„An Silvester stellen wir eine Brandschale in der Garten. Darin wollen wir symbolisch alles Negative verbrennen, was dieses Jahr passiert ist“, sagt Elisabeth Perera. Abschließen mit diesem anstrengenden Jahr, das wünschen sich die 51-Jährige und ihr Mann Berty ganz besonders. Wahrscheinlich geht es ganz Grimmelshofen so.
Auf Wunsch der Perera haben sich an diesem Adventssonntagsmorgen einige der Betroffenen bei der Kirche im Stühlinger Ortsteil eingefunden. Die Pereras wollen sich mit den anderen Familien austauschen, die im Sommer vom Jahrhunderthochwasser betroffen waren.
Vor einem halben Jahr, am Abend des 15. Juli, brach die Flut über Grimmelshofen ein. Der Dauerregen füllte innert Minuten den kleinen Mühlbach. Das sonst nur wenige Zentimeter hohe Rinnsal wurde zu einem reißenden Strom, Grimmelshofen stand unter Wasser, zahlreiche Keller wurden geflutet.
Ortsvorsteher Wolfgang Kaiser, an jenem Tag just aus dem Urlaub zurück, war sofort vor Ort. „Die freiwilligen Helfer und die Einsatzkräfte haben versucht, die ersten Notsituation so erträglich wie möglich zu gestalten“, erzählt er.
Mühlbach reißt Gebäudeteil mit
Das Haus der Familie Perera am östlichen Ortseingang, direkt am Mühlbach gelegen, bekam die Gewalt des Wassers am stärksten ab: Die Böschung wurde abgetragen und der Fluss fraß sich immer mehr in das Grundstück hinein – so weit, bis nicht nur der halbe Garten weggespült wurde, sondern auch noch ein Teil des Gebäudes einstürzte – glücklicherweise nicht der Wohnbereich. Die Gebäudehälfte musste Tage später abgerissen werden.

Elisabeth Perera möchte gar nicht daran denken, was gewesen wäre, hätte die Naturkatastrophe den Wohnbereich des 135 Jahre alten Hauses betroffen. „So viele Erinnerungen hätten verloren gehen können“, sagt sie. Der Verlust der Gebäudehälfte, der organisatorische Stress des Aufräumens trotz anhaltendem Corona-Alltag, die stete Angst vor der Unberechenbarkeit der Natur – das alles sei trotzdem schlimm genug.
Zum Glück kein Personenschaden
Man merkt Ortsvorsteher Kaiser an, wie dankbar er ist, dass es bei diesem beispiellosen Chaos im Dorf wenigstens keinen Personenschaden gab. Das ganze Dorf packte mit an, um in der Nacht und am Folgetag Keller von Wasser und Schlamm zu befreien, die Straßen zu reinigen. „Große Teile des Dorfs waren bis zum Wochenende wieder aufgeräumt“, so Kaiser.
Aus Verbundenheit mit den anderen Hochwasserregionen Deutschlands nahm er sich kurze Zeit später frei, um mit einer privaten Helfergruppe aus dem Ort eine Woche im Ahrtal zu verbringen. „Die Schäden sind nicht zu vergleichen. Da habe ich gemerkt: Grimmelshofen ist mit einem blauen Auge davon gekommen“, sagt er. Im Ahrtal starben bei der Flutkatastrophe 136 Menschen, weitere 26 gelten als vermisst. Der Sachschaden in Grimmelshofen beläuft sich laut Kaiser auf schätzungsweise 200.000 Euro.
Er bringt seinen großen Dank für die Spendenbereitschaft zum Ausdruck. Stühlingens Bürgermeister Joachim Burger initiierte ein Spendenkonto der Gemeinde, auf dem bislang 51.000 Euro an Spenden zusammenkamen. Mittels eines Verteilungsschlüssels soll das Geld die nicht gedeckten Kosten der 15 vom Hochwasser geschäftigen Familien im Ort übernehmen.
Ein privates Online-Spendenkonto kommt zudem der Familie Perera zugute – bislang wurden 29.991 Euro gespendet. Auch der Familie Perera ist der Dank für all diese Spenden und die Solidarität, die ihnen entgegen gebracht wurde, wichtig.

An der Ruine neben ihrem Wohnhaus hat die Familie ein Transparent aufgehängt: „Wir bedanken uns ganz herzlich für die privat gesammelten Spenden und Hilfen!“ steht darauf über einem Foto der zerstörten Gebäudehälfte. „Die ganzen teuren Baumaßnahmen hätten wir ohne die Spenden nicht stemmen können“, sagt Elisabeth Perera.
Neben den Maßnahmen am Haus, der neuen Heizung und der Überdachung der Heizraum-Ruine musste die Böschung erneuert werden: Ein Netz soll nun ein Abrutschen des Grundstück verhindern. Der Vorplatz neben dem Gebäude, auf dem eine selbstgebaute Garage von der Flut fortgerissen wurde, musste durch eine Mauer zum Bach hin neu abgestützt werden. Dieser Tage steht ein kleiner Weihnachtsbaum auf dem Vorplatz. Der Mühlbach plätschert friedlich vorbei.
Spendenmöglichkeiten: Auf verschiedenen Wegen haben bereits viele Menschen für die Hochwasser-Opfer in Grimmelshofen gespendet. Weiterhin ist die Spende möglich über das Spendenkonto der Gemeinde Stühlingen mit Stichwort „Spende Überschwemmung Mühlbach Grimmelshofen“ an die Sparkasse Bonndorf-Stühlingen, IBAN DE 71 6805 1207 0008 1000 4. Spenden direkt an die Familie Perera können online getätigt werden: www.betterplace.me/hochwasser-perera