Schopfheim Hin und her wogt sie derzeit, die Debatte um den Naturbad-Beschluss des Gemeinderats. Mit Blick auf die Unterschriftensammlung für ein Bürgerbegehren und den daraus womöglich folgenden Bürgerentscheid wird die Tonlage zunehmend schärfer. Beide Seiten werfen sich abwechselnd gegenseitig vor, Unwahrheiten und „Mythen“ zu verbreiten.
Erst bezweifelten Gegner des Naturbad-Umbaus in Stellungnahmen und Leserbriefen Pro-Naturbad-Argumente der Verwaltung. Als Reaktion darauf warfen sodann Stadträte im Gemeinderat vergangene Woche Naturbad-Gegnern vor, mit falschen Behauptungen Stimmung zu machen. Ende der Woche folgten zudem Pro-Naturbad-Stellungnahmen der Stadtverwaltung sowie die Triathleten der Turnerschaft Langenau. Der Stadt und Bürgermeister Dirk Harscher ging es nach eigener Aussage um „Transparenz“ und darum, eine Reihe von „Mythen“ der Naturbad-Kritiker zu widerlegen, „Missverständnisse auszuräumen“ – wobei allerdings ganz viel von dem, was pro Naturbad aufgeführt wurde, auch schon in der Gemeinderatsvorlage im Juli stand.
Jetzt kontert die IG Sport- und Familienbad die städtische Stellungnahme und wirft ihrerseits der Stadt vor, „Naturbadmythen“ zu verbreiten. Eine Steilvorlage ist es dabei aus ihrer Sicht, dass die Stadt Schopfheim mit Bildern vom Naturbad Herrenberg wirbt. „Wenn für die Stadt dieses Bad die Referenz ist, dann gute Nacht“, heißt es in der Stellungnahme. Die IG verweist darauf, dass das Naturbad Herrenberg – wie von bereits im Juli berichtet – wegen der vielen Probleme und 150 Ausfalltagen in zehn Jahren zur zweifelhaften Ehre gelangte, im Schwarzbuch 2024/25 des Bundes der Steuerzahler aufgeführt worden zu sein. Auch fänden deshalb im Naturbad weder Wettkämpfe noch Schwimmtraining noch Schulschwimmen statt – alles sei ins Hallenbad verlegt.
So stelle sich aus Sicht der IG denn die Frage: „Wenn also sicher nicht in Herrenberg, wo steht das wundersame Naturbad, das uns vom Beschluss des Gemeinderates überzeugen soll? Größer und schöner als bisher, kostengünstig und so sicher, warm und klar, dass es von einem konventionellen Bad praktisch nicht zu unterscheiden ist?“ Bis dato habe Bürgermeister Harscher diese Frage nicht beantwortet. Auch eigene, intensive Recherchen hätten „noch kein solches Badwunder zutage gefördert. Oder bekommt Schopfheim womöglich etwas ganz Besonderes, einen Prototyp?“ Die IG fordere daher die Stadtverwaltung und den Gemeinderat auf, „endlich für Transparenz zu sorgen und den Bürgerinnen und Bürgern zeitnah ein ernst zu nehmendes, praxiserprobtes Referenzbad in der zugesicherten Größe und Qualität und zu den versprochenen Kosten zu nennen“.
Bürgermeister Harscher und die Stadt würden zwar Fakten und Transparenz versprechen, „aber Neuigkeiten erfährt man keine. Stattdessen verbreitet die Stadt Naturbadmythen und versichert wagemutig, ein Naturbad könne auch mit 25 Grad Wassertemperatur problemlos betrieben werden.“ Dass ein solches Bad, wie von der Stadt dargestellt, deutlich weniger kosten würde, zumal mit einer größeren Wasserfläche und besseren Ausstattung, hält die IG nach wie vor für eine unbewiesene Behauptung. Ingenieure, Techniker und Fachplaner im Team der IG Sport- und Familienbad hätten das der Stadt vom Naturbadbauer Gutmann vorgelegte Angebot unter die Lupe genommen und „mögliche gravierende Lücken und Ungereimtheiten ausgemacht“.
Sowohl die Baukosten als auch die Personal- und Betriebskosten dürften „deutlich höher ausfallen als angesetzt. Ein Naturbad bedarf intensiver Pflege, Reinigung und Aufsicht und verbraucht große Mengen kaltes Frischwasser. Unseres Erachtens lässt sich mit einem Naturbad unterm Strich kein Geld sparen.“ Zumal obendrein zu erwartende Einnahmeverluste wegen eingeschränkter, planmäßiger und außerplanmäßiger Öffnungszeiten und Besucherabwanderung in die konventionellen Bäder noch gar nicht berücksichtigt seien.
So viele Unterschriften
Die IG jedenfalls ist „zuversichtlich“, die erforderliche Anzahl an Unterschriften, 1113 an der Zahl, fristgerecht bis 6.¦Oktober zusammenzubekommen. Sie setze „weiterhin auf ein Umdenken in Stadtverwaltung und Gemeinderat“. Ihr Ziel sei „ein Neustart zum vollständigen Erhalt des Sport- und Familienbades, ohne Vorfestlegungen und mit sauberer, transparenter Alternativenprüfung, unter Einbeziehung unabhängiger, fachkundiger Personen sowie der Badnutzerinnen und -nutzern in ihrer ganzen Vielfalt.“