Rheinfelden – Marius Jäger holt das Maßband aus der Tasche und geht auf dem Asphalt in die Hocke: 3,30¦Meter bleiben zwischen dem linken Straßenrand und dem rechts parkenden Auto. Hier, am Eingang der Weiherstraße im Rheinfelder Ortsteil Minseln, ist alles in Ordnung: Das Fahrzeug hält die Mindestbreite von 3,05¦Metern frei. Wie auch immer der Gesetzgeber auf diese krumme Zahl kam: Hier passt das Feuerwehrauto LF¦20 mit einer Breite von 2,50¦Metern problemlos durch. Zusammen mit seiner Chefin Isabell Trautmann, Leiterin der Verkehrsabteilung im städtischen Ordnungsamt, war der Gemeindevollzugsbeamte Marius Jäger mit dem Feuerwehrauto unterwegs, um in Straßen mit kritischen Parksituationen zu testen, ob die Feuerwehr im Ernstfall überall freie Fahrt hat. Das Löschfahrzeug steuerten Enrico Leipzig und André Lambelet.

Mindestens einmal im Jahr macht das Ordnungsamt zusammen mit der Feuerwehr eine offizielle Befahrung, die Feuerwehr macht darüber hinaus noch weitere. Isabell Trautmann hat die Meldungen von Anwohnern über gefährlich geparkte Autos zusammengetragen und eine Tour ausgearbeitet, die dieses Mal durch Nordschwaben, Minseln, Nollingen und die Kernstadt führt. Die Befahrung findet nach Feierabend statt, damit auch tatsächlich mehr Autos in den Wohngebieten parken.

In Nordschwaben, insbesondere in der Adolf-Bäumle-Straße und dem Schluckackerweg, ist alles in Ordnung: Das gemeldete Parkchaos ist nicht in Sicht. In der Leberholzstraße parkt ein Auto etwas weit in der Straße. Das Feuerwehrauto kommt zwar durch, aber Jäger steigt trotzdem aus und spricht mit der Fahrerin, die offensichtlich gerade auslädt. „Wenn wir die Fahrer antreffen, reden wir mit ihnen und verteilen noch keine Bußen“, erklärt Marius Jäger. Das hält er auch weiter hinten in der Weiherstraße in Minseln so: Hier parkt ein Pritschenlaster mitten auf der Straße; auch er lädt offensichtlich gerade Baumaterial in eine Hofeinfahrt ab. Der Firmenmitarbeiter fährt den Laster sofort zur Seite, als er das Feuerwehrauto sieht, parkt jetzt allerdings das Trottoir komplett zu. Seit der StVO-Novelle aus dem Jahr 2020 kostet das 98,50¦Euro – eine empfindliche Erhöhung gegenüber den 35¦Euro zuvor. Der Hausbesitzer weiß genau darüber Bescheid. Ob er die Buße selbst schon zahlen musste, sagt er nicht, weiß aber als Vater: „Das ist sehr gefährlich, wenn dann Fußgänger mit dem Kinderwagen oder Kinder mit dem Velo auf die Straße ausweichen müssen.“ In der Zielgasse in Nollingen entlang des Dorfbachs wird es dann zum ersten Mal tatsächlich zu eng. 2,75¦Meter Restbreite misst Jäger. „Hier passen wir nicht durch“, sagt Leipzig. Die Fahrzeughalterin ist nebenan im Haus, aber das ist dennoch zu weit weg vom Fahrzeug für Jägers bisherige Kulanz: 55¦Euro wegen Nichteinhaltens der Restfahrbahnbreite sind fällig.

Die Bewohner des Hauses beginnen ein längeres Gespräch mit Isabell Trautmann. Sie sprechen aufgeregt und laut, werden aber nicht aggressiv. Diskussionen, wie sie Trautmann und Jäger zur Genüge kennen: Wo sollen wir sonst parken? Warum kontrollieren Sie nicht in dieser und jener Straße, wo es viel schlimmer ist? Trautmann versichert ihnen, dass das städtische Ordnungsamt alle Hinweise ernst nehme und alle Verstöße ahnde, mit nur vier Mitarbeitern aber trotz Schichtbetrieb nicht immer überall sein könne.

In der Fritz-Roessler-Straße in der Kernstadt von Rheinfelden ist dann tatsächlich Schluss für das Löschfahrzeug LF¦20: Es kommt nicht durch, obwohl alle Fahrzeuge ordnungsgemäß parken. In solchen Fällen, sagt Isabell Trautmann vom städtischen Ordnungsamt, überlege sich die Stadt, neue Parkverbote zu erlassen, um den Zugang der Rettungsfahrzeuge im Notfall verlässlich zu gewährleisten.