Rainer Kenne aus Görwihl kennt die Albhalde wie seine Westentasche. Gerne und oft geht er in dem ursprünglichen Gelände spazieren. Doch so etwas wie am Donnerstag, 28. April, hatte er hier noch nie gesehen: 'Ein Steinbock kam bis auf 5 Meter an mich ran, sah ein paar mal zu mir auf und hat friedlich weitergegrast...', schildert er.
Kenne machte mehrere Bilder von dem Tier.
In den vergangenen Wochen haben auch andere Spaziergänger den Steinbock immer wieder gesichtet. Timo Metzger aus Lauchringen gelang diese Videoaufnahme des Tiers:
So soll er sich beispielsweise auch schon bei den Höllbachwasserfällen herumgetrieben haben.
Woher kommt der Steinbock?
Vor etwa sechs Wochen ist das Tier aus dem Wildgehege Waldshut entwichen. Das nicht zum ersten Mal. „Das ist ein freiheitsliebender Geselle“, sagt Werner Jockers, Vorsitzender des Vereins Wildgehege, über das etwa drei Jahre alte Tier.
Schon drei Mal sei der Bock im Lauf der Zeit aus dem Tierpark ausgebüxt. „Einmal hat er sogar ein Loch in den Zaun geschlagen.“
Zweimal gelang es dem Verein, den Steinbock wieder einzufangen. Dafür wurde auf das Tier mit einem Betäubungsgewehr ein Pfeil abgeschossen der eine Infusion enthielt. Das narkotisierte Tier wurde dann zurück in das Wildgehege transportiert.

In den vergangenen Wochen wurden Jockers und der Verein immer wieder über den Verbleib des Steinbocks informiert. „Wenn wir dann kamen, war er aber wieder schon fort. Oder er stand an einer Stelle, wo wir ihn mit dem Betäubungsgewehr nicht schießen konnten, beispielsweise weil er sich im steilen Gelände hätte verletzen können“, sagt Jockers über die zahlreichen vergeblichen Versuche, den Bock wieder einzufangen.
Sollte der Verein dem Tier nicht einfach seine Freiheit lassen?
„Wenn wir sagen, dass wir die Verfolgung aufgeben, dann ist der Steinbock ein herrenloses Tier, das dem Jagdrecht unterliegt“, antwortet Jockers. Der alleinlebende Bock stelle kein Problem dar, sagte Jockers. Weil keine Steingeiß da sei, mit der er sich paaren könnte, sei auch keine unkontrollierte Ausbreitung der Art möglich.
In den Alpen leben Steinböcke normalerweise zwischen der Wald- und Eisgrenze. Er steigt zum Fressen aber auch in tiefere Lagen hinab. Die zur Gattung der Ziegen gehörenden Steinböcke waren zu Beginn des 19. Jahrhunderts im Alpenraum durch starke Bejagung bis auf einige wenige Bestände im italienischen Gran Paradiso fast ausgerottet.
Inzwischen wird die Population auf wieder rund 45.000 Tiere geschätzt, davon ein Drittel in der Schweiz.