Wie erwartet nimmt das Infektionsgeschehen am Hochrhein nach den Osterferien noch einmal deutlich Fahrt auf. Ob in den Landkreisen oder den grenznahen Kantonen – überall in der Region wurden in den vergangenen Tagen die höchsten Inzidenzwerte seit Januar errechnet.

Noch vor einer Woche sah es noch nach einer Erholung aus, der Landkreis Waldshut konnte sogar kurzzeitig Lockerungen veranlassen. Mittlerweile zeigt sich allerdings, dass die offiziellen Zahlen der Behörden an und nach Ostern nur wenig belastbar waren. Durch die Feiertage kam es zu Verzögerungen im Meldeverfahren, letztlich entstand ein trügerisches – und deutlich zu positives Bild vom tatsächlichen Corona-Infektionsgeschehen. Eine Woche nach Ostern zeigt sich ein realistischeres Bild – und das sieht nicht gut aus: Im Land Baden-Württemberg liegen aktuell 39 der 44 Stadt- und Landkreise über dem Grenzwert von 100. Vor einer Woche waren es nur 18. Sowohl Waldshut als auch Lörrach sind dabei keine Ausnahme.

Im Gleichschritt: Die Zahl der Neuinfektionen in den Kreis Lörrach und Waldshut.
Im Gleichschritt: Die Zahl der Neuinfektionen in den Kreis Lörrach und Waldshut. | Bild: Obermeyer, Justus

Die absolute Zahl der Infektionen bewegt sich in Lörrach und Waldshut auf ähnlichem Niveau. Weil der Landkreis Waldshut allerdings kleiner ist, ist ist die 7-Tage-Inzidenz, die ja die Zahl der Infektionen auf 100.000 Einwohner berechnet, deutlich höher. Der Kreis Waldshut bewegt sich mit 140 leicht unter dem Landesschnitt von 143,7, der Kreis Lörrach (106) liegt zwar noch deutlich darunter, musste nun aber ebenfalls die vom Land vorgesehene 'Notbremse' ziehen.

Im Verhältnis zur Bevölkerungsgröße ergibt sich ein anderes Bild.
Im Verhältnis zur Bevölkerungsgröße ergibt sich ein anderes Bild. | Bild: Obermeyer, Justus

Kaum Hotspots

Vor allem während der „ersten Welle“ vor einem Jahr waren es immer wieder Hotspots, die für größere Ansteckungs-Cluster sorgten. Dies ist nunmehr kaum noch feststellbar. Es ist vielmehr das „diffuse Infektionsgeschehen“, das sich aber nur schwer bremsen lässt. Im Kreis Waldshut sind aktuell nur zwei Gemeinden ohne aktiven Corona-Fall: Die kleinsten Gemeinden Ibach und Dachsberg.

Auch im Kreis Lörrach zeigt sich eine homogene Verteilung der Fälle über den gesamten Landkreis. Zum dritten Mal hat das Landratsamt nun eine Liste veröffentlicht, die die Verteilung aller Fälle seit Beginn der Pandemie zeigt. Dass in den großen Städten Lörrach, Weil am Rhein, Rheinfelden und Schopfheim die höchsten Fallzahlen verzeichnet werden, ist dabei keine Überraschung.

Bild 3: Höchste Infektionszahlen seit Januar am gesamten Hochrhein
Bild: Obermeyer, Justus

Aufschlussreicher ist dagegen eine Umrechnung auf die Bevölkerungsgröße. Mit 4,6 Fällen pro Einwohner ist Weil am Rhein am stärksten betroffen, Schwörstadt (2,2 Fälle pro 100 Einwohner) dagegen am wenigsten. Die Unterschiede zwischen den Kommunen sind insgesamt aber nicht gravierend. Auch hier ist also das Infektionsgeschehen diffus. „Festzuhalten ist, dass eine Auflistung der Infektionszahlen je Gemeinde keinerlei Aussagekraft über die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung hat. Genauso gering ist auch die statistische Aussagekraft: In einer Gemeinde mit 500 Einwohnern würde beispielsweise die kritische Schwelle von 200 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern – die einen Hotspot definiert – be-reits mit einem einzigen bestätigten Fall erreicht“, erklärt das Landratsamt.

Blick über die Grenze

Der Blick in die Schweiz zeigt einen ähnlichen Anstieg der Infektionszahlen wie die beiden Landkreise nördlich des Rheins. Am höchsten ist derzeit die 7-Tage-Inzidenz im Kanton Aargau. Innerhalb einer Woche stieg sie von 133 auf 174. Die Stadt Basel (131) und der Kanton Baselland (136) liegen nahezu gleichauf, knapp dahinter Schaffhausen mit 122.

Bild 4: Höchste Infektionszahlen seit Januar am gesamten Hochrhein
Bild: Obermeyer, Justus

Rund 70 Prozent der Infektionsfälle gehen im Landkreis Waldshut auf eine der deutlich ansteckenderen Mutationen zurück. Auch in der Schweiz sind die Mutationen zwischenzeitlich zum Regelfall geworden, weshalb die Kantone auf eine Ausweisung dieser Zahlen verzichten.

Auffällig ist nach wie vor die unterschiedliche Sterberate auf beiden Seiten des Rheins: Obwohl die Kantone deutlich mehr aktive Infektionsfälle zählen, sterben in den deutschen Landkreisen aktuell mehr Menschen mit einer Corona-Infektion: Seit 1. April starben im Kreis Lörrach neun Personen, in Waldshut und im Aargau je acht, in der Stadt Basel drei und im Baselland und in Schaffhausen nur eine.

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