Beim schwersten Busunglück des vergangenen Jahrhunderts im Kreis Waldshut starben am 19. Juni 1951 nach einem Zusammenstoß mit einem Personenzug auf einem unbeschrankten Bahnübergang östlich des Bahnhofs von Stühlingen sieben Menschen. Drei weitere der insgesamt 29 Insassen in dem Touristenbus aus Köln wurden schwer verletzt, elf leicht.

Der von einem Kölner Reisebüro gecharterte Omnibus kam aus der Schweiz und war auf der Rückreise ins Rheinland. In Alpirsbach wollte die Reisegesellschaft aus 23 Deutschen, fünf belgischen Staatsangehörigen und einer Engländerin noch einmal übernachten. Um 17.15 Uhr überquerte der Bus den von einer Signalanlage gesicherten schienengleichen Bahnübergang oberhalb des Stühlinger Bahnhofs genau in dem Augenblick, als der planmäßige Personenzug aus Immendingen mit Fahrtziel Waldshut heranbrauste. Die Dampflok erfasste den Bus seitlich an der hinteren Hälfte, riss die Seitenwand auf und schob das Fahrzeug zur Seite.
Autofahrer leisten Erste Hilfe
Durch den Zusammenstoß, bei dem die Dampflok aus den Schienen sprang, wurden sofort fünf Menschen getötet, drei Frauen, ein Mann und ein achtjähriges Mädchen. Zwei weitere Frauen starben während der Einlieferung in das Stühlinger Krankenhaus. Schwer verletzt wurden drei Personen, elf erlitten leichtere Verletzungen. Die meisten Verletzten wurden in das Krankenhaus Stühlingen eingeliefert, vier in das Krankenhaus Waldshut, darunter eine Engländerin aus London und eine Belgierin aus Brüssel.
Zwei Personen kamen mit leichten Blessuren davon, sechs Personen, darunter der Busfahrer, blieben unverletzt. Erste Hilfe leisteten Autofahrer, welche die Strecke passierten und mehrere der Verletzten ins Stühlinger Krankenhaus brachten. Dann trafen auch Stühlinger Ärzte und Sanitäter am Unglücksort ein, alsbald auch ärztliche Hilfe mit dem Krankenwagen aus Waldshut.
Umstrittene Schuldfrage
Zur Schuldfrage gab es zunächst zwei Versionen. Der 40-jährige Busfahrer wie auch einige Fahrgäste erklärten nach dem Unfall, dass das zur Sicherung des unbeschrankten Bahnüberganges angebrachte Blinksignal nicht rotes, sondern weißes Licht gezeigt und damit die Überfahrt freigegeben habe. Dagegen bescheinigte die Eisenbahndirektion Karlsruhe der Warnblinkanlage ein einwandfreies Funktionieren.
Die Staatsanwaltschaft setzte anderntags zur Überprüfung der Anlage eine Testlokomotive auf der Strecke ein, auf der damals am nächsten Bahnübergang ein rotes Licht aufleuchtete, sobald ein Zug die vorhergehende Station verließ. Diese Testfahrt habe, so die amtlichen Ermittlungen, auf keinerlei technische Mängel an der Anlage hingewiesen. Worauf die Polizei den Busfahrer unter dem Vorwurf mangelnder Aufmerksamkeit vorübergehend festnahm.
Eine Augenzeugin erinnert sich: „Es war ein grausliches Szenario“

Am Abend nach dem Unglückstag fand auf dem Kirchplatz in Stühlingen die Einsegnung der Toten statt. Die älteste der Toten war eine 71-jährige Frau aus Köln, ihre achtjährige Enkelin das jüngste der sonst zwischen 26 und 50 Jahre alten Opfer. Bürgermeister Limberger legte im Namen der Stadt Stühlingen und der badischen Staatsregierung Kränze nieder. Im Anschluss an die Einsegnung wurden die Toten mit der Bahn nach Köln überführt.
Minister an Unglücksstelle
Das Unglück warf auch ein Schlaglicht auf den seit Jahren von Stühlingen erhofften Bau einer Umgehungsstraße, um auch die Gefahrenquelle des unübersichtlichen Bahnübergangs beseitigen zu können. Darüber informierte sich der damalige badische Finanz- und Verkehrsminister Wilhelm Eckert bei seinem Besuch in Stühlingen. Er besichtigte die Unglücksstelle und besuchte die Verletzten in den Krankenhäusern. Die lange gewünschte Umgehungsstraße wurde schließlich 1958 gebaut.