Wie entwickelt sich die stationäre Versorgung im Landkreis Waldshut und mit welchen Kosten sind die Großprojekte verbunden? In einem offenen Brief wendet sich Klaus Denzinger, Vorsitzender der FDP-Fraktion im Waldshuter Kreistag, nun an Landrat Martin Kistler und fordert bis spätestens zum Jahresende Klarheit über die Finanzierung und Förderungen des Landes.
Positiv aus Sicht der FDP: Die Planung des Krankenhausneubaus in Albbruck würde seitens der Kreisverwaltung mit Nachdruck vorangetrieben, um den geplanten Betriebsbeginn für das Jahr 2028 zu gewährleisten. Allerdings sieht die FDP hierbei ein Risiko: „Gerade deshalb gilt es aber auch, die finanzielle Seite des Projektes nicht aus den Augen zu verlieren“, so Denzinger. Die vom Kreistag bewilligten Kosten für die Planung beliefen sich bislang auf rund 3 Millionen Euro. Unklarheit bestehe bei den Förderungen durch das Land: „Bis heute gibt es lediglich eine mündliche Zusage des Landes Baden-Württemberg zur Kostenbeteiligung an diesen Planungskosten. Die Höhe des Zuschusses selber ist unbekannt und der Bewilligungsbescheid hierzu steht weiterhin aus.“
Förderung durch das Land unklar
Ebenso unklar sei die Beteiligung des Landes beim Nordanbau des bestehenden Hochrheinklinikums an den laut FDP inzwischen angefallenen Mehrkosten von rund 4 Millionen Euro. Hier „liegt bislang ebenfalls nur eine mündliche Zusage vor, weshalb die FDP-Fraktion im Planungs- und Bauausschuss diesen Mehrkosten nur unter dem Vorbehalt der finanziellen Beteiligung des Landes zugestimmt hat“, heißt es im Schreiben an Landrat Kistler.
In Anbetracht der sich verschärfenden finanziellen Situation des Kreishaushaltes „dringt die FDP-Fraktion auf Abklärung von verbindlichen finanziellen Zusagen des Landes durch die Kreisverwaltung.“ Bereits jetzt seien die Finanzierung des Krankenhausneubaus in Albbruck und die gleichzeitige Ertüchtigung und Subventionierung des Spitals in Waldshut „eine enorme Belastung für den Kreishaushalt“. Deshalb dürfe auch die mündliche Zusage des Landes für eine „höchstmögliche Förderung“ durch Minister Lucha am 27. November 2019 „nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine Förderung nur die bezuschussfähigen Kosten des Neubauprojektes abdecken wird.“ Diese seien aber nicht identisch mit den Gesamtkosten. „Es werden deshalb erhebliche ungedeckte Kosten am Landkreis hängen bleiben“, so die FDP-Fraktion.
Weiterhin gelte es auch die betriebswirtschaftlichen Kosten des Zentralklinikums im Auge zu behalten: „Um weitere jährliche Bürgschaften in Millionenhöhe für das Hochrheinklinikum an seinem jetzigen und neuen Standort zu minimieren, fordert die FDP im Zuge der Fachplanung eine belastbare Kosten-Erlös-Berechnung der vorgesehenen Fachabteilungen auf der Grundlage der einschlägigen Abrechnungskriterien und realistischer Patientenzahlen.“ Denzinger hebt hervor, dass die FDP-Fraktion ihren Teil dazu beitragen möchte, die Krankenhausversorgung im Landkreis optimal zu gestalten.
Auf dem Weg zum Zentralklinikum im Kreis Waldshut
- August 2021: Sozialminister Manfred Lucha räumt Zweifel aus: 'Natürlich kommt das Zentralklinikum in Albbruck'.
- August 2021: Der Verlust beim Klinikum Hochrhein fällt wegen der Corona-Pandemie deutlich höher aus.
- Juli 2021: Der Waldshuter Kreistag verabschiedet die Masterplanung für das geplante Zentralkrankenhaus, das im Jahr 2028 in Albbruck seinen Betrieb aufnehmen soll.
- Mai 2021: Der Landkreis sucht Unternehmen für den Bau des Klinikums.
- März 2021: Landrat Kistler spricht im Albbrucker Gemeinderat über den aktuellen Stand.
- März 2021: Das Medizinkonzept steht: Welche Behandlungen werden im Zentralklinikum möglich sein? Hier die Antwort.
- Frühjahr 2021: Bis die Gesundheitsversorgung in Albbruck funktioniert, muss das Klinikum Hochrhein in Waldshut leistungsfähiger werden: Es wird angebaut.
- Dezember 2020: Wie passt der Standort des Zentralspitals mit der Hochrheinautobahn A98 zusammen? Hier die Hintergründe.
- Dezember 2020: Einblick in den Masterplan des geplanten Zentralklinikums 'Gesundheitspark Hochrhein'.
- September 2020: Ein Ziel, aber unterschiedliche Wege zum Zentralspital. Ein Vergleich der Projekte in den Landkreisen Lörrach und Waldshut.
- März 2020: Wirbel um einen nicht-öffentlich gefassten Beschluss im Kreistag zum Medizinkonzept.
- März 2019: Nun steht es fest: Der Standort für das geplante Zentralspital im Kreis Waldshut soll in Albbruck gebaut werden.