Die Erfolgsgeschichte der Wutachtalbahn wird fortgeschrieben. Es gibt sogar Überlegungen, in Zukunft den einen oder anderen Zug bis nach Blumberg fahren zu lassen. Im Gespräch mit dieser Zeitung erläutern Christian Brinkmann, Leiter der Bahnbetriebe Blumberg als Betreiber der Strecke, und Lothar Probst, beim Landratsamt Waldshut unter anderem für den Nahverkehr zuständig, den aktuellen Stand, den Zeitplan bis zum Stundentakt ab Dezember 2027 und welche Bedeutung die Strecke in Zukunft haben könnte.

Welche Erfahrungen gib es mit dem Zwei-Stunden-Takt?

Probst sieht die Einführung dieses Taktes auf der Bahnlinie im Wutachtal als bedeutenden Schritt. Bei der Ermittlung der Fahrgastzahlen liege noch kein abschließendes Material vor. „Aber wir können die Vor-Corona-Zahlen von 2019 zum Vergleich heranziehen“, sagt Lothar Probst. Vom zweiten Halbjahr 2023 bis Juni 2024 wurde eine Steigerung von etwa 20 Prozent festgestellt. Auch an Schultagen wurden bis zu 70 Personen registriert. Für Christian Brinkmann „ein überragendes Ergebnis“. Neben Schülern wird die Bahn vermehrt von Berufspendlern und Gelegenheitskunden genutzt.

Wie sieht die Abstimmung mit den Busverbindungen aus?

„Die Anschlussstrecken wurden schon jetzt optimiert“, verweist der Nahverkehrsexperte des Landratsamts und Geschäftsführer des Waldshuter Tarifverbundes zum Teil auf gut mit dem Zug abgestimmte Verbindungen. Bis 2027 sollen von Bonndorf, Blumberg und sogar aus dem schweizerischen Schleitheim Busse den Knotenpunkt Stühlingen anfahren.

Gibt es konkrete Pläne für einen zweiten Haltpunkt in Stühlingen?

„Bürgermeister Burger brachte eine Stelle in der Bahnhofstraße ins Spiel. Dort wäre platz für Busse und Pkw“, sagt Brinkmann. Das Gelände sei in Privatbesitz, Verhandlungen seien notwendig, um an dieser Stelle bis 2028 einen Knotenpunkt aufzubauen. Bereits jetzt werde ein Vorstoß unternommen, die Sauschwänzlebahn bis Stühlingen zu verlängern. Lothar Probst betont: „Im ländlichen Raum brauchen wir beides – Busse und Bahn!“

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Ist ein weiterer Haltepunkt im Gewerbegebiet Horheim realistisch?

„Das haben wir fest im Blick“, sagt Brinkmann. Bisher sei man bei der Einrichtung von Bahnstationen in Gewerbegebieten eher vorsichtig. Bei der Mischung von Handel, Gesundheitseinrichtungen, Industrie und Gewerbe in Horheim mache das allerdings Sinn. Die Taktung der Züge im Wutachtal gebe einen zusätzlichen Halt an dieser Stelle her, betonen Brinkmann und Probst.

Wie ist der Stand beim Kreuzungsbahnhof Ofteringen?

Derzeit befinde man sich in der letzten Phase der Abstimmung für einen Bauantrag. Das Thema Lärm spiele dabei eine größere Rolle. Die Planungen sollen bis Februar/März 2025 abgeschlossen werden, die abschließende Finanzierung werde in einem ähnlichen Zeitfenster geregelt. Im Sommer 2025 soll ein offizieller Spatenstich den Start der Bauarbeiten signalisieren. Brinkmann spielt derzeit die Möglichkeit durch, in Ofteringen zunächst einen Bahnsteig zu bauen. In den kommenden beiden Jahren werden alle Bahnsteige auf 70 Meter verlängert, um auch längere Triebwagen einsetzen zu können.

Wann können Nutzer die Wutachtalbahn mit allen Haltepunkten nutzen?

