Während in Waldshut diese Woche der kleine Spatenstich für den Anbau an das Klinikum Hochrhein gefeiert wurde, steht im Nachbarlandkreis Lörrach in wenigen Wochen der Spatenstich für ein ganzes Klinikum bevor. Angefangen haben beide zur selben Zeit, doch die Wege verliefen unterschiedlich, wie Sie hier nachlesen können.
In Lörrach sind die Vorarbeiten mittlerweile erledigt, im November wird Landrätin Marion Dammann die Schaufel in die Erde stechen. Und 2025, so die sportliche Zielsetzung der Lörracher, soll der erste Patient im neuen Zentralkrankenhaus behandelt werden. Mit seinen rund 800 Betten verdient es die Bezeichnung Zentralklinikum. 323 Millionen Euro wird es nach jetzigem Berechnungen kosten.
Armin Müller, Geschäftsführer der Kreiskliniken Lörrach, ist froh, dass es nun soweit ist. Doch bis hierher war es ein mühsamer Weg. Davon berichtet der Klinikgeschäftsführer im Gespräch mit dem SÜDKURIER.
Wie hat der Landkreis in doch vergleichsweise kurzer Zeit diesen Prozess hingekriegt? Das sei nur mit Transparenz und Dialog möglich, sagt Müller. Und in der Tat gibt es im Lörracher Entscheidungsprozess mehr Bürgerversammlungen als Kreistagssitzungen zu dem Thema. Beteiligte und Bürger ins Boot holen, war eine wichtige Devise.
„Am Anfang war alles offen“
Müller blickt zurück: Operative Verluste, veraltete Gebäudesubstanz, teilweise veraltete Technik. Dies alles zwang zum Handeln, sagt er. Der Geschäftsführer kommt 2010 zu den Kreiskliniken Lörrach, zwei Jahre später stößt er den Prozess der Erneuerung an. „Am Anfang war alles offen“, erinnert er sich. Gemeinsam mit einem externen Berater machten sich die Beteiligten über Möglichkeiten der Kliniksanierung Gedanken – alle drei sanieren, nur zwei, nur eine? Zahlreiche Varianten, so Müller, „aber am weitesten weg war am Anfang die Idee, die jetzt Wirklichkeit wird: nämlich der Neubau auf der grünen Wiese.“
Heute stehe der Landkreis am Ende eines offenen Prozesses, den jeder öffentlich habe mitverfolgen können. Auch die Idee, das „Eli“, also das St. Elisabethen-Krankenhaus Lörrach, und das Zentrum für Psychiatrie Emmendingen mit einer Außenstelle in die Planung einzubeziehen, sei erst im Laufe des Verfahrens entstanden.“ Das Ganze sei ein gewachsener Prozess.
Spätesten als sowohl das „Eli“ wie auch die Psychiatrie Emmendingen zu einer Fusion, beziehungsweise zu einer Kooperation bereit waren, kristallisierte sich immer mehr ein Neubau auf der grünen Wiese heraus. Das bedeutete Standortsuche.

Wer kriegt das neue Klinikum – wie war da die Stimmung unter den Städten? „Da waren schon Emotionen drin“, erinnert sich Müller. Um den Zentralstandort haben sich in einem offenen Wettbewerb die Städte Schopfheim, Rheinfelden und Lörrach beworben. Müller: „Alle drei haben sich ins Zeug gelegt, gekämpft und gegrätscht, alle wollte das Zentralklinikum bei sich haben.“ Es habe Widerstände gegeben, auch Skepsis im eigenen Haus. Die Klinik-Verantwortlichen reisten 2017 durch den Landkreis und stellten Konzepte und Entscheidungskriterien in zahlreichen Bürgerversammlungen vor.
Dialog und Transparenz
Es sei ein großes Stück Überzeugungsarbeit gewesen, berichtet der Geschäftsführer, aber es habe sich gelohnt. Letztlich sei im Kreistag ein einstimmiger Beschluss erzielt worden. Mit Dialog und Transparenz habe man es geschafft, die interessierte Bevölkerung in dem Prozess mitzunehmen und heute eine breite Akzeptanz für die Entscheidungen und somit für das Zentralklinikum zu haben.
Gab es Überlegungen, eines der drei Kreiskrankenhäuser bereits vor der Inbetriebnahme der neuen Zentralklinik zu schließen? „Das gab es nie“, sagt Müller, die drei Standorte würden für die medizinische Versorgung des Landkreises benötigt. Bis zur Öffnung des neuen Klinikums werde man auf keines verzichten.
Haben die Kreiskliniken ausreichend Personal für die drei Häuser? Man verfüge über ausreichend Personal, sagt Müller, allerdings sei die Personalsuche gerade in Grenznähe mit enormem Aufwand, viel Einsatz und Mühe verbunden. „Dennoch geht es auch bei uns nicht ganz ohne Leihkräfte.“
Hat das Zentralklinikum Lörrach am neuen Standort Wachstumsmöglichkeiten? Seit 2017 seien die Belegzahlen bundesweit in den Krankenhäusern stabil und stiegen nicht mehr, so Müller. Dennoch sei ein Wachstum am neuen Standort möglich, steigende Patientenzahlen könne man abfangen, auch wenn die beispielsweise aus Nachbarlandkreisen kämen.