In den Jahren von 1773 bis 1788 ist jede der damaligen Grafschaft Hauenstein zugehörige Ortschaft mit ihrem Umland kartografisch erfasst worden. Anlass war die Anordnung vom 13. Juni 1769, mit der die vorderösterreichische Regierung bekannt gab, dass ihr ganzes Land ausgemessen werden soll.
Vermessung aus steuerlichen Gründen
Dies aus steuerlichen Gründen, denn es sollten, dem Wert der land- und forstwirtschaftlichen Erträge entsprechend, gerechte Abgaben an die Obrigkeit entrichtet werden. Es mussten also die Nutzungsarten in jedem Bann (frühere Bezeichnung für Gemarkung) der österreichischen Vorlande vermessen, kartiert und flächenmäßig berechnet werden – und dies musste durch qualifizierte und vereidigte Geometer geschehen.
Doch wo sollten diese so plötzlich herkommen? Das vorderösterreichische Gebiet umfasste schließlich weitaus mehr als nur das der Grafschaft Hauenstein. Zwar gab es hierzulande Männer, die gut rechnen und zeichnen konnten, hatten vielleicht auch ein besonderes Gespür für die Geometrie, doch waren sie nicht in der Feldmesskunst bewandert. Eine entsprechende Ausbildung war daher erforderlich. Da auch die zu fertigenden Bannpläne nach einheitlicher Norm erstellt werden mussten, war eine gemeinsame Schulung aller Aspiranten vonnöten.

Wenige Jahre nach der Anordnung der Landesvermessung standen den acht Einungen der Grafschaft Hauenstein sowie den drei angrenzenden Waldstädten Waldshut, Laufenburg und Säckingen acht Absolventen zur Verfügung.
Das waren einst die Geometer in der Region
Die Geometer waren, wie nachstehend dargestellt wird, allerdings einungsübergreifend tätig. Ihr Alter und ihre Herkunft waren ohne Weiteres nur von denen mit Namen Hünerwadel und Kunzelmann zu ermitteln, da diese Beiden in Waldshut und in Säckingen gelebt haben.
- Ignatius Aichele sammelte 1773 erste Erfahrungen im Münstertal, und 1774 schuf er den Bannplan von Ay. Seine weiteren Bannpläne Bannholz, Birkingen, Buch, Etzwihl, Hechwihl, Kiesenbach (Albbruck war darin enthalten), Kuchelbach, Oberalpfen, Remetschwiel und Unteralpfen tragen keine Jahreszahl, wurden aber sicherlich im Anschluss an sein Ayer Werk erstellt. Allem Anschein nach hat Aichele auch den Bannplan von Birndorf gezeichnet. Da dieser, im Gegensatz zu allen in diesem Beitrag genannten Plänen, nicht im Generallandesarchiv in Karlsruhe gelagert ist, kam er vermutlich abhanden.
- Jean Eberle war bereits 1771, 1772 und 1774 im südlichen Freiburger Raum aktiv, bevor er 1775 die Banne Amrigschwand, Oberwihl und Rüßwihl kartierte. Dann zeichnete er die Bannpläne von Aisperg, Brunnadern, Oberweschnegg, Strittmatt, Strittberg und Tiefenhäusern. Anschließend waren Burg, Görwihl und Niederwihl an der Reihe. 1780 nahm er noch die nicht mehr zur Grafschaft Hauenstein gehörenden vier Vogteien Bernau, Menzenschwand, Ibach und Höchenschwand in einen Plan auf. Eberle kam in den gesamten österreichischen Vorlanden auf 46 Werke, die meisten im Freiburger Raum.
- Der Geometer Fridolin Garnié begann seine Kariere 1772 in Hornussen (heute in der Schweiz) und war im selben Jahr in Warmbach tätig. Es folgten noch 15 weitere „Schweizer“ Banne, die damals ebenfalls zu Vorderösterreich gehörten, wie auch rechtsrheinisch Nollingen, Niederschwörstadt, Wallbach, Obersäckingen, Beuggen, Karsau, Oberschwörstadt, Rippolingen, Dossenbach, Öflingen und Herten. Im Hauensteiner Land begann Garnié 1776 mit Altenschwand, Hütten, Rickenbach, Glashütten und Bergalingen seine Arbeit, ab 1778 mit Rippolingen, Wieladingen und Willaringen. Alsdann waren die Banne Herrischwand, Giersbach, Wehrhalden und Jungholz an der Reihe, und mit Egg und Obergebisbach hatte Garnié seine letzten Grafschafts-Banne fertiggestellt. 42 vorderösterreichische Bann-Karten waren es insgesamt für ihn.

