Mit großer Verwunderung und deutlicher Kritik reagieren, Chefärzte, Abteilungs-, und Bereichsleitungen der Klinikum Hochrhein GmbH auf die Kritik der SPD-Bundestagsabgeordneten und parlamentarischen Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter an Klinik-Geschäftsführer Hans-Peter Schlaudt. 26 Mitarbeitern in Führungsposition kritisieren in einer gemeinsam unterzeichneten Stellungnahme die Sichtweise der Politikerin als einseitig
Führungskräfte des Klinikums: „Impfung ja, aber klares Nein zu einer Impfpflicht“
In dem gemeinsam unterzeichneten Statement geben sich die Unterzeichner derweil „verwundert“, dass es als widersprüchlich angesehen werde, wenn die Geschäftsführung einerseits die Wirksamkeit der Booster-Impfung hervorhebe, sich gleichzeitig aber gegen die einrichtungsbezogene Impfpflicht ausspreche. Schwarzelühr-Sutter vergleiche hier Äpfel mit Birnen, so der Vorwurf, denn es gehe um „zwei voneinander losgelöste Themen“, konstatieren die leitenden Mediziner, Fach- und Abteilungsleiter aller Sparten des Klinikums – darunter der Ärztliche Direktor Hans-Jürgen Ott, der Direktor des Zentrums für Orthopädie, Wirbelsäulen- und Unfallchirurgie, Wolf-Dieter Nagel, und der Chefarzt der zentralen Notaufnahme, Stefan Kortüm.
„Zu jeder Zeit hat sich unser Haus und somit auch die Geschäftsführung für die Impfung ausgesprochen. Aus diesem Grunde gab es gleich vier innerbetriebliche Impfangebote im Klinikum Hochrhein“, heißt es in der Stellungnahme weiter. Es sei Zeit und Energie in die Gespräche mit jenen Mitarbeitern investiert worden, die unsicher in Bezug auf die Impfung waren.
Dennoch verzeichne das Klinikum Hochrhein 75 ungeimpfte Mitarbeiter. Deutschlandweit stehen Kliniken und Pflegeeinrichtungen vor dieser Herausforderung, denn durch die hohe Anzahl der ungeimpften Mitarbeiter droht die Versorgung zusammenzubrechen.
Allein aus diesem Grund spreche sich die Geschäftsführung – im Übrigen „mit unserer vollen Unterstützung“ – gegen die einrichtungsbezogene Impfpflicht aus, so die Unterzeichner de Statements.
„Nicht Geschäftsführung, sondern Bundespolitik hat uns im Stich gelassen“
Schwarzelühr-Sutters Vorwurf, der notorische Personalmangel am Klinikum sei darauf zurückzuführen, dass Geschäftsführer Schlaudt während der Pandemie nicht genug für die Motivation der Mitarbeiter getan habe, widersprechen die Krankenhaus-Führungskräfte ebenso. Im Gegenteil sei viel getan worden, um die Einrichtung personell auf Kurs zu halten.
Neben permanenten Erreichbarkeit des Geschäftsführers für jegliche Rückfragen, nennen die Unterzeichner etliche Aktionen und Angebote. Unter anderem sei ein psychologisches Betreuungsangebot eingerichtet worden, es habe kostenlose Mahlzeiten, Zeichen der Anerkennung in unterschiedlichster Form und Gelegenheiten für gemeinsame Treffen gegeben.
„Dies alles geschah hinter verschlossenen Türen, denn so wollte es die Corona-Politik zu diesem Zeitpunkt.“ Dies hätte wohl stärker publik gemacht worden, um Einschätzungen wie die der SPD-Abgeordeten zu vermeiden.
Diese verkenne die Sachlage nach Ansicht der Klinik-Führung nämlich grundlegend: „Denn letztlich fühlen wir uns von der Bundespolitik im Stich gelassen!“ Denn die Regierung habe in den vergangenen beiden Krisenjahren nichts unternommen, „um die eklatanten Strukturschwächen der deutschen Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen zu verbessern“.
„Angriff von außen in geschwächtem Moment“
Im Vergleich zu vielen anderen Einrichtungen sei das Klinikum in Waldshut „sehr gut durch die Corona-Wellen gekommen“, lautet die Einschätzung der Führungsriege, die die Erwiderung unterzeichnet hat. Das sei auch deshalb der Fall gewesen, „weil die Mitarbeiter über das gewöhnliche Maß hinaus motiviert waren, diese Krisen zu meistern.“
Um so ärgerlicher seien die Mitarbeiter, dass „unser Haus ausgerechnet in diesem geschwächten Moment von außen angegriffen wird.“ All dies weil „auf den letzten Metern der derzeitigen Welle“ auch Mitarbeiter erkrankt seien und deshalb die Leistungen temporär zurückgefahren werden müssten.
Eine derartige Reaktion, die noch dazu auf einem Mangel an Kenntnis der tatsächlichen Verhältnisse im Haus beruhten, sei einfach schade, heißt es in der Stellungnahme.