Häufig von der breiten Öffentlichkeit unbemerkt, kämpfen in manchen Ländern, auch in Spanien, viele Hunde ums harte Überleben. Misshandelt, übersät mit Narben und abgemagert sind sie oft dem Tode näher als dem Leben. Die Leidenszeit der vier Potengos im Alter von zwei bis sieben Jahren, die über Tierschutzorganisationen wie Denia Dogs zu Familie Doiwa in Attlisberg gefunden haben, ist aber vorbei.
„Wir sind nicht aktiv auf der Suche nach Hunden, es ist eher so, dass sie den Weg zu uns finden“, sagt Ina Doiwa. Janka, Kara, Frida und Fernando sitzen artig ihrem Frauchen gegenüber. Geduldig warten sie darauf, dass ihr Name fällt, um sich dann eine Leckerei abzuholen. Potengos seien robuste, reinliche Tiere, sanftmütig, liebevoll und dankbar, schwärmt die Attlisbergerin. „Tierschutzhunde sind jedoch ängstliche Hunde. Manche Geräusche, wie von Kaffeemaschinen, von Autos, vom Treppensteigen oder anderes haben sie zuvor nie kennengelernt“, betont sie. Man müsse ihnen alles beibringen – auch, dass sie nicht vom Tisch essen dürfen.
Hunde sind in Spanien oftmals Nutztiere
„In Spanien haben Hunde einen anderen Stellenwert als hier“, erklärt sie. „Sie werden oftmals als reine Nutztiere für die Jagd, das Fangen von Mäusen und Ratten eingesetzt“. Häufig würden aus einem Wurf nur jene Tiere herausgesucht, die für die ein oder andere Sache nützlich sein könnten. Die anderen Welpen würden auf der Straße oder in einer Perrera (Hundestation) landen – oft werden sie direkt qualvoll getötet, sagt sie. Auch in Deutschland gebe es Hundeschicksale, in Spanien sei dieser Umgang mit den Tieren aber an der Tagesordnung. Deshalb ließ der Staat Perreras einrichten. Dort setze man dem Leben der Hunde nach 72 Stunden ein Ende oder sobald alle Käfige voll sind, um Platz für die nächsten Tiere zu schaffen. Deshalb würden die Perreras von den deutschen Tierschutzorganisationen auch Tötungsstationen genannt werden.
Ihr Hund Fernando sei auf dem Müll gefunden worden, Janka wurde sechs Jahre an der Kette gehalten. Zweimal im Jahr durfte sie in der Meute mit einem Rüden und mehreren Hündinnen an Jagden teilnehmen. Die junge Kara sei „wie ein Wanderpokal von Tierheim zu Tierheim gereicht“ worden, bis sie an den richtigen Verein gekommen sei. „Wir sind ihre siebte Station“, sagt Doiwa. Die Hündin sei von Narben übersät – Spuren von Wunden, die ihr vor allem von anderen Hunden zugefügt worden seien. Sie habe auch viele Knochenbrüche erlitten, die schlecht geheilt seien.
Schreckliche Erlebnisse
Wie es in Spanien oft üblich ist, seien Frida und ihre Schwester an einen Block gehängt worden und bereits abgemagert gefunden worden. „Ob es die Schwester geschafft hat, weiß ich nicht“. Frida aber wurde in Spanien wieder aufgepäppelt. „Trotz der schrecklichen Erlebnisse sind es aber gute Hunde“, versichert Hundeliebhaberin Ina Doiwa. Wer solche Hunde aufnehmen wolle, könne sich registrieren lassen. Dann werde kontrolliert, ob der Haushalt für Potengos geeignet sei. Wird das Tier dann vermittelt, werden sie von Tierschutzmitgliedern regelmäßig besucht. Man schaue beispielsweise nach, wie die Hunde gehalten werden oder wie die Qualität des Futters ist.
Tierärztliche Behandlungen
Die Zuneigung der Menschen reiche nicht, die Hunde bräuchten Auslauf, Beschäftigung und natürlich tierärztliche Behandlungen. Sie selbst gehe mindestens drei Mal am Tag mit den Hunden hinaus, mache lange Spaziergänge und beschäftig sie mit viel Denksport, sagt Ina Doiwa. Sie seien körperlich und im Kopf ausgelastet.
Besondere Aufmerksamkeit brauchen aber die Hunde, die gesundheitlich angeschlagen sind, wie die ganz große Hündin, die immer wieder epileptische Anfälle erleidet. „Dann bin ich bei ihr, streichle sie, spreche auf sie ein. Wir sollen sie so gut wie stressfrei halten“, sagt die Attlisbergerin. Auch Fernando sei ein kranker Hund, sein Hüftknochen werde nur durch Sehnen und Muskeln zusammengehalten. „Kranke Hunde will ja keiner haben“, weiß sie. Potengos sind Rudelhunde, deshalb hatte die Familie nach der Aufnahme des ersten Hundes beschlossen, ihn nicht ohne weitere Artgenossen zu halten.
In ihrer Kindheit hat sie schlechte Erfahrungen mit Hunden gemacht, einmal wurde sie durch Bisse schwer verletzt. Auch heute ist Ina Doiwa bei der Begegnung mit Vierbeinern zunächst vorsichtig. Dennoch tut sie alles, ihren geliebten Hunden ein liebevolles, artgerechtes Zuhause zu bieten.