Ende 2027 soll die Hochrheinstrecke elektrifiziert sein, ab diesem Zeitpunkt soll auch die Wutachtalbahn voll ausgebaut und die Busverbindungen auf die Abfahrtszeiten der Bahn abgestimmt sein, erläutert Lothar Probst. Er deutet aber heute schon an, dass mit dem Stundentakt der Wutachtalbahn das Bus-Angebot über Wutöschingen-Degernau hinaus auf einen Stundentakt umgestellt werden könnte. Das Angebot bleibe durch die Kombination von Zug- und Busverbindungen aber deutlich attraktiver als heute. Die Möglichkeiten ab Dezember 2027 auf der Hochrheinschiene und im Wutachtal ist für den Experten des Landratsamts „ein großer Sprung im Nahverkehrsangebot im Landkreis und in der Region“.

Hat Güterverkehr auf der Strecke bis Blumberg eine Zukunft?

Personenzüge konnten eventuell schon Ende 2025 bis zum Haltepunkt Weizen-Sto fahren. Nun ergaben Gespräche mit Vorständen der Sto AG positive Signale, dass mittelfristig unmittelbar vor dem Eingangstor zu dieser Firma eine Verladestation für Güterzüge eingerichtet werden könnte. Für Brinkmann ein Riesenschritt: „Das Thema Nachhaltigkeit spielt bei immer mehr Firmen eine große Rolle.“ Die Belastung der Brücken zwischen Weizen und Blumberg sei bei den im Sommer fahrenden vier Güterzügen „hart an der Grenze“ gewesen. Bei einer konstanten Befahrung müssten viele Details berücksichtigt werden.

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Gibt es eine Lösung für die Fledermäuse in den Tunneln?

Das Regierungspräsidium hat den Güterverkehr vom 1. November bis 1. April erneut gestoppt. In dieser Zeit sind die Fledermäuse im Winterschlaf. Bisher wurde vom RP Freiburg nicht vor Ort untersucht, inwieweit die Mopsfledermaus durch Zugverkehr im Winter gestört wird. Die Bahnbetriebe Blumberg wollen nun selbst einen Experten beauftragen, der Daten sammelt und die Situation bewertet. Es wurde auch ein Rechtsanwalt eingeschaltet, um die rechtlichen Aspekte in dieser heiklen Frage zu berücksichtigen. „Wir brauchen Lösungen und ich bin mir sicher, dass es welche gibt“, macht Christian Brinkmann deutlich, dass der Geduldsfaden dünner wird. Ziel bleibt, Güterzüge auf die Gleise zwischen Blumberg und der Rheinschiene und umgekehrt zu bringen.

Und wie sieht die Zukunft der Strecke aus?

Lothar Probst, im Landratsamt Waldshut unter anderem für den Nahverkehr zuständig: „Wir sind bisher den Weg der kleinen Schritte gegangen. Jetzt rückt ein großer Schritt in greifbare Nähe. Am Schluss sollen alle davon profitieren.“ Die Schritte zur Vollabdeckung dieser Bahnlinie sieht er positiv. Zwar haben Personenzüge für Probst Vorrang, „aber wenn es freie Trassen für Güterzüge im Wutachtal gibt, können und sollten diese genutzt werden. Das ist ein Beitrag zu nachhaltigem Transport“. Wenn der Stundentakt startet, ist an sieben Tagen der Woche ein Fahrdienstleiter von fünf Uhr morgens bis voraussichtlich Mitternacht in Blumberg stationiert, sagt Christian Brinkmann von den Bahnbetrieben Blumberg. Beide Experten machen sich Gedanken, wie es realisiert werden könnte, dass die Bahn nicht in Weizen endet, sondern der eine oder andere Zug bis Blumberg und zurück fahren könnte.

Und was sagen die Nutzer?

Lucia Leal Couso pendelt täglich mit der Wutachtalbahn von Wutöschingen nach Waldshut. Darum setzt sie auf den Zug statt auf das Auto.

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