Arndt Dohmen

Mit Bezug auf den Beitrag „Stühlinger Krankenhaus auf der Kippe“ vom 17. Mai über die drohende Schließung des Loreto-Krankenhauses meldet sich der Mediziner Arndt Dohmen aus Murg zu Wort.

Er schreibt:

„Bevor der Landrat öffentlich behauptet, der Landkreis Waldshut sei bei der stationären Versorgung der Bevölkerung im Grunde gut aufgestellt, sollte er mal die Fakten checken: Baden Württemberg ist mit 500,3 Planbetten pro 100.000 Einwohner das Bundesland mit der niedrigsten Zahl an Krankenhausbetten bundesweit. Der Landkreis Waldshut hat ohne die 44 Betten des Loreto-Krankenhauses 222 Betten pro 100.000 Einwohner, das entspricht 44 Prozent der Bettendichte in Baden Württemberg und 37,3 Prozent im bundesweiten Vergleich.

Die Versorgungslage im Bereich der Pädiatrie ist mit 0 Betten nach unten nicht mehr zu toppen. Mit dem neuen Zentralklinikum in Albbruck mit 335 geplanten Betten werden die mit der Schließung des Loreto-Krankenhauses wegfallenden Betten nicht einmal in vollem Umfang ausgeglichen. Rechnet man die in Albbruck gegenüber dem jetzigen Standort Waldshut (aktuell 303 Betten) zusätzlich entstehenden 32 Betten hinzu, kommt man auf eine Gesamtbettenzahl aller Planbetten im Landeskrankenhausplan von 413, das entspricht dann 241 Betten pro 100.000 Einwohner. Damit gehört der Landkreis Waldshut zu den am schlechtesten stationär versorgten Regionen bundesweit. Die Fakten der stationären Versorgungssituation strafen die Aussagen des Landrats Lügen, es gibt in Deutschland wohl kaum einen anderen Landkreis, in dem die stationäre medizinische Versorgung so am Boden liegt.

Es ist unbegreiflich, dass ein Gutachten, das im Auftrag – und damit auch aufgrund der Interessenlage – des Gesundheitsverbundes Landkreis Konstanz erstellt wurde, nun als wichtigste Entscheidungsgrundlage für die Schließung des Loreto-Krankenhauses von allen gesundheitspolitischen Akteuren unseres Landkreises akzeptiert wird. Die Sichtweise des Gutachtens ist ausschließlich betriebswirtschaftlich orientiert, die Tatsache, dass sich in Teilen des Landkreises die Erreichbarkeit des nächstgelegenen Krankenhauses unwiderruflich verschlechtert, geht weitgehend unter.
Das Trauerspiel um die Schließung des Krankenhauses in Bad Säckingen wiederholt sich. Dass Krankenhäuser einen Versorgungsauftrag haben, gerät den politisch Verantwortlichen – dem Landrat, aber auch den Kreisräten – völlig aus dem Blick.

Die Ökonomisierung, die in den letzten 20 Jahren unsere früher gemeinwohlorientierten Krankenhäuser zu gewinnorientierten Wirtschaftsunternehmen hat verkommen lassen, ist inzwischen in unseren Köpfen so verankert, dass wir gar nicht mehr merken, in welche traurigen Abgründe wir unser Gesundheitswesen steuern.“

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