Die Planung des Radschnellweges im Wiesental geht jetzt an die Öffentlichkeit. Den Anfang machte am Montag der Gemeinderat Maulburg, wo die Projektleiterinnen mit den sich zu Wort meldenden Lokalpolitikern einer Meinung waren, aufs Tempo bei der Realisierung drücken zu wollen, auch auf Kosten von allzu hohen Standards.

Alexandra Bühler und Bettina Siegismund vom Landratsamt hatten zwar Schaubilder mit farbig markierten Trassen für mögliche Verläufe des Radschnellwegs in Maulburg mitgebracht, aber die beste Variante ist noch nicht in Stein gemeißelt und soll durch Beteiligung der Öffentlichkeit gefunden werden.

Bühler sprach von einem „Leuchtturmprojekt“ für die Region, das seit 2017 im Wiesental im Gespräch sei, und davon, dass schnelle Radwege in Holland und Nordrhein-Westfalen schon längst Realität seien. Ziel sei es, durch attraktive, schnelle Strecken möglichst viele Autofahrer zum Umsteigen aufs umweltfreundliche Rad zu bewegen. 1400 Radfahrer pro Tag seien auf dem Maulburger Abschnitt denkbar. Bühlers Schlagworte lauteten „direkt, schnell, sicher“.

In der Ebene sei mit dem Rad ein Schnitt von 30 Kilometern pro Stunde mit reiner Muskelkraft möglich, so Bühler. Fußgänger hätten auf Radschnellwegen nichts verloren und Knotenpunkte sollen möglichst vermieden werden, um im Tritt zu bleiben. Christoph Schwald von den Freien Wählern hatte einige Fragen bereits im Vorfeld schriftlich eingereicht. Zum Beispiel zu den Qualitätsstandards. Die sollen vier Meter Radwegbreite beinhalten. Und Schwald hörte ganz genau hin, als Bühler ausführte: „80 Prozent der Strecke sollten den hohen Standard haben.“ Andersherum: 20 Prozent kommen auch mit einem niedrigeren Standard von 2,5 Meter Breite aus. Schwald hakte später genau an dem Punkt nach. Er wünscht sich nämlich die schnellste Verbindung, zur Not an Bahnunterführungen und Bundesstraßenunterquerungen auch mit Abstrichen bei den Qualitätsstandards.

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Dann wurde es etwas konkreter. Die Projektleiterinnen stellten drei denkbare Trassen-Varianten für Maulburg in Aussicht, die nun diskutiert werden sollen. Trasse eins verläuft an der Wiese und scheidet fast schon aus, weil durch Hochwasserschutz und Bebauung eine Vier-Meter-Trasse nicht realisierbar ist. Trasse zwei folgt der B 317. Theoretisch wäre längs der Bundesstraße Platz für einen Radschnellweg, wenn der nicht reserviert wäre für den angedachten vierspurigen Ausbau. Schwald konnte sich vorstellen, Radfahrern dort den Vorrang zu geben, wo in ferner Zukunft eventuell zusätzliche Autos rollen sollen.

Die dritte Lösung eines Wiesental-Radschnellwegs folgt der Bahntrasse. Hier hakte wiederum Schwald nach („Die Bahn hat die Ideallinie“) und wollte wissen, ob eine nur 2,2 Meter hohe Unterführung für Radfahrer den hohen Kriterien entspräche. Die Antwort blieben die Projektleiterinnen schuldig, aber klar war die Botschaft: Der Gemeinderat will lieber Kompromisse eingehen und dafür nicht bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag mit dem Bau warten müssen. Fraktionskollege Kurt Greiner wies darauf hin, dass eine Abstimmung mit Schopfheim erfolgen müsse. Christian Leszkowski (SPD) fragte zu den unvermeidlichen Knotenpunkten nach. Die Expertinnen versicherten, dass es Möglichkeiten gebe, auch Kreuzungen flüssig für Radler zu halten, etwa durch Kontaktschaltungen und Rot für Autos.

Am 8. Dezember findet eine sogenannte Kick-Off-Veranstaltung statt, dann dürfen Bürger ihre Meinung äußern. Der Bürgerwille werde in die Planung mit einfließen, versicherten Bühler und Siegismund.