Der Verpackungswahn hat sich diese Woche beim Abholtermin für die gelben Säcke nicht übersehen lassen. Damit er weniger wird, versucht es der städtische Klimaschutzmanager Frank Philipps mit vielen kleinen Schritten. Der verpackungsfreie Einkauf auf dem Wochenmarkt ist einer. Der Erfolg lässt sich messen. Rund 100 Stempelkarten kamen in Rheinfelden und Herten über den Sommer zusammen. Mit dem Wert von 2000 Euro wird wieder ein Ökobeitrag geleistet, der neues Grün schafft.

Eine Realschulklasse soll nach der Pflanzaktion vom Frühjahr in Herten am Waldrand von Nollingen in Absprache mit dem Revierförster zum Einsatz kommen. Der verpackungsfreie Markt hat inzwischen viele Freunde, aber nach Philipps Einschätzung „nehmen noch bis zu 25 Prozent Plastik“. Das möchte er gerne ändern mit bewusstseinsbildenden Maßnahmen.
Ein Aktionstag im November gehört dazu. Dem Umweltbeauftragten geht es dabei aber um noch größere Ziele. Er möchte einen Anschub für den Wochenmarkt leisten, der mit seinem Angebot für regionale Produkte und den Einkauf der kurzen Wege steht. Für Philipps heißt das: „Er hat eine wichtige Klimawirkung“ und trägt zur Wertschöpfung vor Ort bei. Das gilt es zu fördern.

Immer öfter ist aber an Marktständen von Betreibern zu hören, dass sich das Geschäft kaum mehr lohne, weil zu wenig verdient wird: „Wenn die Schweizer Kunden nicht wären ...“, lässt sich dabei vernehmen, würde mancher seinen Stand aufgeben. Philipps denkt deshalb darüber nach, wie sich das Marktgeschehen attraktiver machen lässt.
Markttag ist mehr als Obst, Gemüse, Eier und Fleisch zu kaufen, stellt Philipps fest, der selbst gerne vom Angebot vor dem Rathaus Gebrauch macht. Ein Markt schaffe als lebendiger Ort auch Begegnung mit anderen Leuten und trage zur lebendigen Innenstadt bei. Mit allen Beteiligten möchte der Klimaschutzmanager deshalb überlegen, wie sich das Geschehen beleben lässt, denn gerade dienstags fällt die Standbesetzung doch recht oft dünn aus.
Umweltbewusste Einkaufsinitiative
Zwei Aktionstage, einer freitags in Herten und einer samstags in Rheinfelden, sollen den Auftakt zu einer neuen regionalen und umweltbewussten Einkaufsoffensive machen. Beim Aktionstag wird der kommunale Klimaschutz dann auch durch das Verteilen von Stoffbeuteln an die Kunden greifbar, Philipps wird dabei das Gespräch mit allen suchen.
Erste Anzeichen gibt es, dass sich mit verpackungsfrei weitere Kreise ziehen lassen. Neben mehreren Lebensmittlern, die eigene Angebote dazu machen, sind es auch örtliche Einzelhändler und Dienstleister, die der Umwelt zuliebe mitmachen. Dazu gehört auch eine Apotheke am Seidenweber, freut sich Philipps. Sie bewerbe die Aktion mit „ich bin dabei“ und habe schon nach Stempelkarten gefragt. Ein solches Signal, um das Thema im Einzelhandel „nach vorne zu bringen“ weil Vorbildfunktion auch Gemeinschaftsgefühl erzeugt. Deshalb wird sich Philipps nicht nachlassen, weitere Mitstreiter gegen den „Verpackungswahnsinn“ zu suchen.
Neue Maßnahmen
Darüber hinaus sind weitere Maßnahmen und Projekte im Rathaus im Gespräch, die dem Klimaschutz vor Ort dienen. Dazu zählt ein Förderprogramm für Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach, für das es Zuschüsse geben soll oder eine Abwrackprämie für Mofas und Roller, damit das Umsteigen auf Pedelecs leichter fällt. Die Themen werden im Bau- und Umweltausschuss zur Sprache kommen. Philipps geht davon aus, dass Förderung durch die Stadt Anreize schaffen wird. Aber auch beim Bauen und Sanieren hofft er, dass sich etwas bewegen lässt. Dabei erwartet er, dass der öffentliche Druck durch „Fridays for Future“ und Sorgen um den Klimawandel Schwung geben. Strukturierte Maßnahmen sind das Thema, damit es ein geordnetes Bild ergibt.