Der Holzmarkt ist in Aufruhr. Die Nachfrage auf dem Weltmarkt ist riesig, es entstehen Engpässe, die Holzpreise sind teils dramatisch gestiegen. Sie ändern sich nahezu täglich. Sägewerke und Holzveredler sind voll ausgelastet, Zimmereien sind kaum in der Lage, verlässliche Preisangebote für Häuslebauer abzugeben. Wenig kommt dabei aber beim Waldbesitzer an.
Verschiedene Interessen stoßen aufeinander
Wie komplex die Holzwirtschaft ist, zeigte die Online-Veranstaltung zur Situation auf dem Holzmarkt mit den CDU-Bundestagsabgeordneten Felix Schreiner und Alois Gerig, Vorsitzender des Ausschusses für Landwirtschaft im Parlament und Experte für die Holzwirtschaft. Verschiedene Interessen stießen aufeinander.

Vom Überangebot an Holz bis zu Engpässen
Schreiner erläuterte vorab in einer Pressemitteilung den Hintergrund der Veranstaltung: Trockenheit, Schädlingsbefall und Stürme hätten in den vergangenen Jahren zu einem Überangebot an Holz geführt. Waldbesitzer hätten deshalb einen geringen Preis beim Holzverkauf erzielt. Andererseits hätten sich auf dem deutschen Holzmarkt Angebotsengpässe entwickelt. Mit Folgen auch für die Region.
Er bringt es auf den Punkt: „Die Kostensteigerungen für die holzverarbeitenden Unternehmen und für deren Kunden verteuern das klimafreundliche Bauen mit Holz.“
Bauherren geben Grundstücke zurück
Albert Wangler aus Buchenbach ist nach eigenen Angaben seit über 40 Jahren in der Baustoffbranche tätig. Er meinte: „Wir können den nationalen Markt so gut wie nicht bedienen. Wir können keine verlässlichen Angebote mehr abgeben.“ Dies führe im Einzelfall so weit, dass Bauherren ihre Grundstücke zurückgeben würden, weil die Finanzierung mit der Preisexplosion nicht mehr gewährleistet sei.
Weltweit herrscht ein Bauboom
Nichtsdestotrotz: Es herrscht ein Bauboom. „Die Leute sind daheim, haben Geld, verschönern ihr Haus und brauchen Baustoffe. Und das weltweit, da kommen riesige Mengen zusammen, die der Markt nicht bereitstellen kann“, erklärte Herbert Rombach aus Schonach, der ein kleines Sägewerk betreibt. Laut seinen Angaben sei die Zahl der Baugenehmigungen für Ein- und Zweifamilienhäuser um zwei Drittel gestiegen.
Gerig spricht vom „Klopapier-Effekt“
Für den Experten Gerig eine Steilvorlage. Er skizzierte die Situation auf dem komplexen Holzmarkt: „Das Problem ist: In deutschen Wäldern liegen 36 Millionen Kubikmeter Schadholz. Auf der anderen Seite haben wir eine Riesennachfrage.“ Er sprach vom „Klopapier-Effekt“. Es sei eine gewisse Panik aufgetreten. Die Folge seien Hamsterkäufe. Platten etwa seien vorbestellt, keiner hole sie ab, für andere seien sie nicht verfügbar. Und er bestätigte: „In Deutschland herrscht ein Bauboom. Die Kommunen können Bauplätze nicht in dieser Geschwindigkeit bereitstellen.“
Beim Waldbesitzer kommt wenig an
Schnell führte die Diskussion aber in eine andere Richtung. Norbert Schwarz, Geschäftsführer der Waldgenossenschaft Südschwarzwald mit Sitz in Ühlingen-Birkendorf, auch zuständig für die Holzvermarktung im Landkreis Waldshut, sprach von den Problemen der Waldbesitzer. In den vergangenen Jahren sei Holz zu Spottpreisen vermarktet worden. Er kritisierte: „Kein Sägewerk war bereit, einen anständigen Preis zu bezahlen.“ Es könne nicht sein, dass nur der Handel richtig Geld verdiene. Vor allem Käferholz sei für 20 bis 30 Euro verramscht worden.
Eduard Walde, Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Weilheim rechnete vor: „Wir als kleine FBG haben im vergangenen Jahr Verluste von 2,047 Millionen Euro gemacht.“ Die insgesamt 1100 Hektar große Waldfläche der 270 Mitglieder sei mit am stärksten vom Käferbefall betroffen. Der von ihm berechnete Verlust ergibt sich aus der Differenz des Erlöses in der Zeit vor der Käferkalamität (60 Euro pro Festmeter) und des aktuellen Erlöses (10 Euro pro Festmeter).
So funktioniert die deutsche Holzwirtschaft:
Mit Vernunft zur Beruhigung des Markts
„Sägeindustrie und Holzhandel müssen nachhaltig denken“, mahnte Gerig. Wenn sich alle ein Stück weit zurücknehmen würden, mehr Vernunft einkehrte, sei er überzeugt, dass sich der Markt wieder beruhige. Für die Waldbesitzer wünsche er sich bessere Preise. Die Waldbewirtschaftung dürfe man nicht sich selbst überlassen, sie brauche staatliche Unterstützung. Der Sägeindustrie könne er es nicht verübeln, wenn sie besonders auf die Exportmärkte gehe. Aber für ihn steht fest: „Die Wertschöpfung soll in der Region bleiben. Auch das ist Ökologie.“ Wer längerfristig am Markt bleiben wolle, brauche die inländischen Abnehmer.