Alcudia im Norden der Urlaubsinsel Mallorca. Weiße Sandstrände, azurblaues Wasser. Es könnte traumhafter kaum sein. Über 14 Millionen Gäste kamen 2019 auf die Insel. Dieses Jahr ist wegen Corona alles anders. Leere Sandstrände, wohin das Auge reicht. Trostlosigkeit allenthalben. Doch obwohl die Rahmenbedingungen alles andere als einladend waren hat sich eine SÜDKURIER-Leserin aus Schwörstadt mit ihrer Familie dennoch auf die Mittelmeerinsel begeben, um dort Urlaub zu machen – und das obwohl Mallorca kurz zuvor zum Risikogebiet erklärt worden war.

Stornierung der Reise wäre teuer geworden

Sie planten schon sehr früh ihren Sommerurlaub und haben im Januar schon gebucht: 12 Tage in einer einsamen Finka mit Pool im Norden bei Alcudia. Mit Kindern und den Schwiegerelten. Im März mit den Corona-Fällen im eigenen Land kam die erste Unsicherheit, was mit dem Urlaub wohl passiert, erzählt die Mutter aus Schwörstadt. Mit den steigenden Fallzahlen, habe auch in der Familie die Unsicherheit zugenommen.

„Zwei Wochen bevor wir die Reise antreten wollten, wurde Mallorca als Risikogebiet eingestuft“, erzählt sie. Diese zwei Wochen seien geprägt gewesen von Gesprächen im Familienrat, mit Behörden und Reiseanbietern.

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Die Flüge und die Finka hat die Familie getrennt voneinander gebucht – also eine Individualreise. Die Finka buchte sie bei einer deutschen Agentur, die mit spanischen Anbietern zusammenarbeitet. Dann gelte spanisches Recht, habe ihr die Agentur erklärt. Das heißt: Die Familie hätte bei einer Stornierung von dem mehrere Tausend Euro teuren Urlaub nur zehn Prozent, also 200 Euro, für die Finka wieder zurückbekommen. Die Flüge hätte sie umbuchen können. Nur wohin?

Gedanken wie „Kommen wir wieder zurück, und wer zahlt die Kosten?“, seien aufgekommen. Die Familie ging in die Verhandlung. „Wir gingen ein Risiko ein, die Lage hatte sich doch komplett verändert, es war eine Reise ins Ungewisse“, so die Argumente der Südkurier-Leserin in den Gesprächen mit der Reise-Agentur.

Mit der Rechtsschutz-Versicherung und sogar mit einer spanischen Anwaltskanzlei führte sie Gespräche. Dort habe man ihr gesagt, dass kein Reiseverbot bestehe, nichts gegen die Reise spreche und die Familie kein Risiko habe. Keine Chance also für die Familie, das Geld zurückzubekommen. Im Telefongespräch haben Freunde aus Mallorca die Lage vor Ort beschrieben und gesagt, dass nichts los sei. Drei Tage vor Abreise tagte noch einmal der Familienrat. Das Ergebnis: Ein „Ja“ zur Reise.

Sehr streng auf Mallorca

Die Anspannung bei der Mutter aus Schwörstadt blieb auch noch zu Beginn der Reise. Am 29. August startete der Flieger. „Ich bin noch nie so sicher geflogen wie dieses Mal“, sagt die Urlauberin. Und vor Ort sei die Familie fast allein gewesen. Auf der Finka, nur für sich selbst. Leere Strände, soweit das Auge reicht.

Ein leeres Meer lud zum Baden ein.
Ein leeres Meer lud zum Baden ein. | Bild: privat

Nur beim Einkaufen trafen sie auf Menschen, die alle die Hygiene- und Abstandsregeln sehr ernst genommen hätten – viel besser als hier. „Den Mundschutz musste man überall tragen, sobald man das Haus verlässt“, erzählt sie.

Ab 21 Uhr seien die Strände abgesperrt und mit Helikoptern kontrolliert worden. „Sie sind da ganz streng auf Mallorca.“ Die Restaurants waren bis auf wenige geschlossen, die kleinen Läden waren zu, weil es keinen Tourismus gab.

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Die Spanier halten sich an Regeln

Die Spanier hätten sich jedoch viel besser an Regeln gehalten als wir Deutschen. Ihren Vergleich untermalt sie mit Beispielen wie etwa in der Gastronomie beim Bedienen. Die Bedienungen trugen den Mundschutz immer und es sei ständig desinfiziert worden. Auch zwischen den Flughäfen Palma und Basel hätte es in Punkto Sauberkeit große Unterschiede gegeben – der Pluspunkt ging an Palma.

Der Hafen von Port Alcudia mal ohne Menschen.
Der Hafen von Port Alcudia mal ohne Menschen. | Bild: privat

Für Wirtschaft katastrophal

„Wir waren schockiert von der Situation vor Ort, das war wie in der Sahara„, erzählt die Schwörstädterin, die vor einigen Jahren schon einmla auf der Insel Urlaub machte. „Für die Wirtschaft ist das katastrophal.“ Auch der Vermieter ihrer Finka sprach von hohen Einbußen und vielen Stronierungen.

So viel Ruhe wie noch nie

Wieder zuhause angekommen, blickt sie zufrieden auf die Entscheidung, die Reise angetreten zu haben. „Es war eine wunderschöne Reise, ich habe mich noch sie so erholt und entspannt, so viel Ruhe hatte ich noch nie in einem Urlaub“, erzählt sie begeistert. Am Strand sei sie mit ihrer Familie fast allein gewesen. „Es war das krasse Gegenteil vom sonst so überlaufenen Mallorca.“

Zwischen Muro und Alcudia war der Strand ebenfalls (fast) menschenleer.
Zwischen Muro und Alcudia war der Strand ebenfalls (fast) menschenleer. | Bild: privat

In Deutschland im Urlaub wäre man in diesem Jahr auf viele Menschenmassen getroffen, Gruppen traf sie hingegen in Mallorca gar keine. Und die Bedenken vom Anfang? Die seien jetzt weg. Denn: „Wenn man alles gut plant und organisiert, braucht man keine Bedenken zu haben.“

Die Zeit danach: Quarantäne

Die Familie hat sich vorbereitet: Schon vor dem Urlaub hat sie mit den Ämtern abgesprochen, was nach der Rückkehr zu beachten ist und einen Termin für einen Corona-Abstrich im Testzentrum Bad Säckingen abgemacht. Wegen der Quarantäne haben sie extra den Rückflug um zwei Tage nach vorne verlegt, damit genug Zeit bleibe. Denn die Kinder müssen ja am Montag wieder in die Schule.

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Nach der Rückkehr musste sich die Familie gleich bei der Gemeinde melden. Am Mittwoch, einen Tag nach der Ankunft, wurde der Abstrich gemacht, dann wurde die häusliche Quarantäne angeordnet. Mindestens so lange bis das Ergebnis da ist, muss die Familie zuhause bleiben.

„Ich muss das Einkaufen organisieren lassen, das ist etwas ungewohnt“, erzählt die zweifache Mutter. Und Besuch dürfe sie natürlich auch keinen empfangen. Wenn das Ergebnis da ist, muss die Familie dieses der Ortspolizeibehörde in Schwörstadt per Mail schicken. Ist es negativ, wird die Familie wieder von der Quarantäne entlassen.

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