Das Landratsamt Waldshut kann derzeit nicht sagen, wie lange die seit 23. September gesperrte Wehratalstraße noch geschlossen bleibt. Dies sei abhängig von den erforderlichen Sicherungsmaßnahmen, naturschutzrechtlichen Auflagen sowie der Verfügbarkeit von Fachfirmen, antwortete die Kreisbehörde am Donnerstag auf Anfrage des SÜDKURIER. Bei der seit Mai 2015 gesperrten Albtalstraße werde derzeit an den Unterlagen für das für eine Sanierung notwendige Planfeststellungsverfahren gearbeitet. Beide Landesstraßen können wegen akuter Felssturzgefahr auf einem Abschnitt nicht benutzt werden.
Geologen schätzen Gefahrenlage hoch ein
Im Wehratal droht ein 50 Kubikmeter großer Fels auf die von Wehr nach Todtmoos führende L 148 zu stürzen. Nach Beurteilung des Landesamts für Geologie, Rohstoffe und Bergbau sei die Gefahrenlage so groß, dass die für Donnerstag geplante Wiedereröffnung nicht habe stattfinden können, so Landratsamt-Sprecher Tobias Herrmann. „Ein Absturz des Felsen auf die unterliegende Straße ist jederzeit möglich.“
Die Straße ist gesperrt, nachdem am 23. September ein mehrere Tonnen schwerer Felsblock herabgestürzt war. Nachdem sich die Räum- und Sicherungsarbeiten verzögert hatten, sollte sie am Donnerstag wieder für den Verkehr freigegeben werden. Erst am letzten Tag der Felsnachberäumung habe die beauftragte Fachfirma einen weiteren, aus ihrer Sicht absturzgefährdeten Felsblock entdeckt, sagte Herrmann. Zur fachlichen Beurteilung sei unverzüglich das Landesamt für Geologie, hinzugezogen worden, um die Gefahrenlage fachlich zu beurteilen.
Das Gutachten der Geologen liegt dem Straßenbauamt des Landkreises noch nicht vor. Es soll voraussichtlich nächste Woche ausgearbeitet sein, so der Sprecher des Landratsamts. Erst im Anschluss könne Näheres gesagt werden – auch zu der Frage, ob nur ein Felsblock absturzgefährdet sei oder doch mehrere.

Offen bleibe deshalb zunächst auch die Frage, wie lange die Sperrung des Wehratals noch andauern werde. Herrmann: „Neben den Sicherungsmaßnahmen spielt auch der Naturschutz eine Rolle. Dessen Belange können geklärt werden, sobald der Umfang der Sicherungsmaßnahmen bekannt ist.
Termin für Freigabe wird kommuniziert, sobald Prognose möglich
Wir haben deshalb bereits Kontakt mit Naturschutzfachbüros aufgenommen, damit die naturschutzfachliche Abschätzung schnellstmöglich erstellt werden kann.“ Das Landratsamt arbeite mit Hochdruck an der Wiedereröffnung der Straße. Das voraussichtliche Datum der Freigabe werde kommuniziert, sobald eine Prognose möglich sei.
Einen Vergleich mit der seit sieben Jahren ebenfalls wegen Felssturzgefahr gesperrten Albtalstraße L 154 sieht die Behörde nicht angebracht: Beim Wehratal handele es sich um einen noch ausstehenden Sicherungsbereich, nicht um eine umfassendere Sanierung der Hänge wie im Albtal.
Beim Albtal gleicher Sachstand wie im Februar
In Sachen Albtal arbeitet das Landratsamt an den für die Sanierung erforderlichen Planfeststellungsunterlagen. Zur Frage nach dem aktuellen Sachstand verwies die Behörde auf eine Mitteilung vom Februar.

Damals waren nach einem Treffen von Vertretern des Verkehrs- und des Umweltministeriums, des Regierungspräsidiums Freiburg, des Landratsamts, der Anliegerkommunen Albbruck, Dachsberg, Görwihl und St. Blasien sowie der Bundestags- und Landtagsabgeordneten erklärt worden, dass sich die Kosten für Sanierungsarbeiten auf mindestens 20 Millionen Euro belaufen würden.
Fünf Jahre für Bau und zwei für Planfeststellung
Die reine Bauzeit wird auf fünf Jahre veranschlagt, für das notwendige Planfeststellungsverfahren wird von einem Zeitbedarf von mindestens zwei Jahren ausgegangen. Würde als heute mit das Planfeststellungsverfahren beginnen, und würde gegen dessen Ergebnis nicht geklagt, wäre die Sanierung also nicht vor Ende 2029 abgeschlossen.
Minister Hermann: „Schwieriger Konflikt mit Naturschutz“
Ob es so weit kommt, ist offen. Die betroffenen Bereiche entlang der gesperrten Albtalstraße befinden sich in einem FFH- und zugleich in einem Vogelschutzgebiet. Nicht nur der zuständige Minister Winfried Hermann (Grüne) sieht deshalb „schwierige Konflikte mit dem Naturschutz“.
Vertreter der Region setzten sich für Öffnung ein
Angesichts der zu erwartenden Baukosten wird zudem eine Rolle spielen, dass der durch die Sperrung verursachte Umweg mit 0,7 Kilometern über Buch beziehungsweise 1,2 Kilometern über Schachen relativ kurz ist. Für die Wiederöffnung des 2,8 Kilometer langen Straßenabschnitts im Albtal setzen sich Landrat Martin Kistler, die Bürgermeister der benachbarten Gemeinden und auch die Wahlkreis-Abgeordneten von CDU und SPD im Bundes- und Landtag ein.