Herr Klubert, wie sind Sie auf die Idee gekommen, mit dem Rad nach Münster zu fahren?

Meine Frau Andrea stammt aus Münster in Westfalen. Mit dem Auto sind das 630 Kilometer, mit dem Rad sind es 925 Kilometer. 2001 zog sie zu mir nach Küssaberg und ihr Ziel war von Anfang an klar formuliert: Sie wolle einmal mit dem Fahrrad von Küssaberg nach Münster fahren. Andrea hat 25 Jahre in der Fahrradstadt gelebt und gearbeitet. Sie hatte und brauchte kein Auto und erledigte damals alles mit dem Fahrrad: Die Fahrten zur Arbeit, das Einkaufen, Besuche bei Freunden oder einer Disco – alles wurde mit dem Rad erledigt. Ich fand die Idee der Fahrradtour anfänglich ziemlich verrückt, habe mich aber doch mehr und mehr damit anfreunden können. Allerdings wurde das Vorhaben aus vielerlei Gründen immer wieder verschoben, beispielsweise durch den Umbau des Hauses oder die Geburt unseres Sohnes. Aber im vergangenen Jahr haben wir uns festgelegt: 2024 sollte es losgehen. Und am 3. Juni ging es dann auch tatsächlich los.

Wie lange waren Sie unterwegs, bis Sie Ihr Ziel erreicht haben?

Wir waren insgesamt 14 Tage unterwegs. Mit zwei gezielt geplanten Pausen in Heidelberg und in Meschede. Unsere täglichen Etappen lagen zwischen 70¦und 85 Kilometern. Der eine oder andere mag vielleicht denken: „Das ist ja nichts.“ Aber wir sind mächtig stolz auf diese Leistung, bei der unser Hinterteil gehörig strapaziert wurde.

Welche Etappenziele haben Ihnen am besten gefallen?

Jede Stadt hatte etwas Spezielles. Zum Beispiel Villingen-Schwenningen mit der Donau- und der Neckarquelle, Rottweil mit dem TKE-Testturm, Calw und seine Fachwerkhäuser, Bruchsal mit dem schönen Schloss und das Fahrraddrehkreuz in Kronau. Heidelberg, die älteste Universitätsstadt Deutschlands, ist wunderschön, mit dem Schloss und der „Alten Brücke“. Auch mit dem Rad durch Frankfurt am Main, durch eine Stadt mit über 750.000 Einwohnern zu fahren, war spannend. In Gießen besuchten wir Andreas Cousin. Danach ging es weiter nach Marburg. Die Altstadt und die Burg sind ein Hingucker. Im sauerländischen Winterberg ist die Ski-Sprungschanze beeindruckend, Meschede gefiel mit dem angrenzenden Hennesee und der Himmelstreppe. Neheim mit dem Rock-Café direkt am Radweg war perfekt für eine Pause. Und schließlich Münster, unser Ziel mit dem schönen Prinzipalmarkt und dem Dom. Und was das Beste überhaupt an der ganzen Tour war: Wir hatten zwar viele Wolken, Wind, auch ein bisschen Sonne, aber nie Regen!

Was haben Sie unterwegs mit Passanten oder anderen Radfahrern während der Tour erlebt?

Man trifft immer sehr viel nette Menschen unterwegs. In den Unterkünften oder auf der Strecke. So haben wir den einen oder anderen Kilometer mit anderen Radlern zurückgelegt und dabei nette Gespräche geführt. Am beeindruckendsten aber war die Begegnung mit einem japanischen Radfahrer, der von Frankfurt kommend nach Italien unterwegs war. In Bruchsal hatten sich unsere Wege gekreuzt.

Wie empfanden Sie die Radwege auf Ihrer Tour? Waren sie ausgebaut oder ließen sie zu wünschen übrig?

Bei der Planung zu Hause am PC haben wir auf ausgeschilderte Radwege geachtet wie den Drei-Welten-Radweg von Küssaberg nach Singen, den Heidelberg-Schwarzwald-Bodenseeradweg von Singen nach Heidelberg, die Bergstraße und den Hessischen Radfernweg R8 von Heidelberg nach Gießen, den Lahn-Ruhr- und zum Schluss den Weserradweg von Gießen nach Münster. Es waren allesamt sehr gut ausgebaute und auch gut ausgeschilderte Radwege.

Sind Sie auch zurückgeradelt?

Zurück haben wir ein Auto gemietet und die Räder dann huckepack wieder nach Hause gebracht.

Würden Sie das noch einmal machen?

Es war ein absolut schönes Erlebnis, mit dem Fahrrad die verschiedensten Orte zu sehen und zu entdecken. Trotz E-Bike waren die 925 Kilometer zwar anstrengend, aber doch eher für mein Hinterteil, als unsere Kondition. Natürlich hat man auch die 18 Kilo Gepäck gespürt. Doch zurück zu Ihrer Frage: Ja, auf jeden Fall! Wir haben schon einige Routen im Hinterkopf.

Wenn Sie jetzt so angefressen sind, haben Sie sicherlich schon neue Pläne. Was ist Ihr nächstes Ziel?

Wenn das Wetter mitspielt, wollen wir im September um den Bodensee radeln und uns in den nächsten zwei bis drei Jahren den dänischen Ostseeradweg N8 mit 888 Kilometern vornehmen. Die Höhenmeter sind dort nicht so wild, dafür aber der Wind.