Die Bürgerinitiative „Windkraft und Freiflächen-PV-Anlagen“ in Rickenbach wird am 17. Mai ab 20 Uhr in der Festhalle Willaringen gegen das von der Gemeinde geplante Bürgerwindrad im Vorranggebiet Hoheneck informieren.
Getragen wird die Bürgerinitiative nach Auskunft von Vertrauensperson Elvira Stehle aus Hottingen von rund 30 Aktivisten – wie viele Bürger an der Informationsveranstaltung wohl teilnehmen werden, könne sie „nicht einschätzen, doch wir rechnen mit etwa 100 bis 150 Teilnehmern“, erklärt sie gegenüber dem SÜDKURIER.

Von den eingeladenen Gemeinderäten hätten zwar einige wegen Terminüberschneidungen abgesagt, doch freue sie sich über deren Mitteilung, „dass sie sich über den Abend und die Vorträge der Referenten informieren werden.“
Referent des Abends hat bereits Windkraftgegner in Herrischried beraten
Hauptreferent des Abends soll der Rechtsanwalt Robert Mock aus Königswinter sein. Bis 2020 war Mock Lobbyist der Hydro Aluminium Rolled Products GmbH – eines der großen Konzerne der auf billigen Strom angewiesenen Metallindustrie in Deutschland.

Zwar habe die Bürgerinitiative auch andere Referenten angefragt, doch ‚Mock ist von Anfang an unser Favorit gewesen, da er auch in Kontakt mit der Bürgerinitiative Ödland in Herrischried steht‘, führt Stehle aus.
Diese war im Februar 2025 bei einem von ihr herbeigeführten Bürgerentscheid über die Teilnahme der Gemeinde Herrischried an einem Flächenpooling für den Bau von Windkraftanlagen im Vorranggebiet Höhberg-Wiedenbach unterlegen.
Worüber wird Mock sprechen?
Den Vortrag Mocks habe die Bürgerinitiative mit dem Referenten nicht im Detail abgesprochen, doch werde er in seinen Ausführungen neben rechtlichen Fragen auch die wirtschaftliche Lage in Deutschland analysieren.
Darüber hinaus stünden das von ihm postulierte Phänomen der Deindustrialisierung des Landes und die Frage der Rentabilität der Windkraftanlagen in der Region im Mittelpunkt seiner Erläuterungen. Den Hintergrund bilde hier die von Windkraftgegnern vertretene These, dass die Windstärke in der Region deutschlandweit zur schwächsten gehöre.
Darüber hinaus, so Stehle weiter, werde er neben ökologischen Fragen auch die nach ihrer Aussage vom Steuerzahler zu tragende Finanzierungsumlage des Erneuerbare-Energien-Gesetzes aus dem Jahre 2023 betrachten.
Aus der Sicht eines „Betroffenen“ werde darüber hinaus der Landwirt Theo Feger aus dem Kinzigtal die Folgen des Baus von Windkraftanlagen darstellen, ergänzt Stehle. Wie Mock tritt auch er seit Jahren auf Veranstaltungen von Windkraftgegnern mit Vorträgen auf.
Eine offene Diskussion soll pro und contra für die Windkraft aufzeigen
„Im Anschluss daran wollen wir im Rahmen einer offenen Diskussion viel Platz für Fragen von Bürgern bieten – auch für die Menschen, die als Grundstückseigentümer bereits Pachtverträge mit Investoren für die Errichtung von Windkraftanlagen abgeschlossen haben“, führt Stehle weiter aus.
„Wir haben in der Vergangenheit bereits viel mit den Menschen in Rickenbach über das Thema gesprochen, und viele fragen sich, ob es sich überhaupt lohnt, Windkraftanlagen zu errichten. Ich war erstaunt über das Detailwissen der Menschen“, erklärt Stehle weiter und wünscht sich „ein friedliches Miteinander angesichts der Herausforderungen der Zukunft.“
Gegner der Windkraft auf dem Hotzenwald vernetzen sich
Viele Bürger Rickenbachs fühlen sich nach ihrer Einschätzung beim Bürgerwindrad „vom Gemeinderat übergangen oder nicht ausreichend informiert und sagen, dass dies nicht demokratisch ist.“ Eine Stimmungslage, die im Hotzenwald weit verbreitet sei: „Auch in Todtnau bildet sich gerade eine Bürgerinitiative, die uns angeschrieben hat. Es findet eine große Vernetzung statt, so werden zu unserem Informationsabend auch Vertreter von Bürgerinitiativen aus Günterstal bei Freiburg im Breisgau, Malsburg-Marzell, aus Hasel sowie Todtmoos und Todtnau kommen“, ergänzt die einstige Kreisrätin.
Die Klage über mangelnde Information der Bürger über Gemeindeangelegenheiten durch den Gemeinderat wies Rickenbachs Bürgermeister Dietmar Zäpernick zur Eröffnung der letzten Sitzung dieses Gremiums nochmals ausdrücklich zurück.

Eine Prognose zum Ausgang des Bürgerentscheids am 20. Juli möchte Stehle nicht abgeben. „Wenn der Bürgerentscheid nur knapp scheitert wie in Herrischried, kann man die eine Hälfte der Bürger nicht einfach übergehen. Wenn die Abstimmung jedoch eindeutig für das Bürgerwindrad ausfällt, muss man das Ergebnis akzeptieren, dann müssen dessen Gegner eben aus Rickenbach fortziehen“, legt sie dar und weist noch einmal auf ihren „engen Kontakt“ mit Maikel Schmähling von der Bürgerinitiative Ödland in Herrischried oder AfD-Gemeinderat Matthias Jehle aus Wehr hin.
„Ich stehe mit Menschen, die der AfD angehören oder ihr nahestehen, in Verbindung. Wir sind uns beim Thema Windkraft einig und haben das gleiche Ziel“, erklärt Stehle – die scharfe Argumentationsweise und die Befürwortung der Atomkraft durch diese Partei lehne sie jedoch ab.