Die Weihnachtsferien neigen sich dem Ende entgegen, der Unterricht beginnt am 10. Januar wieder, die Schüler strömen zu den Zügen und Bussen. Das Corona-Virus grassiert weiterhin. Mehr noch: Die Omikron-Variante verbreitet sich. Da heißt es besonders in den Schulbussen, in denen es zuweilen eng zugeht: Obacht.
Wie eng wird‘s tatsächlich im Schülerverkehr in der Region? Was tut das Landesverkehrsministerium, um mehr Platz in den Bussen zu schaffen? Was sagt das Landratsamt dazu? Der SÜDKURIER hat nachgefragt.
Weitere 15 Millionen Euro für Verstärkerfahrten
Land, Bahn und Verkehrsbetriebe stehen schon seit Langem vor einer besonderen Herausforderung, um besonders im Schülerverkehr mit einem erweiterten Platzangebot mehr Schutz vor Infektionen mit Corona zu bieten. Das Landesverkehrsministerium verkündete in einer Pressemitteilung schon vor Weihnachten die frohe Botschaft: Das Corona-Sonderprogramm „Verstärkerfahrten im Schülerverkehr“ wird erneut, bis zu den Osterferien, verlängert. Weitere 15 Millionen Euro stehen den Stadt- und Landkreisen für zusätzlich bestellte Busse zur Verfügung.
„Dank der Unterstützung des Landes können Schülerverkehre vor Ort bereits seit über einem Jahr in ihren Kapazitäten ausgeweitet werden. Es ist wichtig, dass wir diese Förderung in der Zeit bis zu den Osterferien fortsetzen. So können wir für die Gruppe der Schüler das Ansteckungsrisiko auf ihrem Schulweg minimieren“, wird Landesverkehrsminister Winfried Hermann zitiert.
Das Corona-Sonderprogramm des Landes für den Schülerverkehr
Aber: Das Landratsamt sieht keinen Bedarf für Zusatzbusse
Der Landkreis Waldshut sieht derweil keinen Bedarf, zusätzliche Busse einzusetzen und somit Fördermittel zu beantragen, wie Landratsamtssprecher Tobias Herrmann auf Nachfrage des SÜDKURIER informiert. Anders als noch im zurückliegenden Schuljahr, als bis zu 22 Verstärkerbusse mit 61 Fahrten unterwegs gewesen seien.
Anfangs seien die Zusatzbusse kaum, erst nach intensiver Bewerbung stärker genutzt worden. Danach seien die Fahrgastzahlen wieder deutlich zurückgegangen. „Schließlich war kein Bedarf mehr vorhanden“, stellt Herrmann fest. Im Landkreis gibt es seit Beginn des neuen Schuljahrs im September, und auch zur Wiederaufnahme des Unterrichts nach den Weihnachtsferien am 10. Januar keine Verstärkerfahrten.
Nach Herrmanns Angaben seien die Busse zu zehn bis 15 Prozent weniger ausgelastet als 2019. Herrmann: „Stehplätze müssen nur in geringem Maß in Anspruch genommen werden.“ Das übliche Fahrzeugangebot reiche also demnach aus.
Dennoch: Landtagsabgeordnete zeigen sich zufrieden
Die Landtagsabgeordneten Sabine Hartmann-Müller (CDU) und Niklas Nüssle (Grüne) äußern sich in einer gemeinsamen Stellungnahme zufrieden. Nüssle erinnere sich noch gut an die überfüllten Busse auf dem Schulweg. „Abstand halten, ist dort unmöglich“, wisse er aus Erfahrung. Die Verlängerung des Schulbusprogramms sei ein weiterer richtiger Schritt, um den wichtigen Schulbetrieb in Präsenz trotz Pandemie aufrechtzuerhalten.
Hartmann-Müller bekräftigt: „Abstands- und Hygieneregeln auf dem Schulgelände bringen herzlich wenig, wenn man am Ende dicht auf dicht im Bus sitzt. Kurzum: Mehr Sicherheit durch mehr Busse.“
Und die Bahn verlängert den eingeschränkten Fahrplan
Und auch hier wird es wohl enger bleiben: Der wegen erhöhtem Krankenstand eingeschränkte Fahrplan der Bahn wird bis zum 21. Januar verlängert. Laut Landratsamtssprecher Herrmann beeinträchtige dies den Schülerverkehr allerdings kaum: „Im Schüler- und Berufsverkehr fallen wenige Züge aus. Wo Fahrzeuge ausfallen, ist ein Schienenersatzverkehr organisiert.“ Wichtig sei, dass die DB Regio in den Stoßzeiten die vollen Kapazitäten anbiete. „Darauf haben wir intensiv hingewiesen“, erklärt Herrmann.
Die Pressestelle der Bahn in Stuttgart bestätigt in einem Telefonat: „Wir haben ein stabiles Grundangebot, es bleibt beim Stundentakt. Der Schülerverkehr rollt wie gewohnt.“ Trotz des eingeschränkten Fahrplans solle das Angebot stabil bleiben.
Maskenpflicht minimiere das Ansteckungsrisiko
Wie hoch ist das Risiko, dass Corona, vor allem Omikron, in den Bussen mitfährt? Landratsamtssprecher Herrmann verweist auf die Maskenpflicht: „Sie wird konsequent durchgesetzt. Das Ansteckungsrisiko wird dadurch erheblich minimiert.“ Die Fahrgäste verhielten sich sehr diszipliniert. Er beruft sich auf die Virologen: Sie würden ein geringes Ansteckungsrisiko beim Tragen einer FFP2-Maske sehen. Zudem reinigten die Mitarbeiter der Verkehrsunternehmen die Fahrzeuge intensiv und regelmäßig.
Offensichtlich deckt sich die Wahrnehmung der Schüler und deren Eltern nicht immer mit den vorliegenden Zahlen, Fakten und Erfahrungen der Verkehrsbetriebe und Besteller. Am Montag wird es sich zeigen, ob das übliche Busangebot tatsächlich ausreicht.