Die Pilze sprießen wieder aus dem Boden. Bedingt durch das feucht-warme Wetter der vergangenen Wochen. Das lockt natürlich wieder etliche Sammler in die Wälder in der Region auf der Suche nach den essbaren Exemplaren. Auch viele Schweizer. Aber aufgepasst: Sie dürfen nicht einfach ernten, was sie wollen. Gesetze schreiben vor, wie viel ins Körbchen darf, welche Mengen über die Grenze gebracht werden dürfen. Verstöße können teuer werden. Wir haben bei Landratsamt, Zoll und Polizei nachgefragt, was erlaubt und verboten ist.

Ein Kilo Pilze pro Person und Tag

Wie viel gesammelt werden darf, ist im Bundesnaturschutzgesetz geregelt. „Hier gilt die so genannte Handstraußregel“, schreibt Landratsamtssprecher Tobias Herrmann auf Nachfrage des SÜDKURIER. Wild lebende Blumen, Gräser, Farne, Moose, Flechten, Früchte, Pilze, Tee- und Heilkräuter sowie Zweige wild lebender Pflanzen dürften an Stellen, die keinem Betretungsverbot unterliegen, in geringen Mengen für den persönlichen Bedarf der Natur pfleglich entnommen werden. Herrmann: „In der Regel gelten Mengen bis zu einem Kilogramm pro Person als unbedenklich.“ Zoll und Polizei präzisieren: Ein Kilo pro Person und Tag sind erlaubt. „Es gilt das Frischgewicht der Pilze, nicht das Trockengewicht“, erklärt Michael Hauck vom Hauptzollamt Singen.

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Sammler sollten die rechtlichen Regelungen kennen

Ungeachtet dessen sollten Pilzsammler in erster Linie auf einen rücksichtsvollen Umgang mit der Natur achten, schreibt Herrmann. „Und die Sammler sollten die rechtlichen Regelungen kennen.“ Dazu gehörten das Betretungsrecht im Wald und die Schutzgebietsvorschriften sowie die Regelungen für Bannwälder. Verboten ist das Sammeln laut einer Publikation der Arbeitsgruppe Pilze im Naturwissenschaftlichen Verein Karlsruhe in Naturschutzgebieten,
Nationalparks und eingezäunten Forstkulturen.

Bis zu 50.000 Euro für Verstöße

Wer sich nicht an die Gesetze und Verordnungen hält und erwischt wird, für den kann es teuer werden. Bei Verstößen gegen die Naturschutzgesetze sind laut Herrmanns Informationen Bußgelder von bis zu 50.000 Euro möglich. Polizeisprecher Thomas Batzel ergänzt: „Jedes angefangene Kilo Pilze zu viel kostet 100 Euro.“ Die erlaubte Menge dürfe der Sammler behalten, alles darüber würde sichergestellt und in der Regel vernichtet. So mussten vor drei Jahren zwei ältere Männer, die bei Ibach gesammelt hatten, tief in die Tasche greifen. In den Körben waren 19 Kilo Pilze. Das kostete sie 1700 Euro.

Das ist kein Einzelfall. Batzel erinnert sich: „Früher gab es bei der Polizei eine Pilzstreife. Heute fahren wir zum Ort des Geschehens, wenn wir was mitbekommen oder wir Hinweise erhalten.“

Diese gesetzlichen Regelungen und Hinweise sind zu beachten:

Zoll schaut in der Pilzsaison genau hin

Immer wieder werden bei Kontrollen auch die Zöllner an den Grenzübergängen am Hochrhein fündig, wenn Schweizer die in Deutschland geernteten Pilze im Kofferraum haben. „Zur Pilzsaison im Spätsommer und Herbst überprüfen wir bei allgemeinen Zollkontrollen regelmäßig auch, ob jemand Pilze dabei hat“, schreibt Hauck. Es werde bei Hinterlandkontrollen und regulären Ausreisekontrollen an den Grenzübergängen auch auf die Ausfuhr von frisch geernteten Pilzen geachtet.

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Ein Kilo pro Person pro Tag – die Mengenbegrenzung gilt für jeden Pilzsammler, der in Deutschland sammelt. Hauck: „Nicht nur für die Schweizer.“ Für die Einfuhr von Pilzen für den privaten Bedarf gibt es laut Tabea Rüdlin, Mediensprecherin der Eidgenössischen Zollverwaltung, keine speziellen Bestimmungen. Es bestünden keine Mengenbeschränkungen. Sie verweist auf die 300-Franken-Wertgrenze.

2020 wurden an der Grenze 31 Kilo beschlagnahmt

Jedes Jahr beschlagnahmt der Zoll etliche Kilo Pilze. Laut Hauck seien im Spätsommer und Herbst 2020 im gesamten Zuständigkeitsbereich des Hauptzollamts Singen mehr als 44 Kilo geerntete Pilze festgestellt worden. Davon seien nur 13 Kilo erlaubt gewesen. Für die zu erwartenden Geldbußen seien mehr als 3300 Euro an Sicherheiten erhoben worden. „Die Mengen sind nicht ungewöhnlich groß, auch nicht wenig, sie bewegen sich in einem normalen Rahmen“, schreibt Hauck. Für 2021 liegen noch keine Zahlen vor. Die Pilzsaison läuft noch.

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Dieser Artikel wurde erstmals am 26. August 2021 veröffentlicht.