Lieferketten müssen funktionieren. Lastwagenfahrer sollten vor Corona geschützt werden. Zudem gibt es an den Landesgrenzen verschiedene Einreise-Bestimmungen, die sich je nach Einstufung der Länder täglich ändern können. Speditionen, Transport- und Logistikunternehmen stehen in der Corona-Krise vor besonderen Herausforderungen, damit der Warenverkehr reibungslos funktioniert. Wir haben bei drei großen Logistikunternehmen im Landkreis nachgefragt.
Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeiter haben Priorität
Übereinstimmend betonen sie, dass Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeiter oberste Priorität haben. Nur so können die Fahrzeuge rollen. Und: Bisher ist es ihnen gelungen, ihre Unternehmen gut durch die Corona-Krise zu steuern. Auch dank einer breiten Streuung der Transportgüter. Aber sie müssen flexibel sein, die Lage im Blick behalten und darauf reagieren. Die Unsicherheit und die sich schnell und ständig ändernden Rahmenbedingungen erforderten eine langfristige Unternehmensplanung.
Durch die Maßnahmen an den Grenzen gibt es für die Logistikunternehmen offensichtlich derzeit keine Einschränkungen für den Warenverkehr. Lieferengpässe entstünden im Moment keine, lautet die beruhigende Nachricht für die Menschen.
Besonderes System bei Grieshaber
Grieshaber Logistics mit Sitz in Bad Säckingen hat früh einen Krisenstab eingerichtet und ein Maßnahmenpaket geschnürt. Die Sanitätsschutzmaßnahmen sind ausgeweitet, präventive Schutz- und Hygienemaßnahmen eingeführt worden. Dazu zählen zusätzliche Schichten und verstärktes Homeoffice. Geschäftsreisen sind minimiert worden. Konferenzen und Meetings finden auch hier am Bildschirm statt. Die Mitarbeiter würden kontinuierlich informiert und unterwiesen.
Und das Unternehmen hat investiert, im Herbst Safedi Contact-Tracing eingeführt. Mit dem ausgeklügelten, auf Chips basierenden System können Infektionen zurückverfolgt und Sicherheitsabstände überwacht werden.
„Neben dem Schutz unserer Mitarbeiter war die Sicherstellung des operativen Tagesgeschäfts, bei gleichzeitig unsicheren und unplanbaren Volumenentwicklungen, unsere größte Herausforderung“, beschreibt Vorstandsmitglied Toni Elbert.
Wichtige Arzneimittel für die Menschen
Als systemrelevantes Unternehmen sei es dessen Aufgabe, die Geschäfte am Laufen zu halten und damit die Lieferketten der Kunden zu gewährleisten. Grieshaber sorge vor allem mit seiner Pharmalogistik dafür, dass die Bevölkerung mit wichtigen Arzneimitteln versorgt werde.
Disponenten informieren sich laufend
Laut Elbert haben die eigenen Fahrzeuge und Unternehmer im Partnernetzwerk in den von ihnen befahrenen europäischen Ländern noch keine Hindernisse zu überwinden. „Unsere Fahrer und Mitarbeiter unserer Auslandsniederlassungen bewegen sich aufgrund der aktuellen Vorschriften bisher frei und ohne Belastung über die Grenzen“, sagt er. Die Disponenten informierten sich laufend über Veränderungen und passten sich schnell an neue Situationen an.
Mit einer flexiblen Einsatzplanung, hoher Motivation und Disziplin der Mitarbeiter sei das Unternehmen bisher gut durch die Krise gekommen, habe auf Kurzarbeit verzichten und somit Vollbeschäftigung garantieren können.
Fahrer von Eckert haben Hygienepaket an Bord
„Solange die Industrie produziert, gibt es auch keine Lieferengpässe„, erklärt Michael Schnäbele, Verkehrsleiter des Albbrucker Transport- und Logistikunternehmens Eckert. Große Einschränkungen gebe es im Moment nicht. Die verschiedenen Bestimmungen in Deutschland und der Schweiz wirke sich auf das Geschäft nicht spürbar aus. Der Grenzübertritt laufe problemlos. Schnäbele verrät: „Unsere Fahrer haben keine Angst, dass sie in Quarantäne müssen, allerdings ist die Angst vor einer Ansteckung bei manchen schon spürbar.“
Probleme eher bei Kunden und an der Raststätte
Vielmehr sei die Situation für die Fahrer bei den Kunden und an den Raststätten unbefriedigend. Schnäbele berichtet davon, dass die Fahrer nicht oder schlecht in sanitäre Anlagen gelangen. Sie müssten lange warten. Mit den Stammkunden habe man vereinbart, dass die Fahrer die Sanitärbereiche nutzen dürfen.
Dass sich möglichst kein Mitarbeiter mit Corona ansteckt, ist nach wie vor die größte Herausforderung. Deshalb hat Eckert schon im März ein eigenes Hygienekonzept erarbeitet. Nur mit Masken darf das Gebäude betreten werden. Die Arbeitsplätze sind mit Trennscheiben versehen. Im Büro herrscht ein Einbahnsystem. Überall im Betrieb gibt es Desinfektionsmittel-Spender. Die Fahrer haben ein Hygienepaket mit Desinfektionsmittel, FFP2-Masken, Einweghandschuhen, Dusch- und Pflegecreme an Bord.
Alles in allem komme Eckert bislang gut durch die Krise. Vor allem deshalb, weil das Unternehmen wenig für die „Problemindustrie“ tätig ist, die, wie die Automobilindustrie, unter Corona leidet.
Spedition Ristelhueber fährt auf Sicht
Die 70 Fahrer der Waldshut-Tiengener Spedition Ristelhueber sind überwiegend in der Schweiz und Deutschland unterwegs. Die wichtigsten Transportgüter sind Teile für die Automobilwirtschaft, Handelswaren, Health-Care-Güter und Papier. „Wir kommen dank verschiedener Branchen unserer Kunden gut durch die Krise„, berichtet auch Geschäftsführer Markus Bartelmess. Ohne zu verschweigen, dass Anpassungsfähigkeit von Unternehmen und Mitarbeitern auf die Probe gestellt würden.
Keine Lieferengpässe zu erwarten
Der Betrieb sei nicht eingeschränkt, Lieferengpässe erwartet Bartelmess keine. Die Fahrer hätten grundsätzlich wenige Kontakte mit anderen Personen. Die Sorgen, sich zu infizieren, seien eher gering.
Allerdings seien über Weihnachten einige Mitarbeiter in ihre Heimatländer gefahren. Bei deren Rückkehr habe es einiges zu testen gegeben. Für das Unternehmen gilt: „Wir fahren stets auf Sicht.“