Der viele Regen hat in Karsau Spuren hinterlassen: Entlang des Riedmatthöhlenweges, am Sportplatz und am Kapitalweg rutscht der Hang. Immer wieder kommt es dort zu diesem Problem, zuletzt war der Riedmatthöhlenweg 2020 für acht Monate gesperrt. Die Stadt versucht mit verschiedenen Maßnahmen, weitere Hangrutsche zu verhindern – die der Schwörstädter Manfred Henle als teure Fehlplanung kritisiert.

Riedmatthöhlenweg

Bis 2016 nutzte Manfred Henle den Riedmatthöhlenweg, der von Riedmatt zum Friedhof führt, täglich, um von Schwörstadt zum Sägewerk in Minseln zu fahren. Daher kennt er die Schlammverschmutzungen, die nach starken Regengüssen immer wieder auftreten. „Es war immer der gleiche Ablauf“, sagt Henle. „Der Werkhof rückte mit dem Hochdruckreiniger an, säuberte die Straße und klopfte mit einem kleinen Bagger den Hang wieder fest.“

Nach einem Hangrutsch ist auch der Kapitalweg in Riedmatt derzeit gesperrt.
Nach einem Hangrutsch ist auch der Kapitalweg in Riedmatt derzeit gesperrt. | Bild: Petra Wunderle

Das hätte nach seiner Ansicht mit kleinem Aufwand vermieden werden können. Im November 2017 schlug er der Stadtverwaltung vor, Mulden an der Oberkante zu installieren, um Wasser gezielt abzuleiten. Laut Stadtverwaltung sei das nicht zielführend, da das Wasser auch aus dem Hang austrete.

Zu teuer

Henle reagierte erneut, als der Weg im Februar 2020 nach einem Hangrutsch gesperrt und auch nach der Beseitigung der Erde nicht wieder freigegeben wurde. Er schlug vor, eine Sammelrinne an der Oberkante zu installieren sowie den Hang durch eine mit Steinwacken belegten Folie zu sichern. Die Verwaltung ließ derweil ein geologisches Gutachten anfertigen, was zur Behebung des Problems getan werden könnte. Demnach wurde eine Gabionenmauer aus starken Gittermatten, gefüllt mit Steinen, am Hangfuß errichtet. Anstelle der Erdrinne wurde eine Raubettrinne gebaut, abgegangene Hangbereiche wurden mit Schotter aufgefüllt. Geplant ist laut Tiefbauabteilung zudem eine Mulde an der Böschungsoberkante, die allerdings aufgrund der Nässe bislang nicht angelegt werden konnte. Diese Lösung kritisiert Henle als zu teuer.

Fehlplanung

Ende Oktober wurde die Sperrung aufgehoben. Doch bei den starken Regenfällen Mitte Januar wurden die Gabionen mit Schmutz überspült, die Böschung kam ins Rutschen, erneut lief Schmutzwasser hinunter ins Dorf. „Es ist eine offensichtliche Fehlplanung“, sagt Henle. „Schon die ersten ausgiebigen Regenfälle überschwemmten die Schutzgabionen vollständig.“ Die Raubettrinne sei fehlplatziert und führe das Wasser nicht ab.

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Dem widerspricht die Stadtverwaltung. „Die Maßnahmen wurden in verhältnismäßigem Rahmen durchgeführt“, sagt Rüdiger Zorn von der Tiefbauabteilung. „Sie haben aber aufgrund der extremen Wettersituation nicht vollends gegriffen.“ Weitere größere Erdrutsche würden durch die Gabionenmauer aber zuverlässig verhindert. Zorn verweist auf die landesweit extreme Wettersituation.

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Zudem sei der betroffene Hang durch seine Lage, die Topografie und den Löss-Boden stark exponiert. Die acht Monate dauernde Sperrung sei nötig gewesen, da weitere Hangrutschungen nicht ausgeschlossen werden konnten. Die Kosten für die Maßnahme würden auch nicht 120.000 Euro, wie Henle behauptet, sondern 54.000 Euro betragen, sagt Zorn. Auf eine Anfrage von Henle äußerte sich Oberbürgermeister Klaus Eberhardt: Die aufgestellte Gabionenwand habe „in Anbetracht der Wettersituation Schlimmeres verhindert“. Dies bestätigt Henle – und schlägt vor, die Gabionenwand zu verdoppeln.

Sportplatz und Kapitalweg

Wegen Sturmschäden und Hangrutschen ist auch der Kapitalweg in Riedmatt seit Tagen gesperrt. Immer wieder gibt es kleine Erdrutschungen, sagt Forstrevierleiter Thomas Hirner. An mehreren Stellen haben sich Abrisskanten gebildet, daher gerate die Böschung bei entsprechendem Wetter ins Rutschen. Für die Waldbewirtschaftung hat der Kapitalweg keine Bedeutung, er ist vom Schwarzwaldverein aber als Hauptwanderweg ausgeschildert.

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Auch die Böschung oberhalb des Spielfelds beim neuen Sportplatz ist nach dem vielen Regen erneut gerutscht. Das liegt laut Ortsvorsteher Jürgen Räuber auch daran, dass beim Neubau aus Kostengründen der Hang nicht bepflanzt wurde – entgegen dem Bebauungsplan. Das vom Wald kommende Wasser fließe in die Böschung und werde nicht gehalten.

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Aber auch die Steilheit der Böschung spielt eine Rolle, sagt Rüdiger Zorn von der Tiefbauabteilung. Im „stark bindigen und skelettarmen“ Boden fehlten größere Steine. Laut Zorn will die Stadt auch dort sanieren. Der Karsauer Ortsvorsteher Jürgen Räuber sagt: „Wir müssen diese Sachen endlich in den Griff bekommen.“