Genetische Untersuchungen aus dem Labor liefern das unangreifbare Ergebnis: Für den im November totgebissenen Ziegenbock in Ibach war ohne Zweifel ein Wolf verantwortlich. Das hat die Forstliche Versuchsanstalt (FVA) in Freiburg jetzt auf Nachfrage dieser Zeitung bestätigt.
Höfler findet den Bock mit Bisswunden und fast gefroren
Bei dem Landwirt Markus Höfler in Unteribach war in der Nacht zum 29. November ein Ziegenbock gerissen worden. Er fand den Bock am Morgen mit heftigen Bisswunden und beinahe gefroren. Der Wolfsbeauftragte der FVA nahm den Kadaver mit ins Labor. Auf einer Aufnahme der Wildkamera aus derselben Nacht ließ sich ein Tier erkennen.
Die Vermutung des Jägers: Es ist ein Wolfsbiss
Ein Jäger sowie ein FVA-Mitarbeiter identifizierten den Vierbeiner als Wolf. Diese Vermutung hat sich jetzt bestätigt. Der Körper des Ziegenbocks wurde an der Chemischen und veterinärmedizinischen Untersuchungsanstalt in Freiburg (CVUA) pathologisch untersucht. Genetische Abstrichproben wurden am Senckenberg-Zentrum für Wildtiergenetik begutachtet.
Der Nachweis: Ein Tier vom Haplotyp HW02
„Ein Wolf mit dem Haplotyp HW02 konnte als Verursacher nachgewiesen werden“, teilt Johanna Fritz mit, Leiterin des Fachbereichs Wissenstransfer und Kommunikation bei der FVA. Der Haplotyp beschreibt eine Sequenz eines Chromosoms, die sich bei Tieren einer bestimmten Population häufig gleicht. HW02 ist wie HW01 typisch in Mitteleuropa, doch taucht Haplotyp HW01 in Deutschland sehr viel häufiger auf.
Welcher Wolf es genau war, ist nicht festzustellen
Nähere Erkenntnisse gibt es nicht. „Wir können nicht mit Sicherheit sagen, welcher Wolf genau für den Tod des Tieres verantwortlich war“, so Johanna Fritz. In Baden-Württemberg seien nur drei residente, also dauerhaft hier lebende Wölfe bekannt. Ein Rudel gibt es nach Angaben von Fritz im ganzen Land nicht. „Das nächstgelegene Territorium eines sesshaften Wolfes ist Schluchsee“, erläutert sie. Dieser Wolfsrüde habe ebenfalls den Haplotypen HW02, er ist zuletzt 2022 in Ibach registriert worden.
Es könnte sich um ein durchziehendes Tier handeln
Infrage bei dem Vorfall in Ibach komme aber ebenso gut ein durchziehendes Tier. Kommt der Wolf jetzt öfter in Ibach zum Raubzug? Damit muss nach den Worten der Fachbereichsleiterin nicht unbedingt gerechnet werden. Wölfe, insbesondere durchziehende Tiere, könnten innerhalb von 24 Stunden viele Kilometer zurücklegen, erläutert Fritz, teils bis zu 70 Kilometer. „Das heißt, es ist nicht ungewöhnlich, dass man von einem Wolf in einer Gemeinde nur einmalig einen Nachweis erhält und dann keinen mehr.“
Der Bürgermeister sieht den Fall aber anders
Darüber urteilt Ibachs Bürgermeister Helmut Kaiser anders: „Es wird zeitnah wieder ein Vorfall kommen.“ Kaiser sorgt sich um die Landwirte in Ibach, die großteils Weidetierhaltung betreiben. Würden sie das aufgeben, sei das wohl das Ende der malerischen Wiesen: „Dann wächst alles zu.“ Was das Land als Schutz anbietet, erfordere, die Landschaft weitgehend einzuzäunen. „Aber die schönsten Wanderwege führen über die Weiden“, erklärt Kaiser. Er befürchtet negative Auswirkungen auf den Tourismus und verweist auf eine Resolution, die fordert, den Abschuss sogenannter Problemwölfe schon nach einem Vorfall zu erlauben.
Was tun, wenn Sie einem Wolf begegnen:
Bleibt der Bauer auf dem Schaden sitzen?
Für Landwirt Markus Höfler, dessen Ziegenbock gerissen worden war, war von Anfang an klar, dass es sich um einen Wolf handelte. Er hat nun Schwierigkeiten, eine Entschädigung zu erhalten, weil ihm mangelnde Sicherheitsvorkehrungen vorgeworfen werden. Dazu kann Höfler nur den Kopf schütteln. Er denkt über Konsequenzen nach: „Man muss sich schon überlegen, ob das Halten von Ziegen unter diesen Umständen noch sinnvoll ist.“