Rheinfelden – „Niemand wird aufgegeben. Unsere Aufgabe ist es, Menschen und Tiere aus lebensbedrohlichen Lagen zu retten“, sagt David Sommer, Kommandant der Rheinfelder Feuerwehr. „Das ist unsere oberste Prämisse und ein geschriebenes Gesetz. Wenn wir zu einem Brand kommen und sehen, dass noch Leute eingeschlossen sind, dann müssen wir sie rausholen.“ Und zwar egal aus welcher Höhe. Das Problem: Die Drehleiter der Rheinfelder Wehr reicht nur bis zum neunten Stock. Am 2. Januar 2023 brannte es in einem Hochhaus am Fécampring aber im 13. Stock. Wie nun kommt die Feuerwehr in diese Höhe?
Sieht man sich Rheinfelden an, so seien die meisten Gebäude mit vier bis maximal sechs Etagen für die Feuerwehr gut händelbar. „Alles darüber erfordert eine speziellere Einsatztechnik“, so Sommer. Für Feuerwehrleute gehören Löscharbeiten in Hochhäusern zu den herausforderndsten Einsätzen. „Wenn es in die Höhe geht, ist es schon ein bisschen spezieller“, sagt Sommer. Bei einem Brandalarm in einem Hochhaus greift die landkreisweit gültige Ausrückeordnung: Manchmal nur einzelne Fahrzeuge, manchmal zwei komplette Löschzüge.
Die Sicherheit der Bewohner steht an oberster Stelle, in der Regel wird im Brandfall zuerst das Gebäude evakuiert, im Feuerwehrjargon „entfluchten“ genannt. Dazu ist wichtig, dass jeder Bewohner die Fluchtwege kennt. Aber auch die Feuerwehrleute, die das Feuer dann schließlich bekämpften, dürften sich nicht in Gefahr bringen. In speziellen Fällen könne man eine Drohne nachfordern, die den Brandherd genau lokalisieren kann und auch Informationen darüber liefert, wie heiß es ist und wo die Gefahrenzone beginnt. Die Feuerwehr Rheinfelden hat eine Drohne mit Wärmebildkamera und allen Raffinessen zur Verfügung. So könne man sich von oben und von allen Seiten ein genaueres Bild machen.
Aber wie funktioniert die Brandbekämpfung? „Die Rheinfelder Drehleiter reicht bei einem Hochhausbrand bis 23 Meter Nennrettungshöhe bei zwölf Metern Ausladung“, sagt Sommer. Das entspräche in etwa dem neunten Obergeschoss. Ab dieser Höhe spricht die Landesbauordnung von einem Hochhaus, so Sommer. In Hochhäusern gibt es generell einen zweiten Rettungsweg, zum Beispiel ein zweites Treppenhaus oder eine außenliegende Feuertreppe.
Innenliegende Treppenhäuser werden im Brandfall unter Überdruck gesetzt, sodass der Rauch draußen bleibt. Auch bei den älteren Hochhäusern in Rheinfelden, so bestätigt der Feuerwehrkommandant, seien diese Vorrichtungen bereits vorgeschrieben. Der Angriffstrupp der Feuerwehr geht im Normalfall immer zu Fuß durchs Treppenhaus, und zwar mit dem gesamten Material zur Brandbekämpfung im Schlepptau. Für die Einsatzkräfte ist das eine schweißtreibende Angelegenheit. Mit Atemschutz mit bis zu zwei Flaschen, persönlicher Schutzausrüstung, Material wie Schlauchtragekörbe, Wärmebildkamera, Rauchschutzvorhang, Strahlrohr, Funkgerät kommen schnell 30 Kilogramm zusammen. Die Drehleiter wird zur Unterstützung eingesetzt, etwa um Feuerwehrleute im höchsten erreichbaren Stock abzusetzen, Material zu befördern oder Menschen zu retten.
Am Brand angekommen, geht es um den schnellen Aufbau einer Wasserversorgung, um das Feuer zu löschen. Hochhäuser verfügen über sogenannte Steigleitungen, durch die das Wasser in die entsprechende Etage gepumpt wird. Das Sprungkissen ist nur für Höhen bis 16 Meter – das entspricht etwa dem sechsten Stock eines Hauses – geeignet und wird auch nur dann eingesetzt, wenn es nicht anders geht. Wenn das Feuer gelöscht ist, geht es auf dem selben Weg wieder runter.
Für solche Szenarien wird regelmäßig trainiert. Dabei behält die Feuerwehr immer im Auge, wie die Gebäude in der Stadt beschaffen sind, und Hochhäuser gehören dazu. So gibt es mindestens ein Mal im Jahr Ortsteilbefahrungen. Dann wird alles mit den Einsatzfahrzeugen abgefahren. Die Feuerwehr bleibe immer auf dem neuesten Stand. Für Hochhausbrände wird zwar nicht speziell trainiert, aber Einsätze auf Treppen unter Atemschutz stehen auf dem normalen Trainingsplan, zum Beispiel auf der Endlosleiter.