich toll.“ Aufgeregt sei er vorher aber nicht gewesen.
Besondere Persönlichkeiten hervorheben
Davide Martellos Eigenkomposition „Light Soldiers“ hat er in der Türkei komponiert, wie er erzählt. 2013 spielte er in Istanbul auf dem Taksim-Platz. „Das Stück ist denen gewidmet, die dort, an dem Ort und zu der Zeit, während der Tumulte gestorben sind“, sagt Davide Martello. Weil es eines seiner ausdrucksstärksten Stücke sei, habe er es vorgetragen.
Zu gewinnen sei nicht Ziel der Sendung, so Davide Martello: „Da gewinnt man nicht. Es ist da, um besondere Persönlichkeiten hervorstehen zu lassen.“ Und so habe jeder Künstler, der bei der Sendung mitmache, gleichberechtigte Möglichkeiten. Aber es gebe ein paar Geschichten von Menschen, die besonders sind.
Spontane Begegnungen auf der Straße
Davide Martello ist seit 2011 Straßenpianist und bereist neben seinen Stammplätzen besondere Orte. Der gelernte Friseur ist vor fünf Jahren von Konstanz nach Weilheim gezogen. In ungefähr 40 Ländern hat er mit seinem Klavier schon gespielt. „Während der Straßenmusik und während der Reisen findet so viel statt“, erzählt der Künstler. Es entstehen spontane Begegnungen, die als Konzertpianist nicht stattfinden könnten. Deshalb verfolgt er bereits jahrelang den Traum, als Straßenmusiker zu leben.
„Der Auslöser war damals Istanbul, als ich gemerkt habe, dass die Musik aktiv Gewalt verhindern kann. Dementsprechend habe ich das so ein bisschen als Mission gesehen, um Frieden zu stiften“, erzählt er, wie es dazu kam. Damals spielte er 2013 am Taksim-Platz während der Proteste. Seitdem spielt er ab und zu an Orten, die von Gewalt oder Krieg betroffen sind, um durch seine Musik ein wenig „Frieden zu stiften“, wie er sagt.
Auftritte in Krisengebieten
Auch in Donezk spielte Davide Martello 2014, als das Regierungsgebäude von prorussischen Aktivisten besetzt wurde. „Das war für mich so das krasseste Konzert in der Richtung“, erzählt er.

Als letzte Aktion war der Künstler für einen Monat in der Ukraine, als der Krieg ausgebrochen ist, wie er erzählt. „Da bin ich direkt an die Grenze gefahren und habe die Flüchtlinge durch mein Klavierspiel willkommen geheißen“, schildert er die Erfahrung. Dabei bestätigt ihn, „dass die Musik eben Menschen verbindet und sie auf andere Gedanken kommen, während ich spiele“.