- Der verdienstvollste Geometer der Grafschaft Hauenstein ist zweifellos Johann Hünerwadel (1744 bis 1802). Er stammte zwar aus Rottweil, wohnte aber ab seinem 29. Lebensjahr bis zu seinem Tod in Waldshut. Er war mit der Säckinger Bürgertochter Maria Malzacher verheiratet, die ihm zehn Kinder (davon acht Mädchen) gebar. Auf insgesamt rund 70 Gemarkungskarten und kleineren Plänen im gesamten vorderösterreichischen Gebiet konnte der überaus fleißige und mit großer Genauigkeit arbeitende Geometer zurückblicken. Darunter waren die Pläne der drei Waldstädte Waldshut, Laufenburg und Säckingen, und von der vorderösterreichischen Regierung als besonders anerkennend, der Grundriss der Kameralherrschaft Triberg (1782). In der Grafschaft Hauenstein war Hünerwadel ab 1775 in den Bannen Nöggenschwiel, Dietlingen, Heubach, Bierbronnen, Indlekofen, Bürgeln, Aispel, Niederhof, Hochsal, Rotzel, Binzgen, Hänner, Hottingen, Waldkirch, Schmitzingen, Segeten, Herrischried, Hogschür, Hauenstein, Atdorf, Hornberg, Rotzingen, Engelschwand, Harpolingen und Oberhof tätig. Außerdem hatte er die ganze Einung Wolpadingen vermessen und auf einer großen Karte dargestellt. Hünerwadels letzte umfangreiche Tätigkeit war 1800 die Aufmessung der Dogerner Grundstücke und Gebäude und ihre Darstellung auf sieben Einzelplänen.
- Der in Säckingen beheimatete Geometer Joseph Fridolin Kunzelmann (1730 bis 1790) kam erst 1777 hinzu. Anfangs noch mit Johann Hünerwadel beim Laufenburger Werk zugange, war er alsdann nicht nur in Niederhof, Rhina, Albert, Luttingen, Grunholz und Stadenhausen tätig, sondern mit sechs Bannplänen auch linksrheinisch. Außerdem vermaß er noch in Säckingen und Umgebung einige Gebiete (zuletzt 1790) und stellte sie in Grundrissen dar. Möglicherweise war auch der Bannplan von Murg (1786?) darunter, der allerdings als verschollen gilt. Der Stammbaum von Joseph Fridolin Kunzelmann geht bis zu seinem Ur-Urgroßvater Heinrich Kunzelmann (1585 bis 1666) zurück und setzt sich bis heute mit der in Bad Säckingen wohnenden Ur-Ur-Urenkelin Waltraud Rau und deren Söhnen und Enkeln fort.

- Fr. Josef Leimgruber war 1773 im Landstrich nördlich von Laufenburg tätig, über dessen Hoheitsanspruch sich die Grafschaft Hauenstein mit der Stadt Laufenburg stritt. 1774 nahm sich Leimgruber des Weilheimer Banns und 1777 des Dogerner Banns an. 1785 erstellte er, wohl als letztes seiner Werke, einen Plan über die Laufenburger Fischwagen. Doch war das linksrheinisch-vorderösterreichische Gebiet Leimgrubers überwiegendes Betätigungsfeld. Dort brachte er es auf 15 Bannpläne. Dazu kommen noch die Pläne von Nordschwaben, Degerfelden und Wyhlen der Herrschaft Rheinfelden.
- Mit Geometer Tobias Neeb ist uns der große Wurf gelungen. Denn neben den Bannplänen (ab 1775) von Gaiß, Eschbach und Niedergebisbach, die er uns in der Grafschaft Hauenstein hinterlassen hat, bildete er mit der Randzeichnung auf seinem Plan über den Kaiserlich-Königlichen Ehwald bei Wehr (1776) sich selbst als Geometer ab. Es ist die einzige Darstellung eines vorderösterreichischen Geometers. Sie besticht durch die farbenprächtige Dienstkleidung sowie durch die Abbildung einer Messkette, von der die einzelnen einen Fuß (31,61 Zentimeter) langen Kettenglieder zu erkennen sind. Nirgendwo wurden solche Messketten aufbewahrt, da sie seinerzeit keinen materiellen Wert aufwiesen.
- Alphabetisch als letzter der acht Landvermesser sei hier Thomas Walz genannt. Von ihm sind im Generallandesarchiv Karlsruhe 17 Bannpläne gelagert, von denen aber nur zehn der Grafschaft Hauenstein angehören. Es sind dies (ab 1773) Schachen, Gaiß, Eschbach, Niedergebisbach, Attlisberg, Ellmenegg, Hartschwand, Heppenschwand, Immeneich, Fronschwand, Segalen, Unterweschnegg sowie die Vogtei Todtmoos. Allerdings war Walz 1780 (zusammen mit Eberle) auch am großen Werk über die vier Vogteien Bernau, Menzenschwand, Ibach und Höchenschwand beteiligt.