Für die Aufgaben der Kinder- und Jugendbetreuung im Landkreis ist das Personal knapp – und es wird wohl noch knapper. So das Fazit von Praktikern, die vor dem Jugendhilfeausschuss des Kreistags über die Entwicklung der Kindertagesbetreuung und der Schulsozialarbeit berichteten.

Auch Kreisräte und Experten sozialer Einrichtungen im Fachausschuss äußerten sich in der Aussprache besorgt über das teilweise heute schon fehlende Fachpersonal.

Bettina Mühlhaupt, Abteilungsleiterin im Kreisjugendamt, berichtete über die Kindertageseinrichtungen im Landkreis. 160 Einrichtungen betreuten im März dieses Jahres 7700 Kinder in 442 Gruppen – von der Krippe ab dem ersten bis zum dritten Jahr bis hin zu Vorschülern mit verschiedensten Betreuungszeiten und Horten mit bis zu 14 Jahre alten Schülern. In der Gesamtzahl sind auch die privaten Tagespflegekinder enthalten.

Betreuung über Mittag

Für die aktuell 6320 Kinder in Kindertageseinrichtungen bevorzugen Eltern im Kreis Waldshut zunehmend längere Betreuungszeiten. Die Mehrzahl von 70 Prozent der angemeldeten Kinder wird 2023 länger als fünf Stunden am Tag betreut, zwölf Prozent (731 Kinder) sogar über sieben Stunden. Vor einem Jahrzehnt waren nur 46 Prozent länger als fünf Stunden angemeldet. 27 Prozent der Kinder sind derzeit noch in Vormittags- oder Nachmittagsgruppen integriert. Dieses Standardangebot von einst genügte 2005 noch 70 Prozent der Eltern.

Insgesamt geht die Nachfrage an Einrichtungen wegen der zunehmenden Berufstätigkeit beider Eltern klar zu längeren Betreuungszeiten. Doch das Ganztagsbetreuungsangebot im Kindergartenalter zum Beispiel geht laut Behörde im Kreis Waldshut sogar zurück.

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Mit elf Prozent Betreuungsquote hinkt man weit hinter dem baden-württembergischen Landkreisdurchschnitt von 20 Prozent her. Die Bildung von Gruppen scheitert nicht zuletzt daran, dass Gemeinden und freie Träger keine Fachkräfte finden.

Die Ansprüche der Eltern steigen

Dabei werden die Ansprüche der Eltern auf Betreuung und Förderung vom Gesetzgeber wiederholt angehoben. Die Abteilungsleiterin bei der Kreisbehörde sieht deshalb im künftigen Rechtsanspruch auf Betreuung der Kleinkinder ab dem ersten Lebensjahr eine besondere Herausforderung, ebenso wie in den Kindern mit Migrationshintergrund und der geforderten Inklusion von Kindern mit Handicap.

Sozialdezernent Ulrich Friedlmeier hofft deshalb auch auf entsprechende Qualifikationsangebote der Fachschulen im Kreis für künftige Betreuungskräfte.

Kreisrat und Bürgermeister Thomas Kaiser aus Häusern beklagte einen schlimmen Papierkrieg bei der Überbrückung von Engpässen im Kindergarten, und auch Landrat Martin Kistler bestätigte Klagen über viel Bürokratie bei diesem Thema.

Viele offene Stellen in der Schulsozialarbeit

Für die Schulträger im Kreisgebiet werde es zunehmend schwierig, offene Stellen der Schulsozialarbeit schnell zu besetzen, berichtete Stefan Maßmann, beim Landratsamt für die Schulsozialarbeiter zuständig. Während für die offenen Jugendtreffs im Kreisgebiet seit 2012 konstant zehn Personalstellen existieren, wurden die Stellen für Sozialarbeit an den Schulen in den letzten elf Jahren verdreifacht.

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55 Fachkräfte sind an 66 Schulen tätig. Ein Schwerpunkt sind dabei die Grundschulen mit 27 Sozialarbeitern, wo Maßmann auch den größten Nachholbedarf sieht. An Realschulen sind elf Stellen, an Gemeinschaftsschulen acht, an Werkrealschulen und in der Sonderpädagogik je sechs, an beruflichen Schulen fünf und an Gymnasien drei Stellen ausgewiesen, die vom Landkreis mitfinanziert werden. Maßmann sieht bei der Schulsozialarbeit einen Fachkräftemangel voraus.