Christiane Sahli

Das Amtsgericht St. Blasien ist eines der kleinsten Gerichte in Deutschland. Die Direktorin des Gerichtes, Susanne Lämmlin-Daun, ist die einzige Richterin und damit für Zivil-, Straf- und Betreuungsrecht zuständig. Flexibilität ist gefragt, um die unterschiedlichen Aufgaben zu bewältigen.

Große Flexibilität

Anders als bei großen Gerichten, bei denen die Richter oft nur für ein Rechtsgebiet verantwortlich zeichnen, liegen beim Amtsgericht gleich drei Rechtsgebiete – Zivil-, Straf- und Betreuungsrecht – in der Hand von Susanne Lämmlin-Daun. „Es erfordert große Flexibilität und gutes Management, um die verschiedenen Aufgaben nebeneinander zu bewältigen und alles am Laufen zu halten“, sagt sie.

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Ihr Wunsch nach einer Leitungsfunktion und die Tatsache, dass sie sich die erforderliche Flexibilität zutraute, waren die Gründe, weshalb sie sich um die Stelle als Direktorin der Amtsgerichtes St. Blasien, die sie seit vier Jahren innehat, zu bewerben. Eine Herausforderung, die sie gerne annahm.

Das Amtsgericht St. Blasien verhandelt eine mögliche Unfallflucht. Bild: Chrisitan Klesse
Das Amtsgericht St. Blasien verhandelt eine mögliche Unfallflucht. Bild: Chrisitan Klesse | Bild: Christian Klesse

Das Pensum, das Susanne Lämmlin-Daun im Laufe eines Jahres zu bewältigen hat, ist beachtlich. Etwa 100 Zivilverfahren waren es im Jahr 2019, die Zahl der Verfahren bleibe relativ stabil, sagt sie. Gleiches gilt auch für die Strafverfahren, 76 Strafbefehlsanträge und 14 Anklagen waren 2019 zu bearbeiten.

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Hinzu kommen zirka 30 Bewährungsverfahren. Diese seien sehr zeitaufwändig, denn eine enge Überwachung der Bewährung sei erforderlich, erklärt die Richterin. Die Zahl der Betreuungsverfahren steigt. 70 neue Verfahren seien im vergangenen Jahr hinzugekommen. Darüber hinaus gelte es, unter anderem die Fortdauer der Betreuung in rund 350 weiteren Verfahren zu überprüfen.

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Auch wenn die Direktorin des Amtsgerichts ihre Termine und die anfallenden Aufgaben bestens im Griff hat, kommt dennoch immer wieder Unerwartetes auf sie zu. So im Fall einer alten Dame, die im Krankenhaus dringend einer ärztlichen Behandlung bedurfte, dieser aber nicht selbst zustimmen konnte.

Jede Stunde zählt

Da galt es, innerhalb weniger Stunden den Sohn als Betreuer einzusetzen, damit mit der Behandlung begonnen werden konnte. Dieser Fall wurde in einer Dokumentation des SWR-Fernsehens „Die Amtsrichterin – Eine Frau für alle Fälle“ geschildert. Die Dokumentation zeigt die Bandbreite der Aufgaben von Susanne Lämmlin-Daun auf, aber auch, dass sie, gerade in Betreuungsverfahren, viel unterwegs ist, um die Betreuten aufzusuchen.

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Aber nicht nur die verschiedenen Aufgabengebiete, sondern noch etwas anderes macht die Arbeit an einem so kleinen Amtsgericht zu etwas Besonderem: „Die gesamte Bandbreite des menschlichen Lebens wird sichtbar“, sagt Susanne Lämmlin-Daun. Manche der Schicksale, insbesondere im Betreuungsrecht, berührten sie, „die nehme ich mit nach Hause“. Für die Zusammenarbeit mit ihren Mitarbeitern fand die Richterin viele lobende Worte. Man sei ein tolles Team am Amtsgericht in St. Blasien, sagt die Richterin.