Sie sind beliebter denn je zuvor, Tendenz weiter steigend: E-Bikes, auch Pedelecs genannt. Vor allem in der Corona-Saison kamen die Fahrradhändler mit der Lieferung der motorisierten Räder kaum hinterher. Doch die Begeisterung für die Räder bringt auch Schattenseiten mit sich. Immer mehr Unfälle passieren, in denen die elektrisch betriebenen Fahrräder verwickelt sind, sagt die Polizei. Die Gründe dafür sind vielfältig – und viele Ursachen lassen sich leicht vermeiden.
Haben die Unfälle mit E-Bikes auch bei uns zugenommen?
Die Zahl der tödlich verunglückten Pedelec-Fahrer ist laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2019 gegenüber dem Vorjahr stark angestiegen. In Deutschland starben bei Verkehrsunfällen 28 mehr E-Bike-Fahrer als im Vorjahr. Dies macht einen Zuwachs von 32,6 Prozent aus.
Auch am Hochrhein stiegen die Unfälle mit Beteiligung von Pedelecs. „Wir hatten im Landkreis Waldshut im ersten Halbjahr 2019 insgesamt 36 Verkehrsunfälle mit Radfahrern, die von der Polizei aufgenommen wurden. Hiervon waren sieben mit Pedelecs„, berichtet Polizeisprecher Jörg Kiefer auf Nachfrage unserer Zeitung.
Im Vergleichszeitraum 2020 sei diese Zahl auf 49 Unfälle gestiegen, an denen Radfahrer beteiligt waren. Die Anzahl der Pedelecs lag bei zwölf. Laut Kiefer ist ein Grund für die steigenden Unfallzahlen natürlich, dass immer mehr Menschen auf das E-Bike umsteigen. Aber es ist nicht der einzige Grund.

Was sind die häufigsten Ursachen bei Unfällen mit E-Bikes?
„In den mir bekannten Fällen scheinen häufig die mangelnde Fahrpraxis, Überschätzung und Ablenkung ein Thema zu sein“, so Kiefer. Mit einem E-Bike würden andere und möglicherweise herausforderndere Touren gemacht, da es die Technik vereinfache.
„Es werden also auch für ungeübte Fahrer Strecken möglich, die man mit einem normalen Fahrrad nicht gemacht hätte oder schon länger nicht mehr gemacht hat“, erklärt der Polizeisprecher. Oft zählten somit auch ältere Menschen zu denen, für die die Fahrt mit dem E-Bike zum Risiko werde, etwa wenn sie aus gesundheitlichen Gründen schon länger nicht mehr mit einem Fahrrad unterwegs waren.
„Nicht vergessen sollte man auch die Tatsache, dass auch bei Zusammenstößen zwischen Pedelec-Fahrer und anderen motorisierten Fahrzeuglenkern möglicherweise die Geschwindigkeit von diesen unterschätzt wird, also ein Pedelec-Fahrer als Radfahrer angesehen wird und der Kopf die ‚normalerweise gefahrene Geschwindigkeit‘ falsch vorausberechnet“, so Kiefer. Auch die verbaute Technik, wie etwa ein Navi, könne zur Ablenkung der Fahrer führen.
Welche Sichehrheits-Tipps hat der Polizist für Pedelc-Fahrer?
Dazu sagt Jörg Kiefer: „Da ich selbst E-Bike-Fahrer bin, kann ich sagen, dass der Umgang geübt werden muss.“ Häufig sei man, gerade auf nicht asphaltierten Wegen, mit dem E-Bike schneller unterwegs als mit einem normalen Fahrrad.
Es gelte im Prinzip Ähnliches wie bei Motorradfahrern: „Wenn man lange nicht gefahren ist, dann sollte man zunächst auf bekannten Wegen üben und sich auch bewusst sein, dass die selbst gefahrene Geschwindigkeit von anderen unterschätzt werden könnte.“
Sind Fahrtrainings sinnvoll?
Polizeisprecher Jörg Kiefer hält Fahrtrainings auch für E-Bike-Fahrer für eine gute Möglichkeit, um sich an das Fahrrad und die darin verbaute Technik zu gewöhnen. Denn: „Eine richtige Einweisung in Technik und Fahrrad kann nie schaden.“
Auch der VdK Bad Säckingen bot speziell für Senioren im Frühjahr ein solches Fahrtraining an, was gut ankam.
Der Vorsitzende Winfried Riegelsberger blickt zurück: „Das war ein voller Erfolg und wurde sehr gut angenommen.“ Als Vorsitzender des Vdk habe er immer wieder von seinen Mitgliedern gehört, dass diese sich zwar ein E-Bike gekauft hatten, dieses nun aber im Keller stehen würde, da sie sich nicht trauen würden, damit zu fahren. Und so entstand bei Riegelsberger die Idee für das Fahrtraining auf dem Verkehrsübungsplatz in Wallbach. Es war aufgeteilt in einen theoretischen und einen praktischen Teil.

„Die Teilnehmer waren sich absolut nicht bewusst über die Gefahren“, sagt Riegelsberger. „Und sie erfuhren, wie wichtig ein Rückspeigel ist, wie breit die Reifen sein müssen, alles Wichtige zum Bremsweg und wie wichtig Helm und die richtige Ausrüstung ist.“
Eine Wiederholung des Trainings war zwar schon für dieses Jahr angedacht, musste aber wegen Corona verschoben werden. Im kommenden Frühjahr möchte der VdK aber erneut ein solches Fahrtraining für Pedelec-Fahrer anbieten.