Kling, Glöckchen, klingelingeling... Doch in der Region bleibt es in der Vorweihnachtszeit leise. Denn aufgrund der Corona-Maßnahmen sind die meisten Veranstaltungen auf deutscher Seite des Hochrheins untersagt, Weihnachtsfeiern aufgrund der Kontakt-Beschränkungen unmöglich. Hier hätten Olaf Jung, der Geschäftsführer der Teamwelt in Höchenschwand und seine Mitarbeitenden den Menschen eigentlich gerne ein Stück Normalität zurückgegeben: Ein Weihnachts- oder Wintermarkt für kleine Gruppen mit zehn bis 50 Personen. Diese Idee, der eine aufwendiges Hygienekonzept zugrunde liegt, hatte bereits zahlreiche Interessenten gefunden. Doch derzeit sieht es für die Umsetzung schlecht aus.

Seit Beginn der Pandemie im März 2020 sind vor allem die Veranstaltungsunternehmen hart von den Maßnahmen getroffen. So auch die Teamwelt in Höchenschwand. Seit 18 Jahren ist das Unternehmen von Olaf Jung, selbst Mitglied der Vollversammlung in der IHK Hochrhein-Bodensee, eine besondere Location für Gruppen bis 120 Personen. Neben der Tagungsausstattung gibt es eine eigene Event-Gastronomie und rund 70 Team-Aktivitäten für alle Altersklassen – für jedes Wetter. Jedes Programm wird individuell zusammengestellt.

Rund 80 Prozent Umsatzrückgang

„In 2019 durften wir noch knapp 250 Veranstaltungen bei uns durchführen“, erklärt Jung im Gespräch mit dem SÜDKURIER. 2020 verzeichne die Teamwelt etwa 80 Prozent Umsatzrückgang, „ähnlich wie andere in der Veranstaltungsbranche„, wie er sagt. Ein bisschen Umsatz gab es während der Sommermonate, als unter strikten Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen einige Veranstaltungen tatsächlich stattfinden durften. „Es war wirklich spürbar, wie sehr die Teilnehmer den persönlichen Austausch genossen haben“, erinnert sich Jung. Doch dann kam im Herbst die zweite Welle, und eine Rückkehr zur Normalität ist in die Ferne gerückt. Erneut.

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Jung erinnert sich an den Pandemiebeginn: „Klar hatte auch ich schlaflose Nächte und habe mich gefragt, ob meine Unternehmensidee zukunftsfähig ist.“ Doch schnell merkte der Geschäftsführer, dass er nicht alleine ist, wie er sagt: „Wir haben eine große Welle an Unterstützung erhalten. Unsere Partner stehen uns zur Seite, man hilft sich gegenseitig wie bei der Night of Light für die Alarmstufe Rot oder TW – für Künstler. Zudem versuchen wir alle, diese schwere Zeit durch zu stehen und motivieren uns gegenseitig.“

Night of Light, eine Aktion der „Alarmstufe Rot“ am 22. Juni in Höchenschwand: Das Bild zeigt die Tagungs- und Eventlocation ...
Night of Light, eine Aktion der „Alarmstufe Rot“ am 22. Juni in Höchenschwand: Das Bild zeigt die Tagungs- und Eventlocation Temwelt. | Bild: Uli Ebner

Für die Teamwelt habe er staatliche Hilfen in Anspruch nehmen können. „Neben der Soforthilfe habe ich die Überbrückungshilfe 1 und jetzt auch 2 beantragt. Zudem werde ich auch die Novemberhilfe in Anspruch nehmen.“ Das habe aber nicht ausgereicht, um den wirtschaftlichen Schaden auszugleichen, deshalb habe Jung zusätzlich einen „hohen KFW-Kredit“ aufnehmen müssen. Dennoch: Im Vergleich zu anderen Veranstaltern geht es der Teamwelt wohl vergleichsweise gut.

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Der Teamwelt-Chef blickt mit Stolz aber auch Sorgen auf seine Mitarbeiter. Sechs Festangestellte sind in der Teamwelt beschäftigt. Sie alle sind in Kurzarbeit aber nur mit 80 Prozent, da das Kurzarbeitergeld den Mitarbeitern nicht ausreiche, um die laufenden Kosten zu decken. „Den Rest zahle ich und tausche mich mit allen Mitarbeitern regelmäßig aus, um innovativ in die Zukunft zu planen“, so Jung. Von den 30 freien Mitarbeitern vor der Corona-Krise sind nur noch zwölf übrig. „Aber es sind ja vor allem unsere Mitarbeiter, die den Erfolg ausmachen und wir brauchen sie, wenn das Geschäft wieder losgeht.“

Moderner Führungsstil und neue Ideen

Aus Sicht von Olaf Jung für den Erfolg entscheidend: „Sehr wichtig ist die innere Einstellung für das, was wir tun.“ Gab es früher klare Hierarchien und der Chef hatte immer Recht, wurde das Führungskonzept in der Teamwelt geändert. „Meine Philosophie war und ist das nicht“, betont Jung. Jung etabliert eine demokratische Führungskultur mit flachen Hierarchien. Was er als Chef schätzt: „Im Team arbeiten, Erfahrungen austauschen, Leute mit bei Ideen ins Boot holen, gemeinsam kreativ sein. Ich gebe meinen Mitarbeiter alles, damit sie Spaß haben bei der Arbeit, präsent sind und anderen eine Freude machen.“

Olaf Jung und Swen Golling im Außenbereich der Teamwelt in Höchenschwand.
Olaf Jung und Swen Golling im Außenbereich der Teamwelt in Höchenschwand. | Bild: Teamwelt Höchenschwand

Wie das gelingt? Als Chef müsse man lernen, Verantwortung auch abzugeben und sich auf Projektstrukturen einzulassen, in denen jemand anderer der Teamführer ist. Ein erfolgreicher Grundsatz, wie der Geschäftsführer der Teamwelt erklärt: „Wir leben den Teamgedanken, das Wir-Gefühl und das überträgt sich auf die Teilnehmer der Teambuilding-Events und auch sonst auf Tagungsteilnehmer und Hochzeitsgäste.“

Doch diese Umstellung der Führungskultur gelinge nicht von einem Tag auf den anderen: „Letztendlich kommen dann viele Führungsteams in die Teamwelt, weil sie teilweise noch mit alten Strukturen arbeiten, aber die neuen Wege – heute ‚New Work‘ – gehen wollen. Dieses Teamverhalten muss in Coachings erlernt und in einem Prozess auf den Weg gebracht werden.“

Die Zeit nach Corona – sie wird in der Teamwelt sehnsüchtig erwartet. Die Auftragsbücher seien, gerade was Feierlichkeiten angeht, schon sehr voll. Die Unternehmen würden noch erfahrungsgemäß auch kurzfristiger buchen. Jung versichert: „Sobald Veranstaltungen wieder stattfinden dürfen, sind wir bereit.“

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