Es war ein Erntejahr mit schwierigen Bedingungen für die Landwirte – auch am Hochrhein. Die Wetterlage im Frühjahr und insbesondere die Beschränkungen infolge der Corona-Pandemie sorgten für ordentlich Probleme. Dennoch zeigen sie sich einigermaßen zufrieden mit der Ernte, aber auch mit den Preisen, die sie für ihre Erzeugnisse bekommen. Ein Überblick darüber, wie die Preise entstehen, ob Verbraucher dieses Jahr mehr zahlen wollten und dass viele lieber regional einkauften.
Der Großmarkt: Frost und wenig Ernthelfer
„Bei uns war der Frost ganz gravierend“, sagt Lorenz Boll, Geschäftsführer der Obst- und Gemüsevertrieb Südbaden (OGS), die Produkte aus Erzeugerbetrieben aus dem Markgräflerland und Kaiserstuhl vermarktet. Kunden sind der Discount- und Lebensmitteleinzelhandel, auch am Hochrhein. Vor allem bei Kirschen und Zwetschgen seien die Blüten im Frühjahr erfroren. „Frostbedingt waren die Preise der Kirschen, Zwetschgen und Erdbeeren bei uns sicherlich höher als in anderen Jahren“ so Boll.
Bedingt durch die Corona-Krise hätten die Kunden aber in diesem Jahr viel mehr regional eingekauft. So hätten vor allem die Hofläden und Wochenmärkte einen besonders guten Absatz verspürt, wie Boll berichtet. Auch seine Kunden hätten gut eingekauft, weil sie es eben gut weiterkaufen konnten.
Doch Boll spricht noch ein Corona-bedingtes Problem an: Den Landwirten fehlten vor allem für die Spargelernte viele Erntehelfer. Denn viele Hilfskräfte, die aus dem Ausland kommen, konnten angesichts geschlossener Grenzen nicht einreisen. „Die Landwirte nahmen also viele Flächen aus dem Stich, so war das Angebot deutlich geringer und somit der Preis für den Spargel viel höher als in den Vorjahren“, erklärt Boll.
Der Direktvermarkter: So viel Erntehelfer wie nie zuvor
Clemens Stoll von Stolls Bauernladen in Küssaberg kennt dieses Problem nicht. Ganz im Gegenteil: „Wir hatten so viele Erntehelfer wie noch nie zuvor.“ Denn in seinem Betrieb arbeiten nur Einheimische. Diese kamen etwa aus Wutöschingen, Lauchringen oder Schwerzen, waren zum Teil Mitarbeiter aus der stillgelegten Gastronomie, die froh gewesen seien über die Beschäftigung auf dem Feld. Doch auch Clemens Stoll bestätigt den höheren Preis für den Spargel, den der Bauernladen in Küssaberg zukauft.
Und welche Rolle spielte der Faktor Wetter? Der Frost sei vor allem für Äpfel und Sauerkirschen ein Problem gewesen. Bei den Äpfeln habe der Frost zu einem Ausfall bis zu 50 Prozent gesorgt, je nach Sorte. Bei Süßkirschen lag der Ausfall sortenweise auch bei 50 Prozent. Und somit waren auch die Preise für die Kirschen in diesem Jahr ungewohnt hoch: „Wenn‘s im Kaiserstuhl wie dieses Jahr eine schlechte Kirschernte gibt, sind die Preise überall höher“, erklärt Stoll.
Für viele andere seiner Produkte sei das regionale Wetter dagegen irrelevant, sagt Stoll: Die Preise von Getreide oder Mais orientieren sich am Weltmarkt. Das heißt: Wenn in der Welt viel geerntet wird, sind die Preise niedriger und andersherum.

Für die Äpfel gilt das Gleiche im europäischen Vergleich. „Der Preis meiner Äpfel orientiert sich an den Erntemengen in Italien und anderswo“, so Clemens Stoll. Er erwarte bei den Äpfeln in diesem Jahr gleiche Preise wie im vergangenen Jahr. Dabei sei die Apfel-Saison noch nicht beendet.
Der Preis für die Erdbeeren sei höher als im vergangenen Jahr, Stoll bezeichnet ihn als „auskömmlich für Landwirte“.

Der Heupreis sei dieses Jahr im normalen Rahmen gelegen, der Getreidepreis um einige Cent höher als im vergangenen Jahr.
Als Direktvermarkter spielten für Stoll noch andere Faktoren eine Rolle. So beeinflusse nicht das Wetter, sondern auch neue Hygiene- und Naturschutzauflagen sowie ein erhöhter Mindestlohn für die Mitarbeiter die Preise für die Produkte. „Wir sind in einer Sondersituation als Direktvermarkter, unsere Kunden sind bereit, mehr zu bezahlen“, so Stoll. Die größte Auswirkung für ihn in diesem Jahr: „Die Leute kaufen viel mehr regional, der Absatz ist gut und somit sind auch die Preise stabil.“