Wahrlich aus der Zeit gefallen zu sein, scheint ein Ort am Moosweg in Hausen: Die kleine Hütte am Fuß des Bergs, der hinauf nach Gresgen führt, ist in Hausen das vermutlich älteste Gebäude. Auch Heimatkundler Elmar Vogt weiß nicht viel über dieses Gebäude, das nicht nur verfällt, sondern auch in Vergessenheit geraten ist.
Heimatkundler stellt Denkmalschutz fest
Dabei, so hat die Recherche von Elmar Vogt ergeben, handelt es sich um ein kleines Fachwerkhaus, das prinzipiell unter Denkmalschutz steht. Das Landesdenkmalamt Baden-Württemberg hält in seinen Unterlagen mit Stand 2004 fest: „Einhaus mit kleinem Ökonomieteil, teilweise verblattete Fachwerkkonstruktion; spätes 15., frühes 16. Jahrhundert“.
Ein wesentliches Merkmal des spätmittelalterlichen Fachwerkbaus ist die „Verblattung“. Darunter ist eine Verbindungstechnik der senkrechten, waagrechten und diagonalen Hölzer der Baukonstruktion zu verstehen. Verblattete Verbindungen unterscheiden sich von verzapften Konstruktionen dadurch, dass an den Enden der Hölzer „Blätter“ als Verbindung geschnitten werden. Dieses Blatt wird in eine „Blattsasse“ eingelegt.
Im Haus wohnte mal ein Schuhmacher
Großflächig ist der Putz abgefallen und die Farbe verblichen. Dadurch wird die Lehmverfüllung zwischen den Holzfächern sichtbar. Das Wohnhaus besteht aus zwei Etagen, wobei das Obergeschoss durch eine hölzerne Außentreppe erreicht wird. „Das kleine Gebäude neben dem Haus war meines Wissens bis in die 1970er-Jahre von einem Schuhmacher namens Lacher bewohnt“, teilt Vogt auf Anfrage mit. „Hier in der Region gab es ja zahlreiche Schuhmacher. Das Eisen für die Schuhnägel wurde im örtlichen Eisenwerk hergestellt.“
Ein halbes Jahrtausend altes Gebäude
Vogt kommt zu dem Schluss: „Das Haus Moosweg 4 dürfte somit eines der ältesten Gebäude in Hausen im Wiesental sein.“ Es sollte 1520/30 gebaut worden sein und sei demnach exakt ein halbes Jahrtausend alt. Zum Vergleich: Das Elternhaus von Johann Peter Hebel (1760 bis 1826) wurde 1562 errichtet.
An der Fassade des Gebäudes hängt noch das Banner eines Maklers, der einen Käufer für die Immobilie sucht. Aber auch dieses Inserat ist aus der Zeit gefallen. Denn wenn man das Angebot im Internet sucht, klickt man vergebens und wird nicht mehr fündig.
Noch mehr Lost Places
Die SÜDKURIER Video-Serie „Aufgeschlossen – vergessene Orte in der Region“ bietet besondere Einblicke hinter die Fassade verlassene und vergessener Orte in der Region. Hier geht es zu den Videos.
Weitere Lost Places in der Region:
Verbrannt, vernachlässigt und vermüllt: In dieser Disco tanzt schon lange niemand mehr
Grabesruhe im Feriendorf: Urlaub macht hier schon lange niemand mehr
Deckname ‚Knickebein‘: Über dieses geheime Nazi-Bauwerk wächst der Wald
Wie sieht es eigentlich im leerstehenden Rheinschloss in Waldshut aus? Wir zeigen es Ihnen!
Der fast vergessene Dürrenbach-Tunnel: Wie Kinder in der Unterwelt ein Abenteuer suchten
Das Geisterhaus von Maulburg und die Geschichte seines Niedergangs