Das Dekanat Waldshut der römisch-katholischen Kirche umfasst derzeit noch 14 Seelsorgeeinheiten mit rund 70 Pfarreien und Kirchengemeinden sowie 84.000 Gläubige. Ab dem 1. Januar 2026 aber wird es am Hochrhein nur noch zwei große Pfarreien und Kirchengemeinden geben.

Dies bedeutet zukünftig weniger feste Gottesdienstzeiten an den einzelnen Kirchen und mehr Gottesdienste im Wechsel, wie Dekan Peter Berg sagt. Er sieht durch die Änderung aber auch große Chancen in einem gesellschaftlich veränderten Umfeld: „Die Lebensweise der Menschen hat sich gewandelt, es gibt mehr Offenheit und Mobilität, gerade auch bei den jungen Menschen. Das muss die Kirche nutzen.“

Statt des Dekanats Hochrhein wird es künftig zwei Großgemeinden geben: St. Fridolin Bad Säckingen (orange) und Mariä Himmelfahrt (blau).
Statt des Dekanats Hochrhein wird es künftig zwei Großgemeinden geben: St. Fridolin Bad Säckingen (orange) und Mariä Himmelfahrt (blau). | Bild: Ute Schönlein, Cornelia Müller

Neu gebildet werden auf dem Gebiet des bisherigen Dekanats am 1. Januar 2026 zwei große Pfarreien beziehungsweise Kirchengemeinden. Im Westen entsteht St. Fridolin Bad Säckingen, wie die Pfarrei der ebenfalls neuen Kirchengemeinde Hochrhein-Südschwarzwald heißt. Im Osten gibt es künftig die Pfarrei Mariä Himmelfahrt Waldshut-Tiengen mit der Kirchengemeinde An der Wutach, die ihren Verwaltungssitz in Tiengen hat.

Alle anderen im Augenblick bestehenden Pfarreien und Kirchengemeinden treten diesen neuen Pfarreien beziehungsweise Kirchengemeinden bei. Wie die anderen Dekanate in der Erzdiözese wird auch das am Hochrhein aufgelöst. Dekan Peter Berg plant, mit dem Ende des Dekanats in Ruhestand zu gehen – nach dann 27 Jahren als Seelsorger am Bad Säckinger Münster.

Der Bad Säckinger Münsterpfarrer und Hochrhein-Dekan Peter Berg geht 2026 mit der Gründung der neuen Großpfarreien in Ruhestand.
Der Bad Säckinger Münsterpfarrer und Hochrhein-Dekan Peter Berg geht 2026 mit der Gründung der neuen Großpfarreien in Ruhestand. | Bild: Alexander Jaser

Vor wenigen Tagen gab die Erzdiözese Freiburg bekannt, wer dann die beiden neuen Großpfarreien und Kirchengemeinden leiten wird: Pfarrer Peter Nicola, seit 2010 Dekan des Dekanats Linzgau, wird leitender Pfarrer der Kirchengemeinde Hochrhein-Südschwarzwald und der Pfarrei St. Fridolin Bad Säckingen. Hannes Rümmele, seit 2016 Pfarrer der Seelsorgeeinheit an Wolf und Kinzig in Wolfach, wird leitender Pfarrer der Kirchengemeinde An der Wutach in Tiengen und der Pfarrei Mariä Himmelfahrt Waldshut-Tiengen.

Der Linzgauer Dekan Peter Nicola wird ab 2026 die Großpfarrei St. Fridolin und die römisch-katholische Kirchengemeinde ...
Der Linzgauer Dekan Peter Nicola wird ab 2026 die Großpfarrei St. Fridolin und die römisch-katholische Kirchengemeinde Hochrhein-Südschwarzwald leiten. | Bild: Erzbischöfliches Ordinariat

Wie in den bisherigen 14 Seelsorgeeinheiten auch, werden die leitenden Pfarrer von weiteren Pfarrern und von Gemeindeteams unterstützt. Wie viele Priester es in den beiden Großpfarreien insgesamt geben wird, steht laut Dekan Berg allerdings noch nicht fest, denn „es gibt noch keinen neuen Stellenschlüssel.“

Der Kinzigtäler Pfarrer Hannes Rümmele ist ab 2026 leitender Pfarrer an der Pfarrei Mariä Himmelfahrt und der Kirchengemeinde An der ...
Der Kinzigtäler Pfarrer Hannes Rümmele ist ab 2026 leitender Pfarrer an der Pfarrei Mariä Himmelfahrt und der Kirchengemeinde An der Wutach in Tiengen. | Bild: Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg

Ausgeschrieben werden als nächstes die Stellen der stellvertretenden leitenden Pfarrer, der Pastoralreferenten und der Geschäftsführer der beiden Kirchengemeinden. Auch auf der Ebene der bisher 14 Pfarrgemeinderäte wird es eine Neuerung geben – im Jahr 2025 werden für die beiden neuen Pfarreien und Kirchengemeinden nur noch zwei Pfarrgemeinderäte gewählt.

Statt des Pfarrers werden Gemeindeteams zum Gesicht der Kirche vor Ort

Ein Problem der neuen Struktur ist die große Flächen der beiden zukünftigen Pfarreien beziehungsweise Kirchengemeinden. „Je größer das Gebiet, um so mehr Zeit braucht es für die Menschen, den Pfarrer kennenzulernen“, sagt Berg. Daher, so der Dekan weiter, übernähmen bereits heute „Gemeindeteams aus Pfarrern, Diakonen und Pastoralreferenten immer mehr Aufgaben und werden immer besser angenommen.“

Die erfolgreiche Entwicklung der zukünftig noch größeren Pfarreien und Kirchengemeinden könne jedoch „nicht nur an den Pfarrern und Hauptamtlichen liegen, sondern man muss bewusst mit den Ehrenamtlichen Gemeindeteams bilden, die auch spirituelle Zentren sein sollen.“ „Die Ehrenamtlichen“, so Berg weiter, „können zukünftig das Gesicht vor Ort sein, ohne ihnen wird es nicht gehen.“ Dies bedeute auch „zusätzliche Leitungsaufgaben für die Ehrenamtlichen vor Ort.“

Einige Ehrenamtlich ziehen sich wegen der Änderungen zurück, andere bleiben engagiert dabei

Zwar würden sich aufgrund der neuen Gemeindestrukturen, „sicher einige Ehrenamtliche zurückziehen, aber andere machen sehr engagiert mit“, sagt der Dekan. Dies werde in den Gremien deutlich, die gegenwärtig die inhaltlichen Aspekte der neuen Kirchenstruktur am Hochrhein vorbereiten. Projekte wie eine Jugendkirche oder pastorale Schwerpunktzentren an einzelnen Kirchen würden hier „von Haupt- und Ehrenamtlichen gemeinsam entwickelt und die Rolle der Priester wird sich ein Stück weit verändern, sie werden wieder stärker für die Menschen da sein.“

In den beiden neuen Pfarreien und Kirchengemeinden „sind die Wege sogar kürzer als im bisherigen Dekanat – wir können mehr Begleitung anbieten und werden als Team stärker vor Ort präsent sein“, so Berg optimistisch. Damit sei es auch möglich, dem „Glaubwürdigkeitsverlust der Kirchen“ entgegenzutreten – „an die Kirche werden hohe Erwartungen gerichtet. Sie werden heute stärker daran gemessen.“

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