Glück im Unglück hatte ein Jugendlicher in der Nacht auf Samstag. Der etwa 18-Jährige hatte sich mit zwei Freunden aus bislang unbekannten Gründen von außen Zugang zum Dach der Realschule Waldshut an der Friedrichstraße verschafft. Bei dem Klettermanöver stürzte er 20 Meter tief in einen Abluftschacht. Einer seiner Freunde wählte um 1.40 Uhr den Notruf und forderte Hilfe an, wie Ralf Rieple von der Feuerwehr Waldshut-Tiengen auf Nachfrage dieser Zeitung berichtet.

Spezialisten der Höhenrettungsgruppe bereiten ihren Einsatz vor.
Spezialisten der Höhenrettungsgruppe bereiten ihren Einsatz vor. | Bild: Gerard, Roland

„Er ist glimpflich davon gekommen“, erklärt Rieple am Tag nach dem nächtlichen Einsatz. Zum einen, weil der junge Mann in einen stillgelegten Abluftschacht und nicht daneben in den Kamin des Blockheizkraftwerks des Gebäudes gefallen sei. Zum anderen, weil er den 20 Meter tiefen Sturz bis zum Boden des Schachts ohne lebensgefährliche Verletzungen überstanden habe.

Vor der Realschule steht das Drehleiterfahrzeug der Feuerwehr.
Vor der Realschule steht das Drehleiterfahrzeug der Feuerwehr. | Bild: Gerard, Roland

Nachdem die Höhenrettungsgruppe der Feuerwehr ihn aus dem Schacht befreit hatte, wurde der Jugendliche kurz nach 3 Uhr morgens mit dem Rettungswagen zur weiteren Versorgung ins Waldshuter Krankenhaus gebracht. Laut Ralf Rieple zog er sich möglicherweise eine Fußverletzung zu. Er sei bei Bewusstsein und ansprechbar gewesen.

Wie die drei jungen Leute auf die Schule kamen, ist laut dem Feuerwehrmann unklar. „Normalerweise kommt man dort nicht hin“, merkt Ralf Rieple an. Sicher ist, dass die Jugendlichen von außen das Dach erklommen haben. Der Einsatzleiter vermutet, dass die Eindringlinge sich über das treppenartige Dach „Stück für Stück nach oben gearbeitet haben“. Ein Anwohner berichtete dieser Zeitung, dass zuvor aus Richtung des Unfallorts Stimmen feiernder junger Leute zu hören waren – auch ein Böllerknall.

An der Realschule Waldshut kam es zu einem Rettungseinsatz zur Bergung eines Menschen, der in den Abluftschacht gestürzt war.
An der Realschule Waldshut kam es zu einem Rettungseinsatz zur Bergung eines Menschen, der in den Abluftschacht gestürzt war. | Bild: Gerard, Roland

Den Einsatz seiner Mannschaft – insgesamt war die Feuerwehr Waldshut-Tiengen mit 20 Kameraden und vier Mannschaftswagen vor Ort – beschreibt Ralf Rieple gegenüber dieser Zeitung als „nicht alltäglich“ und lobt ihn als „hochprofessionell“. Der Feuerwehrmann weiter: „Der Notarzt war relativ zügig am Patienten.“ Dieser wurde von der Höhenrettungsgruppe der Feuerwehrabteilung über eine an einem sogenannten Dreibein montierte Winde bis zum Boden des Schachts gelassen, wo er den Verletzten untersuchte. Anschließend wurden beide mit der Winde wieder nach oben gezogen.

Das könnte Sie auch interessieren

Parallel dazu versuchte die Feuerwehr, den Verletzten von innen zu befreien. Der Hausmeister der Schule und Rektorin Lisa Bosch, die von den Einsatzkräften hinzugerufen wurde, schlossen das Gebäude auf. In den Zugang zum Schacht von innen „konnten wir nur einen unserer dünnsten Feuerwehrleute schicken“, erklärt Rieple schmunzelnd.

Zu einem Rettungseinsatz an der Realschule Waldshut kam es in der Nacht auf Samstag.
Zu einem Rettungseinsatz an der Realschule Waldshut kam es in der Nacht auf Samstag. | Bild: Gerard, Roland

Angefordert wurde auch ein Hubschrauber der Schweizerischen Rettungsflugwacht (Rega), der unverrichteter Dinge wieder abflog. „Wir hatten erst überlegt, den Verletzten vom Hubschrauber mit der Winde hochzuziehen.“ Aufgrund der Platzverhältnisse auf dem Dach und weil es schwierig sei, den Helikopter über längere Zeit konstant in der Luft zu halten, hätten sich die Rettungskräfte entschieden, nur die Höhenrettungsgruppe einzusetzen.

Das könnte Sie auch interessieren

„Mit normaler Feuerwehrausrüstung wäre dies in kürzester Zeit nicht möglich gewesen“, sagt Ralf Rieple abschließend über die Bergung des Abgestürzten durch die Waldshut-Tiengener Höhenrettungsgruppe, einer von sieben Gruppen dieser Art in ganz Baden-Württemberg.

Der Verletzte wird in den bereit stehenden Rettungswagen geschoben.
Der Verletzte wird in den bereit stehenden Rettungswagen geschoben. | Bild: Gerard, Roland

Für die drei jungen Männer hat die nächtliche Kletterpartie auf der Realschule möglicherweise noch ein Nachspiel. Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen. Es geht um die Frage, was die drei Jugendliche „um diese Uhrzeit auf dem Dach gemacht haben“, erklärt ein Sprecher der Polizeidirektion Freiburg auf Nachfrage dieser Zeitung.

Das könnte Sie auch interessieren